Manchmal war die Grenze zwischen dem Entscheid zum Leben oder Tod nur gering. Ein wahrer Balanceakt inmitten der Intrigen spinnenden und Verrat witternden Höflinge, die häufig genug darauf warteten einen Ritter mit sich selbst auszutauschen.
Hinter sich schloss die Ritterin die Tür zu ihrer Wohnkapsel. Für einen Moment war sie vor den geifernden Blicken des niederen Gewürms an Höflingen sicher. Jene warteten nur darauf, dass sie selbst einen grossen Fehler beging, nur um dann selbst den Foltermeister spielen zu dürfen.
Aber nicht mit Ihr!
Seit dem Niedergang des Dschungeldrachen ging es dem Albtraumhof schlecht und Höflinge in den oberen Rängen fehlten. Durch dieses Machtvakuum, welches durch den Verlust der Herzogin einherging, konnte sie ihren eigenen Rangaufstieg sagenhaft schnell hinter sich bringen. Doch ihr Ansehen verhalf nicht nur ihr zu einer gewissem Sicherheit und Macht. Nein, sie wusste um die Schutzbedürftigkeit ihrer Leibeigenen Rhîth. Eine Höflingsdame und ihre Bedienstete, die sie mit sadistischer Freude umherscheuchen und ihre Rankenpeitsche spüren lassen konnte. Sie war ein lebendiges Beispiel, was mit all jenen passierte, die sich gegen die Ritterin stellten. Die Verantwortung, die sie als mit ihrem Rang und Namen trug, wusste Aíobheann durchaus zu schützen. Das Geheimnis ihrer beiden Herzen dürfte niemals an die Öffentlichkeit am Hof oder deren Aussenposten gelangen. Es wäre der sichere Tod für beide. So vertraute sie niemandem anderen mehr als der Bediensteten, durch deren Arbeit in der Informationsbeschafferei sie immerhin ihr eigenes Ansehen verdankte. Jene konnte sich damit begnügen, keine Furcht vor den anderen Höflingen zu verspüren zu müssen.
Doch so war das Leben bei ihnen zwei: Geheimnis für Schutz oder die Wahrheit, gleichbedeutend mit dem Tod.
