➽ Du bist nicht Mikael! ➽

Charakter: Hetja Blaufuchs ➽


Es war einer der Tage, an denen sie sich schon nach dem Aufwachen unwohl fühlte. Aber unabhängig davon, sollte der Tag völlig normal geschehen. Zumindest war das ihr Plan. Jaidras begleitete sie wieder von der Werft aus, wie so oft. Die Kapuze tief ins Gesicht gezogen und den dünnen Mantel eng um die Schulter gelegt, streifte sie am frühen Abend über den Markt und nahm sich noch ein paar frische Sachen mit. Auf dem Weg zu den Portalen aber, kreuzte ein Charr ihren Weg. Normalerweise wäre sie nicht auf einen einfach kreuzenden Charr eingegangen. Aber in diesem Fall war es anders. “Mikael..."
Der Name war so deutlich gewesen, das Hetja vor Schreck stehenblieb. Spürte noch wie Jaidras sich vor sie stellte. Aber dass er die Schwerter zog, ging in der Welle von Gedanken und Gefühlen unter. Mit aufgerissenen Augen drehte sie sich hinter dem Sylvari um und starrte den Charr unter ihrer Kapuze an.

“Nochmal... geh gefälligst auf Abstand!”

“Nun mach mal nicht so eine Welle, sonst wirst du noch welk. Mikael und ich kennen uns!”

Mit der Nase im Wind kam der Schädel des Charr über die Schulter des Sylvari näher. Dabei kassierte er auch einen ruppigen Haken mit dem Schwertknauf.

“Verzieh dich, Fellknäul!”

Die Nase reibend wich der getigerte Charr zurück.

“Das war nun bei weitem nicht nötig, so oft wie er mir schon das Fell abgezogen hat, weiß er das ich außerhalb einer Arena nicht kämpfe... Sag mal Mikael, was soll das überhaupt? Seit wann schleichst du vermummt und mit so einem Grashalm durch Löwenstein?”

Er sah nicht Jaidras an, er sah Hetja an. Wischte sich nochmal mit dem Handrücken über die Schnauze und wackelte mit der Nase.

“Komm schon Mik... hast du etwa so viel auf den Kopf bekommen, dass du mich nicht wiedererkennst? ... Na gut... mir hat man auch noch oft die Schnauze zerbeult... Aber im Ernst! Ich bin’s... Rosh... Roststreifen Rosh...”

Euphorisch klopfte sich der Charr auf die massige Brust. Grinste etwas dümmlich drein und starrte dabei die Kapuze an.

“Mikael ist Tod.”

Kam es nur halblaut unter der Kapuze vor. Der Charr machte einen großen Satz von ihr und Jaidras weg und starrte sie mit großen Augen an.

“Angebrannter Pelz... was war das denn?”

“Verschwinde... jetzt...”

Jaidras wurde ungehalten, aber Hetja legte ihm eine Hand auf die Schulter und schüttelte den Kopf. Machte einen Schritt zur Seite und zog den Stoff vom Kopf. Ungläubig starrte Rosh die Ohren an.

“Da rosten mir doch die Arschhaare weg...” Entkam es ihn nur und er reckte die Nase vor. So mitgenommen und unförmig das Gesicht des Charr auch wirkte, seine Nase schien bestens zu funktionieren.

“Du bist nicht Mikael!”

Brüllte er einfach raus. Kam aber wieder ins Stocken und wischte sich durchs Gesicht.

“Aber du riechst wie er... die Ohren... deine Haare... Arghs... ich muss zu oft einen auf die Hörner bekommen haben... Warum zum Teufel gibt es Mik in einer Frauenausgabe?!”

Seine Verwirrung war mehr als deutlich in seinen Worten zu hören. Immer wieder schüttelte er sich, als müsste er einen Zauber aus dem Pelz bekommen.

“Mikael war mein Vater.”

Das diese Worte auch in die falsche Richtung gehen konnten, war ihr bewusst. Aber sie hatte nicht das Gefühl, der Charr wäre ihrem Vater feindlich gesonnen gewesen.

“War?... Mik ist... ganz ehrlich Tod?... Mikael der... blaue Fuchs ist... Tod?”

Hetja antwortete nur mit einem nicken.

“Aber... aber wer? Wer hätte denn...” Der Satz bekam kein Ende. Der Blick des Charr veränderte sich und man konnte quasi hören wie die Zahnräder in seinem Kopf zu arbeiten begannen. Nur wenige Momente später wollt er auf Hetja zugehen und entkam dem Schwerthieb vom Jaidras nur um schnurrhaaresbreite.

“Carver! Es war dieser Mistkerl Carver, oder? Er wollte ihn schon die ganze Zeit. Ich habe recht, oder? Carver hat ihn gejagt und... Krummer Nagel... deshalb war er auf einmal weg... wegen dir... Deshalb war er nie wieder in der Arena...”

Wieder wischt er sich durchs Gesicht. Mit jedem neuen Augenaufschlag schien ihm mehr klarzuwerden.

“Wir gingen nach Mutters Tod. Kein halbes Jahr später hatten uns seine Männer gefunden.”

Als sich Roshs Augen immer mehr weiteten und seine Kinnlade drohte abzufallen, wusste Hetja das er verstand worum es ging. Was genau passiert war, dass ein Mann wie Carver einen Mann wie ihren Vater hatte in die Knie zwingen können.

“Dann stimmt diese Legende von ihm? Das es immer nur einen blauen Fuchs gibt?”

“Ja und das Carver ihn nicht finden wollte, um ihn zu schützen.”

Unschlüssig rieb sich Rosh den Nacken. Jaidras beruhigte sich auch wieder und ließ zumindest die Schwerter sinken. Begeisterung sah allerdings anders aus.

“’Tschuldige Kleines... Ich dachte wirklich, ich rieche Mikael... Aber wie es scheint, waren es die Ohren... Wenn Carver noch am Leben ist... Weißt du wohl schon, was alles dahinter steckt... oder?”

Im ersten Moment nickte sie nur.

“Ich weiß von seiner verblendeten Meinung über seinen Vater und die angebliche Schuld meiner Familie Bescheid. Er hat schon einmal versucht mich zu töten. Beim zweiten Mal wird er gründlicher sein müssen.

Unschlüssig sah sich Rosh um, dann wieder zu Hetja.

“Pass auf dich auf, Kleine. Wenn er die Fuchsjagd eröffnet, werden wieder viele versuchen das Kopfgeld zu erhalten.”

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