Brot und Spiele


Brot und Spiele


Diese Geschichte ist ein Mitschnitt eines phantastischen RPs von @Annabelle E., @Caravaggesk, @Amnesyas, @Harlem und mir. Die Szene ist im Original deutlich länger und ausgeschmückter, aber ich habe sie für die bessere Lesbarkeit gekürzt. <3


Trommelschläge erfüllten die Arena des Ya Ajvar und Schicksalsdamen nahmen Wetten an. Es war eine unterirdische Sandgrube, umgeben von Stein, beleuchtet einzig durch ein großes Gitter unmittelbar über dem Kampfring, das unter der Amnooner Sonne wie ein Gulli-Deckel anmuten musste und hier unten dicke Sonnentupfen auf den Sand warf. Wann immer in der Oberwelt Raptorenreiter oder Fuhrwerke über das Gitter bretterten, lösten die Erschütterungen Sandregen aus, die mal in feinen Rinnsalen, mal in Schleierströmen auf den Ring nieder gingen. Der Ring selbst war durch Meter hohe Gitter umzäunt, nach oben hin aber offen. Darin lagen wenige Ruinenstücke, hinter denen man sich verstecken konnte, aber nichts, was die Sicht der blutrünstigen Massen wirklich verbergen würde. Der Ring hatte nur zwei Zugänge, einer für die Bestien und einer für die Gladiatoren. Beide hatten ein Gatter, das für die Bestie war blickdicht und mündete durch einen Gittergang in die Katakomben des Ya Ajvar, wo irgendwo die Kreatur eingesperrt sein musste, dann und wann hörte man ein Grollen. Der Gladiator-Zugang war eine Gittertür und am Ende einer Einmarschschneise durchs Publikum. Die Publikumsränge waren in drei Etagen kreisförmig um den Ring errichtet worden und strebten der hohen Decke zu. Von oben hatte man den besten Blick und den größten Nervenkitzel, da der vergitterte Kampfring selbst kein Dach besaß.


Dort hatte Shafir Platz genommen, aber auch einige seiner wohlhabendsten Stammkunden. Der Krawall und der Jubel kam aber von den beiden anderen Rängen, einfache Bürger und Handwerksvolk waren ebenso geladen worden und heiß auf einen guten Kampf. Neben den Wettbereichen gab es auch einen Ausschank und einen Fressalien-Stand am Rand der Szene und an allen Zugängen sowohl beim Käfig als auch der Arena selbst 'Ordnungshüter' des Casinos, dazu abgestellt Querschläger schnell aus dem Verkehr zu ziehen. Unter ihnen waren mit scharfen Klingen bewaffnete Schläger, aber auch Elementaristen. Auch Shafir trat offen als Magier auf, führte einen Stab mit sich, der freilich ebenso dem Kosmos verschrieben war, wie sein gesamtes Erscheinungsbild. Er trug heute sogar schwarzen Kajal unter den Augen und einen goldenen Punkt auf der Stirn. Der letzte Zweifler hätte ihn nun ganz sicher für schwul gehalten, aber es passte zu ihm.


Sein Zuständigkeitsbereich war der Himmel. Dort wo die Sonnenflecken herkamen und der Sandregen konnte schließlich alles mögliche auf seine Kämpfer herab fallen. Damit das nicht passierte, schillerte dann und wann eine magische Barriere auf. Sie war nicht permanent, ein schützender Schirm über seinem Pfuhl der Sünden, den Shafir immer dann aufspannte, wenn etwas herein oder heraus zu kommen drohte, das nicht Sand oder Licht war.


Eine mit einem schwarzen Umhang vermummte Gestalt trat in die Arena. In der Mitte der Fläche blieb die Person mit leicht gespreizten Beinen stehen. Dann hob sie ihre Arme langsam empor, sodass sie unter dem Umhang zum Vorschein traten. Ihre Haut war übersäht mit Tätowierungen aller Art, die Hände steckten in Fingerlosen Handschuhen. Auf Höhe der Brust angekommen, kreuzten sich die Arme und die Handflächen zeigten zum Körper. Kurz hielt die Person inne. Zwei, drei Atemzüge lang geschah nichts. Dann warf sie mit einem Rück die Hände nach unten und der schwarze Umhang ging jäh in Flammen auf. Die Funken stoben und erhellten den zwielichtigen Kampfring, während ein Raunen durch die Menge ging und ein paar Frauen aufschrien.


Als die lodernden Flammen verglühten, wie sie aufgekommen waren, konnte das Publikum den jungen Feuerkünstler ganz erkennen. Es war Edgar. Er trug lediglich eine enganliegende dunkle Lederhose und die Handschuhe. Der Rest des Körpers war den Blicken frei zugänglich. Er begann sich rhythmisch zu bewegen, aber es war nicht nur ein Tanz, es war wie eine Mischung aus Tanz und Kampfbewegungen, untermalt durch immer wiederkehrendes entflammen von züngelnden Strahlen. Zu guter Letzt formte er zwischen beiden Händen einen Feuerball. Warf ihn von einer zur anderen Hand und schleuderte ihn dann in wilden Bahnen umher, um ihn schließlich wieder einzufangen.


Dann wurden die Bewegungen langsamer, man spürte förmlich wie einige im Publikum den Atem anhielten und er führte den Feuerball zum Mund und verschlang ihn. Im nächsten Augenblick wirkte es so, als habe er sich verschluckt. Er würgte und wand den Oberkörper vor und zurück. Schließlich spie er eine gewaltige Stichflamme aus. Die Flamme versiegte und das Halbdunkel nahm wieder Einzug. Der Feuerkünstler verneigte sich unter dem aufkommenden Applaus der Zuschauer und verließ dann erhobenen Hauptes die Arena.


Danach kehrte kurz Ruhe ein, ehe sich erneut Musik erhob. Die Lichter fielen auf einen dunklen Mann, gekleidet in einer Haremshose und spitzzulaufenden ledernen Schuhen - Yarzar. Er streckte die Arme aus. Das Publikum beobachtete er aus strahlenden Augen, um die Pupillen golden-flammende Ringe. Der Elementar in ihm war erweckt. In seinem Händen zuckten Flammen, die er in einem leichten Abstand von sich nutzte um Figuren zu formen und fließend zu tanzen. Verschiedenste Präsentationen seines Bändigens der Flammen. Yarzar war nicht nur ein Bändiger sondern auch das Feuer höchstselbst. Als der Tanz vollendet schien, sah es aus als würden Funken fliegen und er zu Asche zerfallen. Einige Augenaufschläge später erst flammt das Häufchen auf dem Boden auf und es sah aus, als würde ein Phönix empor steigen, dessen Flammen langsam nachließen, nachdem er sich um sich selbst wirbelt bis nur noch Yarzar dort stand und sich verbeugte. Auch ihm brandete frenetischer Applaus entgegen.


~*~


Der Arenalärm drang auch in den Raum, in dem sich die Gladiatorin auf ihren großen Auftritt bereit machte. Sanura ließ sich von Kara, einem Freudenmädchen mit goldenen Schuhen, dabei helfen ihre Rüstung anzulegen. Sie war leicht genug, um ihr größtmögliche Flexibilität zu gestatten, aber aus gehärtetem Leder und eingenähten Metallplatten, die ihre wichtigsten Organe schützten. Ihre Waffen waren brandneu und hatten noch kein Blut geschmeckt. Für die Arena, in der nur die phantastische Show zählte, waren sie aufwändig verziert, tödlich scharf in jedem Fall. Zwei lange geschwungene Dolche trug sie links und rechts an den Hüften. Zwei Verlängerungen ihrer Arme. Der Handschuh ihrer linken Hand war mit einer Klaue bewährt. Am Gürtel und ans rechte Bein geschnallt verbargen sich noch unbekannte Notnägel, die sie im Kampf brauchen könnte.


Die Kämpferin hielt still während ihre Helferin ihr gekonnt das Gesicht mit einer dramatischen Kriegsbemalung verschönerte, die sie noch gefährlicher und sehenswerter aussehen ließ.


"Bist du nervös?", fragte Kara.


Sanura atmete einmal tief durch.


"Ja," antwortete sie, klang aber gelassen dabei.


"Du wirst phantastisch sein! Du siehst gefährlich aus und unbezwingbar. Sie werden dich sicher gleich ankündigen. Halte dich bereit. Brauchst du noch irgendwas?"


"Betest du zu Kormir für mich? Das würde mir viel bedeuten. Draußen tut es keiner."


Sanura hob einen Mundwinkel und stand auf um sich im Spiegel zu betrachten. Sie war zu etwas scheinbar übermenschlichem geworden. Einer Halbgöttin, die alles erschlagen würde, was sich ihr in den Weg stellte.


So fühlte sie sich aber nicht.


"Hast du gut gemacht.", lobte sie Kara. "In Dunkelheit und Feuer werde ich spektakulär aussehen."


Die Kämpferin griff sich ihren Kopfschutz. Es war ein runter Helm mit Maske und Brille, die ihr bei aufgewirbeltem Sand einen Vorteil bieten würde.


Kara lächelte und versicherte für sie zu beten. Danach drückten sich die Frauen die Hände und Sanura ging durch den Gang, der sie zur Arena führte, wartete dort auf ihren Aufruf.


~*~


In der Arena, im obersten Zuschauerrang, bei den Reichen, saß eine besondere Dame am Ring. Sie hatte blondes Haar, leicht verborgen unter einem Tuch und offensichtlich blasse Haut. Eine Exotin in Amnoon. Ihre Kleidung war schmutzweiß, rosa und weißgold, edler Zwirn. Sie trug ein Lächeln auf den Lippen und suchte in der Menge mit ihren blauen Augen nach einer der Schicksalsdamen, die die Wetten annahmen, sie suchte nach Hazel.


Für die blonde Exotin war der Anblick von Hazel sicherlich auch ein anderer als sie in Erinnerung hatte. Kein edles Kleid schmückte Hazel, keine perfekt zusammen gesteckten Haare, kein unauffälliges Make Up. Heute und hier musste ein Spektakel gefeiert werden, was auch alle anderen Künstler, egal, welcher Form, mitfeiern mussten. Hier oben bei dem edlen Publikum fühlte sich Hazel trotzdem wohler als auf den grölenden Rängen und holte gute Wetteinsätze ein, denn sie flirtete ob mit Mann oder Frau, sie machte es eben gerne, wenn sie nicht befürchten musste, dass man einen Flirt gleich derart falsch verstand. Als sie bei dem bekanntem Gesicht ankam und ihre Aufmerksamkeit rein durch Körpersprache forderte, als Hazel die blonde Frau erkannte, da verlor sie doch einmal das Sonnenscheinlächeln. Schweigend wurde lange in das Gesicht der anderen geschaut ehe sie sich ohne ein weiteres Word umwand und einen Platz im Schatten von Shafir einnahm, irgendwo hinter ihm, wo sie nicht gleich auffallen würde, aber zumindest der Magier ihre Präsenz spüren konnte. Der Blick lag nun auch auf dem, was unter ihr geschehen sollte.


Shafir hatte die Artisten mit wachem Wohlwollen beobachtet und beiden ergeben applaudiert. Als Hazel sich bei ihm einfand und die hohen Herren um ihre Wetteinsätze erleichterte, schenkte er ihr ein zufriedenes Lächeln, dann aber tat sich etwas im Ring.


Nachdem die beiden Feuerkünstler unter tosendem Applaus gegangen waren, betrat ein schwarzer Mann mit Glatze die Arena. Er war wirklich ziemlich dick, regelrecht fett, hatte aber eine bemerkenswerte Ausstrahlung. Um seinen massigen Leib schlang sich eine gelbgoldene Tunika und der Goldschmuck an seinen Ohrläppchen hing so schwer nieder, dass er seine Ohren über die Jahre gedehnt und lang gezogen hatte. Auf seinem Schlüsselbein lag eine schwere Kette auf, sie zeigte eine goldene Scheibe, so groß wie eine Untertasse. Das Sonnenlicht blendete unangenehm darin, wann immer er sich bewegte, und für so eine klobige Gestalt bewegte er sich ziemlich viel, schritt mit weit ausgestreckten Armen über den Sand und Er schrie das Publikum an: "Seid ihr bereit?!" Obwohl sie grölten und jubelten rief er: "Ich kann euch nicht hören!" und sie jubelten lauter. Der Mann grinste und zeigte dabei leuchtend weiße Zahnreihen. Er stellte sich ihnen als ihr Ringrichter vor und er war tatsächlich sehr beliebt, ein Ex-Gladiator, den einige der Alten noch aus frühen Grubenkämpfen kannten. Ulvar der Maßlose.


Doch er sagte auch, dass er als Richter hier nicht viel zu melden habe, da es nur wenige Regeln gäbe: Ein Kämpfer, der unterlag, hatte die Möglichkeit, sich zu ergeben und dadurch als Feigling vom Platz zu gehen. Wenn er sich nicht ergab, dann liefen die Spiele bis zu seinem Tod. Eine Begnadigung durch das Publikum konnte ausgesprochen werden, wenn der Kämpfer bewusstlos war, sich also nicht mehr selbst ergeben konnte. Dazu gab es den Daumen hoch oder runter wie im alten Löwenstein. Ulvar ließ das Publikum üben, auch Jubeln und Ausbuhen ließ er sie üben und lachte speckig dazu. Den letzten Daumen hatte Shafir, aber Ulvar versicherte mit einem verlachten Grunzen, dass jener den demokratischen Publikumsentscheid unterstützen würde, schließlich wolle niemand einen Schwächling wieder sehen. Garantie auf Überleben gab es nicht, für keinen Gladiator, denn wer sich den Spielen verschrieben hatte, hatte in alle Gefahren eingewilligt. Magie war erlaubt, Gift war erlaubt, brachiale Gewalt war erlaubt, erzählte der Ringrichter. Es war ein dunkler Ort hier unten im toten Winkel der Kavaliere. Eine Kreatur indes galt erst dann als besiegt wenn sie tot war und sie konnte auch freilich nicht begnadigt werden. Nachdem er fertig gesprochen hatte kündigte Ulvar mit großen Gesten die Gladiatorin an, er nannte sie die Walküre des Sandes, die Vollstreckerin des Zorns, und mit einem letzten kraftvollen Ausruf: "SANURA!"


An der Schneise zischten Flammen auf und die Trommeln hämmerten ein Lied, das ihr auf den Leib geschrieben war.


Sanura hörte die letzten Erläuterungen von Ulvar und wartete auf ihr Stichwort. Ihren Namen.


Es gab kein Zurück mehr.


Die Gladiatorin ging entschlossen dem Ring entgegen, den Helm am Gürtel angehängt, damit sie für diesen Moment die Hände frei hatte. Obwohl sie nicht vor hatte, zu verlieren, schadete es weder ihr noch dem Geschäft, wenn sie das Publikum auf ihrer Seite hatte.


Die zischenden Flammen entfalteten genau die gewünschte Wirkung auf die Kämpferin. Gelbes Zwielicht ließ ihre Erscheinung und ihr harsches Gesicht mit der Kriegsbemalung geradezu dramatisch und gefährlich aussehen. Sie riss beide Fäuste in die Höhe. "AMNOON!", rief sie der blutrünstigen Menge zu.


Sie begann eine Ehrenrunde durch den leeren Ring und demonstrierte den Zuschauern alberne, aber durchaus sehenswerte Trickwürfe mit ihren Messern, die mit einem weiteren Kampfschrei gen Himmel endeten.


Shafir hatte die fremde Frau in Schmutzweiß noch nicht bemerkt, forderte die Walküre doch seine Aufmerksamkeit. Es gefiel ihm wie sie sich gab, die Massen anheizte und für sich gewann. Er wusste, dass sie Angst hatte, aber niemand sah es ihr an. Es war Täuschung, es war Kunst. Es war ganz wunderbar. Aus dem Augenwinkel bemerkte er, wie Hazel sich unauffällig in seinem Schatten barg. Kurz suchte er mit seinen Pupillen nach der potentiellen Gefahr, fand aber nichts und tat es ab. Vermutlich bloß ein Grabscher, auf dem Adelsrang und bei ihm war Hazel sicher vor weiteren Unflätigkeiten und so konzentrierte er sich wieder völlig auf die Arena als Ulvar das Monster ankündigte. Er nannte es ein vielköpfiges Ungeheuer, den Schrecken der Knochenufer, und schließlich mit einem gewaltigen Ausruf: "DIE SCHWEFEL-HYDRA!"

Kommentare 6

  • Was ein Fest, was ein Trubel, was für ein grossangelegtes Spektakel ihre werten Damen und Herren uns nun hier liefert. Ich komme nun endlich auch mal dazu, die Geschichte zu lesen und einen Kommentar zu schreiben. Nun Sanuras erster Auftritt vor zahlreichem, bluthungrigem Publikum. Das wird sicherlich ein sehenswerter und vor allem lesenswerter Kampf werden gegen die Schwefelhydra. Aber zu den Zierlichkeiten... Sanura ist änglich, weiss aber, dass sie keinen Stand haben wird als Gladiatorin, daher treibt sie die Masse an. Da sie dabei an Kormir denken muss, verwundert mich ein wenig. Aber die Wahrheit wird sicherlich seinen Grund haben. Dann wäre da noch jene Dame im schmutzweissen Kleid, die Hazel mit einem winzigen Erkennen, das Lächeln raubte. Sicherlich eine alte Bekannte... *spienzlet zum neuesten Charaktereintrag* Und vermutlich eine ungewünschte alte Bekannte... Mal sehen, wie sich diese Geschichte weitertreibt. Wie immer schöne Zusammenfassung. ^^

    • Boah, du bist SO gut! Die Dame in dem Schmutzweißen Kleid ist tatsächlich Delia Belle Morgayne! Und sie wirbelt Hazel's Leben in Amnoon gewaltig durcheinander. <3

  • Joar kann man machen^^

  • Es war ein Fest <3