Gewalt, geringfügige Grausamkeit, blutig, vulgär
"Machen wir den Sprengstoff bereit.", raunt Karel flüsternd in Nialls Richtung. "Lassen wir nicht viel Zeit vergehen."
Das Paket liegt vor der Palisadenmauer, Fremont packt die Lunte zwischen Daumen und Zeigefinger an. Ganz leicht kann man den Funkenflug erkennen. Sie brennt. Und der Bombenleger kommt in strammem und möglichst leisen Schritt zurück.
Zehn... neun... acht... Lara konzentriert sich auf ihre Atmung, packt ihre Axt enger beim lederumwickelten Griff, schließt für drei Sekunden lang die Augen. Sie muss ihr rauschendes Adrenalin zügeln.
Sieben... sechs... fünf... Meinhard sieht die platzierte Ladung routiniert an. Er hat es schon oft erlebt und ein Teil in ihm ist bereit, im Kampf gegen diesen Feind zu fallen. Aber jede Schlacht, die er übersteht, bedeutet eine weitere, in der er das Land befreien kann.
Vier... drei... zwei... Winters Blick verfinstert sich. Er mag diesen Plan, denn er beginnt mit einer Explosion und mündet in großem Leid für eine verabscheuungswürdige Gruppe.
Eins .... Die Explosion zerreißt die nahen Seile und sprengt splitternd ein großes Loch in den Boden und den Wall, in den drei Kämpfer nebeneinander hindurch dringen können. Vor allem aber umnebelt die Stelle jetzt viel aufgewirbelter Staub, Rauch und Dreck. Der Wachposten will sich alarmiert herumdrehen, aber Marius ist schneller. Der Wachposten fällt. Die Kugel hat dem Charr das Gesicht zerfetzt und ihn recht rasch als Bündel aus Leder, Metall und Fell liegend und blutend - und regungslos - auf das Aussichtsplateau befördert.
Fast im selben Moment des Schusses ruft Karel auf. "ANGRIIIFF!" Und er bringt sich in die Höhe. Er fetzt los. Ganz im Sinne des Anführers geht er auch voran - geradewegs auf das frisch gesprengte Loch zu.
Niall stürmt versetzt hinter Karel an linker Flanke mit barschneidigem Zweihänder auf das gesprengte Loch zu und brüllt dabei jetzt schon aus blutrünstiger Kehle. "FÜR ASCALOOON!"
Aus dem rückwärtigen Feld stürmen die Federn mit. Es gibt für sie nur eine Richtung: Nach vorn, immer nach vorn, ein todesmutiger Ansturm aus blinder Mordlust. Wer zögert und langsamer wird, droht, etliche Reihen zurück zu fallen und im schlimmsten Fall umgerannt zu werden.
Karel schießt auf den Charr, der ihm entgegen kommt und trifft in die Brust. Das fellige Biest stürmt auf ihn zu - und er blinzelt, flackert - und taucht hinter ihm wieder auf. Diesmal ist es sein Schwert, was von hinten mit einer schwingenden Bewegungen gegen die Beine des Monsters fliegt, um ihm die Waden aufzuschneiden, bevor sich Karel wieder umdreht - weiter zum Hauptzelt, weiter zur Zelle des Gefangenen. Iakov hat leichtes Spiel. Der schwingt seinen Kriegshammer und zertrümmert mit einem ziemlich lautstarken Schlag das Gesicht der verwundet knienden Fellbestie, worauf sie mit zermatschter Visage auf dem Boden landet. Iakov stürmt Karel jetzt mit blutbeschmiertem Hammerkopf hinterher, gefolgt von Pjotr und Fremont.
[...]
Noch bevor seine Materie in violette Splitter zerfällt, trifft Karel die Kugel, reißt ihm eine Wunde in die Brust, nahe des Herzens, dringt wenige Zentimeter ein und trudelt dann durch die violetten Splitter, reißt noch etwas Blut und Gewebe mit. Mit einem dumpfen Keuchen landet Karel hinter dem Charr zu Boden. Muss eine schmerzhafte Erfahrung sein, zu verpuffen, während die Kugel bereits in ihm steckte. Noch hat er genug Durchhaltewillen, um die Linke mit der Pistole in der Hand hochzureißen, und aus liegender Position mehrere Schüsse in den Rücken des felligen Monsters abzugeben.
[...]
Ein allerletzter Ast, beim letzten Ausfallschritt von Winter nach vorn kann den Anführer der Weißen verraten, bevor er seine Kriegsaxt mit einem vertikalen Schwung nach unten befördert und dem Schützen damit den Rücken aufzuspalten versucht. Marius hingegen versucht knapp seinem Tode zu entkommen. Sein geliebtes, gepflegtes Gewehr lässt er los, rollt sich direkt zur Seite, als er den Angriff mitbekommt. Verfluchte Scheiße! Erst weggerollt bringt er sich hastig auf die Füße, zieht dabei eine seiner Pistolen und gibt erste Schüsse auf ihn ab.
Winter zieht sein Holzschild zwischen sich und die Waffe, doch Holz ist ein schlechter Schutz gegen die Wucht der Projektile. Der Schütze ballert Winter drei schmale, splitternde Löcher ins Schild, die Kugeln schnippen mit verminderter Stärke irgendwo gegen die Plattenrüstung und der Axtkämpfer holt gleich noch einmal aus, nach einem Ausfallschritt zu Marius hin, um mit einem potentiell tödlichen Schlag die Waffenschneide in den Hals des Schützen zu rammen.
Aber plötzlich spürt Winter spitze Einschläge in seinen Rücken. Ein Pfeil rammt von einer Sekunde auf die andere in seinen Nacken und als er fatal getroffen nach vorn kippt, sieht Marius, dass zusätzlich ein Bolzen in dessen Rückgrat steckt, der die dünnere Rückenpanzerung durchbohrt hat. Zwischen den Bäumen stehen Veronika und Lyndon, beide Marius zugewandt, während Yulian das Geschehen rund um die versammelten Separatisten vor dem Mauerdurchbruch observiert.
[...]
Der kräftige Charr brüllt und Niall macht große Augen, als der Kontrahent ihm den Zweihänder zur Seite schmettert, was den Wachtmeister gar entwaffnet. Wuchtig und schwer fliegt das Schwert zur Seite, bleibt nahe der Innenseite der gezogenen Palisadenmauer liegen und der nächste Schlag, ohne Axt noch zügiger, erreicht mit der Pranke den Helm des Ascaloniers. Die Wucht ist gehörig und genügend, um das Frontschwein zur Seite zu stoßen. Niall donnert, seinem Schwert hinterher, gegen die Palisadenwand, aber hinter Viktor, der gerade sein tief versenktes Axtblatt aus der Brust eines zuckenden Jungcharrs zieht, ist Gaspard gefolgt. Er stürmt mit dem Buckel seines Rundschilds voran auf den Charr zu, blockiert mit dem Schild die rechte Flanke der Bestie, um sie von einem Axtschlag abzuhalten und mit dem Einhänder nach dessen Unterbauch zu stechen.
Gaspard trifft mit seinem Schwertstich, die Klinge steckt nun tief im Charrleib. Plötzlich muss er sie stecken lassen, als die Pranke von oben auf sein Schild trifft, im Versuch, ihn zu packen. Das bringt ihn dazu noch einmal auf Distanz zu gehen und eröffnet aufgrund der blinden Wut des Charr die Möglichkeit für Niall, der sich von der kurzen Benommenheit langsam erholt, mit seinem aufgeklaubten Zweihänder, einerseits am Griff, andererseits vorn an der Klinge gehalten von der Seite auf Halshöhe auf den Axtcharr zuzustechen.
Der Charr fällt unter Nialls gewalttätigem Stich des schweren Bihänders zu Boden. Für einen großen Feind braucht es eine große Waffe, das pflegte irgendein Großmaul damals zu sagen. Gaspard tritt auf die Leiche zu, zieht ihr das eigene, bluttriefende Schwert aus den Gedärmen und stürmt an der Seite des Wachtmeisters auf den letzten verbliebenen Charr in mittelbarer Nähe zu.
[...]
Innerlich hatte Lara ein bisschen Furcht. Wut, Zorn, Rausch, das sind immer Zustände, in denen Menschen unberechnbar werden. Auch vermeintliche Kameraden. In ihr rief alles danach, sich einfach zur Seite zu bewegen und ihn ziehen zu lassen, aber äußerlich wollte sie weder Angst zeigen noch Pjotr vorbeilassen, um ihn dann vor ihren Augen vielleicht ein paar Feinde, vielleicht aber auch sich selbst zerstören zu sehen. Also schiebt sie demonstrativ die stoische Unterlippe vor, bietet ihm mutig die Stirn, nur die zittrige Atmung verrät sie. Da war der dumpfe Schlag auf Dariusz Schädel, der ihr durch den Kopf hallte. Das eklige Knacken, das sie dabei hörte. Da war die kurze Verzweiflung, die ihr noch immer tief in den Knochen sitzt, als es so wirkte, dass die Angreifer sie gleich überrennen könnten. Und da war das Gefühl im Nacken, dass die Zeit wegen Fremonts Barriere und einem Haufen unabgekämpfter Weißer davor gegen sie spielte.
Niall stößt mit seinem Trupp zu dem Durchbruch und sieht zuerst Pjotr und Lara, verzieht missmutig die Lippen, ehe er mit geschultertem Bihänder zu Fremont geht. "Wie lang hältst du noch durch?", raunt er dem Magier zu, dessen Antwort nur aus zusammengepressten Lippen und einem Kopfschütteln besteht. Er kann kein Wort sagen, nicht jetzt. Das reicht Niall. "Klar." Der Unteroffizier winkt seine Gruppe heran, die, die noch übrig sind: Viktor und Gaspard. "Sammeln. Wenn diese Barriere bricht, dann halten wir nicht einfach die Stellung, sondern stürzen uns denen entgegen. Das da sind Massenmörder, die schon morgen eure Mütter, Väter und Geschwister auf dem Gewissen haben könnten. Keine Gnade!"
Erste, vereinzelte Funken bröckeln von der Arkanbarriere herunter und es ziehen sich wie in Glas Risse herein - dann zerspringt sie plötzlich.
Die positionierte Reihe aus Meinhard, Pjotr, Lara, Niall, Viktor und Gaspard steht dem Feind wieder offen und ohne Magiewand gegenüber. Eine Sekunde Schweigen und Starre. Dann eine zweite.
"LOOOS!" Niall brüllt und befiehlt in Absenz von Karel, was weitere Tode bedeuten könnte.~
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Kahlee