Abschied

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„Du bist zu jung für den Ruhestand.“


„Ich habe auch nicht vor in den Ruhestand zu gehen.“


„Du verlässt Götterfels.“


„Ja, und du bekommst meine Wohnung dafür.“


„Dir wird es bald langweilig in unserem Elternhaus.“


„Ich werde immer noch arbeiten.“


„Keine Vorträge mehr, keine Universitätsarbeit. Keine Gerichtsverhandlungen.“


„Ganz recht. Urkunden, Beglaubigungen, notarielle Bescheinigungen… all das was an schriftlicher Arbeit anfällt und bequem von daheim erledigt werden kann.“


„Du bist Ende Vierzig, nicht Ende Sechzig.“


„Ich bin müde, Jolene.“


„Das war bloß eine Trennung!“


„Ich weiß.“


„Du bist dramatisch.“


„… und du mir gar nicht so unähnlich. Wie lange ist deine letzte, wirkliche Beziehung her?“


„Möchtest du vor deiner Abreise wirklich noch streiten?“


„Nein, möchte ich nicht. Komm her, lass dich drücken.“


Fest umarmte er seine Schwester während der Kutscher seine Koffer verlud und hielt ihr anschließend den Schlüssel für die Galerie-Wohnung hin.


„Besuch mich.“


„Ich hab dich lieb.“


„Ich dich auch.“

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