Briefe an Arla I

An Arlassia, Salmaviertel
Oder: Geschenkartikel-Gaumenfreuden-Genußcafé „Herzlich“, Melandruhochstr.
Oder: Hugh, Wirt der Wunderlampe im Ossaviertel
Götterfels


(Montag vormittag)


Liebe Arla,
wir sind gestern Abend wohlbehalten am Flüchtlingslager bei der Blutstromküste angekommen. Aufgrund des Platzmangels hier nehmen wir Cheffi ein gutes Stück von seinem Platz im Zelt weg, aber bisher hat er noch nicht gemeckert. Vielleicht denkt er ja, sein Schnarchen ist Strafe genug für den Platzraub.


Hier regnet es die ganze Zeit; unsere Lieferung, unsere Kleidung und alles, was hier gelagert wird, alles das kreucht und fleucht, ist nass oder zumindest klamm. Ein ekelhaftes Gefühl, wie die Sachen an einem kleben: Von der Kleidung angefangen über den Sand, der hier in Massen rumliegt, bis hin zur Asche der Feuer, die vom Wind irgendwie immer genau in mein Gesicht geweht wird, zwischen Hut und Tuch vorbei ab an Nase, Mund und Wangen.
Käfer sagt, ich seh schon aus wie eine richtige Elonerin (zumindest im Gesicht) und findet das lustig.
Mann eh… Der Regen nervt mich wirklich!


Wir haben soeben mit Schrecken fest gestellt, dass die Norn, die wohl bisher die Organisation rund ums Kochen und auch den Großeil des Kochens an sich übernommen hat, verschwunden ist. Käfer macht sich schon Sorgen, das er womöglich bei den Kochaufgaben helfen soll, dementsprechend ist seine Laune. Vielleicht kommt die aber auch vom Zustand Löwensteins - war ja immerhin auch seine Heimat. Wer weiss das schon so genau?



(Montag Abend)


Huhu noch mal.
Entschuldige, dass ich mitten im Brief abgebrochen habe, aber es wurde schon hell und ich musste mit zur Jagd. Wir haben zwei Moas erlegt, nachdem wir fast 5
Stunden verzweifelt versucht haben -irgendwas- zu finden und zu erlegen. Ich glaube, die Tiere wissen, dass etwas schreckliches passiert ist, denn wir konnten auffällig wenige überhaupt aufspüren… und haben wir was gefunden, so war das Wild so unruhig, das uns gleich mehrere Tiere entwischt sind.
Na ja.. aber zwei Moas sind besser als gar nix, ne?


Ich habe gehört, dies hier ist das Lager, in dem die Zustände am schlimmsten sind, und ich bete zu den Göttern, das dies stimmen möge – ist es irgendwo noch schlimmer als hier kann ich mir nur allzu gut vorstellen, wie die dort befindlichen Leute dahinsiechen müssen…
Heute sind weitere Lieferungen gekommen, und für morgen werden auch noch welche erwartet. Wir haben kaum Medikamente und Verbandsmaterialien, jeden Tag sterben mehrere Flüchtlinge ohne dass ihnen geholfen werden kann. Dafür ist wohl vorgestern Elene hier aufgetaucht, mit Hora zusammen, und noch ein weiterer Heiler… davor gab es hier nicht einmal Heiler, nur Heilerhelfer, die halt nich so gut ausgebildet sind. Du kannst dir sicher vorstellen, wie es hier ausgesehen haben muss.


Marth hat mich als Verantwortliche für Nahrungsmittel eingeteilt – Eigentlich heißt das nix anderes, als das ich die nächsten Tage damit verbringen werde mir zu überlegen, was man aus dem kochen kann, was so angeschleppt wird… wir haben Jäger-, Sammler- und Fischergruppen, aber was genau erbeutet wird ist reine Glückssache. Ich muss auch noch schauen wer beim kochen hilft, und dann geht’s ans Vorbereiten und Kochen… Wir haben nämlich keinen ordentlichen Koch vor Ort. Die Norn bleibt weiterhin verschwunden. Marth sagt, wir sind mehrere Hundert Mann, und das heisst, das das Vorbereiten und Kochen keine Sache von mal eben ein oder zwei Stunden ist, sondern ziemlich tagesfüllend. Und das für direkt mehrere Leute, nicht nur mich.


Wir haben ein paar Hühner hier, und eins davon hab ich Arla genannt. Die wohnen nämlich im Versorgungszelt, und da bin ich ja die meiste Zeit - so kann ich immer fantastisch mit dir schimpfen oder dir mein Leid klagen, ohne dass du dich wehren kannst. Den Gockel hab ich Leon genannt, aber das weiß niemand, ich bin ja nicht so doof und sag das laut. Vor allem nich vor Käfer, der denkt sonst wieder was falsches. Kennst ihn ja, hihi. Aber irgendwie hat der Gockel halt Ähnlichkeit mit dem Igor, so diese seltsame Mischung aus Arroganz, Aufgeplustertheit, Machtgehabe und doch auch wieder Fürsorglichkeit und Freundlichkeit...
Wäre der n Tier, wäre der sicher n Gockel, oder was meinst du?


Arla, ich hoffe, es geht dir gut. Tut mir leid, das ich mich wegen der Kloppe so aufgeregt habe.
Wenn du die Möglichkeit haben solltest, einer Karawane weitere Hilfsgüter mitzugeben, so brauchen wir echt dringend Medikamente, auch Salz, Öl, Mehl, Gewürze… und Kleidung. Die meisten vor Ort haben ziemlich abgewetzte Lumpen an, und wie ich hörte ist die Kleiderlieferung von uns nach Lornar gegangen, wegen dem Schnee und der Kälte dort.


Viele Grüße, auch von Käfer natürlich!
Dia



P.S.: Boah, wie mir der Regen auf die Nerven geht… das glaubst du gar nicht!



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An: Arlassia, Salmaviertel
Oder: Geschenkartikel-Gaumenfreuden-Genußcafé "Herzlich", Melandruhochstr.
Oder: Hugh, Wirt der Wunderlampe im Ossaviertel
Götterfels



(Dienstag Abend)


Liebes Lieschen,
es ist jetzt Dienstagabend, und ich konnte den Mann von der Abtei überreden noch einen Moment zu warten, bis er durchs Lager stapft und die heutigen Briefe mitnimmt um sie zu verteilen. Na gut.. ich glaube, die Bestechung in Form eines Stückes Schokoladenkuchen hat eher gewirkt als das Bequasseln, aber das ist ja egal… Jedenfalls sitzt er nu am Feuer, trinkt Tee und isst Kuchen. Ich schätze, ich habe ungefähr eine Dreiviertel Stunde Zeit, um diesen Brief zu schreiben, dann ist er fertig mit allem. Also auf auf!


Das wichtigste zuerst:
Wir haben weitere Helfer und Hilfslieferungen erhalten heute, sogar eine ganze Menge. Daher möchte ich meinen Wunsch ändern, solltest du etwas herschicken können: Am liebsten wären mir Öl zum Einlegen und Braten, Knoblauch, Gewürze wie Pfeffer, Schnittlauch und Petersilie sowie (Frühlings-)Zwiebeln. Die werden hier auch am dringendsten benötigt.
Lieferungen haben Medikamente, Mehl, Trockenfleisch, Brot; auch Salz, Kräuter, Tees und so weiter in großen Mengen gebracht und es hieß es werden weitere kommen, aber das alles macht das gekochte Essen leider nicht schmackhaft. Fleisch und Fisch können wir hier jagen, mit etwas Geduld und Glück. (Oder etwas mehr).


Wenn das Wetter hier schon ne einzige Pampe ist muss es das Essen ja nicht auch noch sein, oder?


Chy ist gekommen und stell dir vor: In der Nähe gibt es ein Quaggandorf, das sie besucht hat.
Die lieben Fuus haben uns 4 Haie gebracht, zusammen mit Werkzeugen zum Ausnehmen. So ein Glück, das wir Chy haben… aber die reist morgen leider schon wieder ab. Wenn sie weg ist nehm ich ihren Platz als Lagerbotschafterin bei den Quaggan ein; wuhu!
Auch ein Barde war da, ein Sylvari, und hat das Abendessen etwas angenehmer gemacht, indem er die dauernden Schmerzenslaute, die von überall her kommen, einfach mal übersungen hat. Einen der Haie werde ich in Salz einlegen und als Notreserve bunkern. Die anderen müssen wir schon mal ausnehmen und so… vermutlich heut Nacht.
Wie bereitet man Hai schmackhaft und richtig zu?
Arla, für so viele Leute zu kochen ist wirklich mehr eine Strafe als alles andere. Zumindest unter diesen Umständen. Wir haben weder genug Holz und Kohlen für mehr als ein
Kochfeuer, noch haben wir genug Töpfe und Grillroste und auch nur einen wirklich riesigen Kessel – wer den geschickt hat möge für ewig gepriesen sein, eh -, weshalb wir Nachts schon damit anfangen müssen Wasser abzukochen oder Suppen anzusetzen. Morgens brauchen wir den Platz und die Hilfsmittel schon wieder für anderes.


Fiann ist hier und Anna aus dem Heilhaus und Alex... kennste einen Alex? Er meinte, er wär n Bekannter von Schweinchen und damals viel in der Lampe, aber ich kann mich nicht so recht erinnern. Jedenfalls hats den ordentlich erwischt, und seine Wunden entzünden sich immer wieder… ich hoffe, wir müssen ihn nich auch bald zum Feuerberg bringen. So heißt der Öppel, auf dem wir die Leichen verbrennen, die vom Meer angespült werden (und natürlich diejenigen, die ihren Verletzungen hier im Lager erlegen sind). Also, ich nenn den so. ‚Leichenhügel‘ oder ‚Totenberg‘ ist mir zu deprimierend. Feuerberg klingt schöner, findeste nicht?
Was wollt ich sagen? Ach ja: Zumindest tun wir die verbrennen, wenn es gerade mal nicht regnet. Was aber nicht oft vorkommt. Deshalb stapeln die sich. Zum Glück ist der Feuerberg nen gutes Stück weg. Der dauernde Regen ist echt blöde. (*neben diese Aussage wurde ein weinendes Mondgesicht gemalt*)


Käfer hilft beim Kochen, stell dir das vor! Mittlerweile brennt er auch gar nicht mehr so oft das Essen an. Ich glaube, ohne ihn wär ich schon wahnsinnig geworden hier; irgendwie schafft er es immer, im rechten Moment an meiner Seite zu stehen. Einfach so. Plöpp, ist er da. Manchmal frage ich mich, wie er das macht, wirklich… ich lass mir gar nicht anmerken, wie sehr mir die Zustände hier zu schaffen machen! - Trotzdem ist er immer da, wenn ich Gefahr laufe, meine Nerven zu verlieren, und tröstet mich durch seine typischen, kleinen Gesten.


Apropos Käfer: Der hat nen Hund gefunden, vorletzte Nacht. Oder besser: Der Hund hat Käfers Trockenfleischnotreserve gefunden. Wieso nur? Wieso Käfer? Wieso ich? Weißt du noch, wie er schon vor zig Wochen gemeint hat, dass so ein Hundchen doch sicher schön wäre als Familienzuwachs, zu Hause?
… Du ahnst es schon, mh?
Immerhin ist er nun viel lieber und öfter im Versorgungszelt um beim Essen zubereiten zu helfen. Ich tu so, als würd ich nicht mitbekommen, das immer mal wieder ein Knochen oder Ähnliches verschwindet; ich hoffe nur, das er das Viech gut genug versteckt hält, das nicht irgendeine Wache auf die Idee kommt, es zu erschießen. Wir haben jetzt doch schon einige Wachen hier, und obwohl es ja gut ist, das sie da sind, ist mir das Bild der vielen Gerüsteten nich so geheuer. Man kommt sich vor, als würde jeden Moment etwas passieren können. Bisher hab ich das Hundi zumindest noch nicht erspäht; ich nehme an, Käfer ist ganz gut im Verstecken von blinden Passagieren. Ich muss mir schon mal einen Namen überlegen. Was hälste von Wolfgang?


Arg... Der Mann hat längst aufgegessen und geht gerade zum Ballon... ich glaub, ich lauf mal fix los…


(*noch hastiger und krakeliger geschrieben als eh schon wurde die letzte Zeile:*)
P.S: Das Wetter ist echt Mist! So richtig. Und mir tun die Knochen weh.