Der billige Rum
"Sie sind nicht sonderlich gesprächig, wenn ich sie zurückhole, Opal. Das weißt du." Die Antwort, die ausblieb, erwartete Onyx nicht wirklich, stattdessen hängte sie sich lieben an dem "Ab und an!" auf. Wiederholte es, schnaubte und reichte Opal nun die Flasche, die sie ihm entwendet hatte. Zweimal hat sie ihn bereits mit dem Trinken übergangen. Ihre zweite Hand fand nun ebenfalls Platz auf seinem Rücken. Er hatte sich nur fahrig abgetrocknet oder hatte das dunkle Oberteil wieder nass geschwitzt, beides hätte sie nicht gestört. "Das weiß ich." stimmte er gleich mit ein. Er ist nicht von gestern, kein Bauernsohn, auch kein Fachidiot, der nur mit Waffen umgehen kann oder nur über Kriegshandwerk Bescheid weiß. Offenbar erstreckt sich Opals Streben nach Perfektion, Selbstverbesserung und unendlichem Hunger auch auf manches Wissen. "Jedenfalls, wenn es um ihre Körper geht. Die Seelen.. je nachdem, wie sie gingen, wie fähig der Nekromant ist, wie die Umstände sind können etwas mehr sprechen. Sie werden konkrete Fragen brauchen, denn ihnen fehlt die allumfassende Bindung an das weltliche Wissen und an ihre alten Erinnerungen. Besonders bei einem so brutalen Schicksal wie einem Hass Mord. Aber.. Onyx..." Bevor er irgendwie weiterspricht, nahm er seine Hand von ihrer Halsbeuge zurück, stützt die Linke auf der Tischplatte an ihrer Flanke ab und griff mit der rechten nach der Rumflasche, um sie an die eigenen Lippen zu setzen. Die beiden Schlücke, die sie vorher zu sich nahm, holt er mit einem einzigen auf. Die Kehle brennt zwar, doch nachdem er abgesetzt hat, ist das einzige Zeichen dessen der Blick, in den ein dünner Film hervorgereizter Flüssigkeit schießt. ".. ich war damals dabei, bei manchem Ritual, als Seelen in Brand gesteckt und gerüstet wurden. Ich habe mir mancherlei Detail behalten und kann dir assistieren, sie lebendig und lebhaft werden zu lassen. Ich kann sie nicht beschwören und nicht kontrollieren, dafür brauche ich deine Hilfe, aber ich kann ihr Feuer und Antrieb verleihen. Ich weiß nicht, wie gut das funktionieren wird, aber was kann passieren?" Die Nähe zwischen ihnen bleibt dabei mit jeder Faser erhalten, er weicht nicht einen Schritt zurück, aber reicht jetzt auch nicht einfach so die Rumflasche wieder zu ihr. Sein Gedankenspiel ist für den Moment zu einnehmend. "Ich hoffe, dass die Hure plaudert, denn das was du von mir erwartest, würde ein Opfer verlangen, welches ich heute im betrunkenem Zustand selbst nicht.." Ihre Lippen formten ein stummes 'Oh.' In ihrem Kopf hatte sie bereits das Opfer gefunden, welches sie nutzen könnten. Kurz nur zucken die Brauen bei den Gedanken an die bevorstehenden Ereignisse. Das Puppengesicht sieht friedlich aus, trotz der blutigen Gedanken, die sich hinter ihrer Stirn abspielen. Sie lauschte ihm dabei, beließ die Hände an Ort und Stelle, auch wenn die Finger der rechten Hand sich lösten und Daumen und Zeigefinger aneinander rieben. Ein winziges Merkmal der aufkeimende Aufregung verriet. Sie schien gedanklich bereits in der Vorbereitung für solch ein Ritual, von dem er erzählte. "Was..?" Mit einer Gegenfrage beantwortete sie seine letzte Frage, obwohl sie diese genau gehört hatte. Sie schnaubte und lächelte beidseitig: "Du weißt was passieren kann.“ Auch Onyx wusste was passieren kann, aber wer nichts zu verlieren hat, kann unbeschwerter leben – vor allem handeln. "Heute kümmern wir uns nur noch um die Hure, sobald wir hier fertig sind." Kündigte Opal an, aber was meinte er, haben sie hier noch zu tun? Das angedeutete Heben der Rumflasche beweist es. Vielleicht ist es leichter, völlig gefühllos zu sein, wenn man jemandem betrunken die Knochen bricht. Vielleicht macht er das vor allem für Onyx, damit sie sich Mut antrinkt? Was sie im Anschluss an diesen Abend tun werden, wird in jedem Fall weder schön noch etwas, mit dem man angeben oder sich schmücken kann. Es gibt nach herkömmlichem Verständnis wenig Ehre darin zu finden, eine unbewaffnete Frau zu quälen. Ganz gleich welcher Profession sie nachgeht. Opal hob die Rumflasche noch einmal an, trank und verzog anschießend angewidert das Gesicht. Der Rum schmeckte wirklich billig, nicht gerade aromatisch und zu sehr nach purem Alkohol. Aber die Wirkung verfehlt er so gar nicht. Die Flasche reichte er dann doch wieder Onyx entgegen, seine Lider spannen sich an, der eingerahmte Bück floh zu ihrer Nase, ihren Lippen, dem Kinn und nahm von dort die Bahn über den Hals hin zu ihrem Ausschnitt, eingepackt in gelockertem Meder. "Jaaaa, ich weiß was passieren kann." Entgegnete er gleich und stupste mit dem kühlen Flaschenboden betonend und nachdrücklich gegen den weichen Anbeginn ihres Dekolletés. "Nichts, mit dem wir nicht fertig werden könnten. Wir brauchen nur.. Vorbereitung.“ Die Flasche hüpfte unaufgeregt zurück und Onyx zog ihre Hände von seinem Rücken, griff mit der einen nach der dargebotenen Flasche. Sie war mittlerweile verwöhnt von dem geschmeidigen Geschmack von hochwertigen Alkohol, den aufregenden Mischgetränken, die sie regelmäßig trinken konnte. Doch das Brennen auf ihrer Zunge und in der Kehle hatte gerade einen gewissen Reiz und diente tatsächlich dem Betäuben. Opal hatte Glück, dass Onyx genau das in den letzten Tagen tat. Sie hatte genug Übung darin unangenehme Gedanken fortzuspülen. Ein Ruck ging durch den Oberkörper der üppig gebauten Frau als ihre zweite Hand gekonnt an den Schnüren zog und das Oberteil ihr wieder mehr Form und Halt bot. "Du verlangst wieder einiges von mir.“ … und ich viel zu wenig von dir. Sie dachte sich den Rest des Satzes nur, aber ihr benebelter Blick verriet es ihm.
Diese Geschichte ist ein Mitschnitt aus dem Rollenspiel zwischen Border und mir.
Kommentare 1
Border
Und Fortsetzung folgt!