Debüt einer Schülerin

Ich spürte Noori an diesen Felsen. Wie sie sich daran festhielt und um ihre Beherrschung rang. Es war in der Heftigkeit einer Panikattacke gleich. Sofort wusste ich, was in ihr vorging und mich überkam ein intensives Mitgefühl. Beinahe schmerzte es mich selbst in gleicher Weise, sie in diesem Zustand zu fühlen.


Langsam ging ich auf sie zu – vernahm ihren schweren Atem und ihre innere Erregung – fühlte, wie ihre Aura bebte und schließlich, wie ihr Leib zitterte als ich die Schulter erwischte.


"Du hast wieder diese Erinnerungen aus der Vergangenheit, die Dich quälen… oder?" sagte ich schließlich mit sanfter Stimme zu ihr.


Noori wandt ruckartig den Kopf und sah zu mir. Die großen Qualen und die Angst standen ihr vermutlich im Gesicht geschrieben. Sie hatte mir von ihren Verlusten erzählt. Ich war ihre Mentorin und ich musste von ihrer Vergangenheit wissen um vorbereitet zu sein, sollten ihre Gefühle sie jemals Übermannen. Eine Elementarmagierin deren Gefühle erregt waren, war eine Gefahr für alle aber auch für sich selbst.


Verbittert wandte sie sich wieder dem Felsen zu und lehnte die Stirn an den kalten Stein als sie antwortete:

"Ich habe mir nur kurz vorgestellt das die Leere-Kreaturen genauso Familie und Beziehungen haben könnten wie wir, wenn auch nur sie nur noch ein Schatten ihrer selbst sind."


"Du schätzt die Kraft der Natur und den Lauf des Lebens. Das tu ich auch."


"Und deshalb müssen wir sie töten? Es sind ja nicht nur Leere-Kreaturen, die wir vernichten. Ich bin nicht wie du.", hörte ich Noori fauchen. Sie war noch ein naives Kind in manchen belangen, aber ich sah es ihr gerade nach, da ich sie beruhigen wollte.


"Du hast gelernt, deine Magie zu beherrschen. Aber Du bist nicht Herr deiner eigenen Gefühle. Du musst lernen, sie unter Kontrolle zu halten."


Als Noori nicht antwortete und immer noch in dieser Geistesabwesenheit verfangen war, berührte ich ihre Schulter mit einem verstärkteren Griff.


Nun wandte sich die kleine Canthanerin wieder zur mir und drehte den Kopf zur Seite. Schmiegte die Wange an meine Hand und nickte zustimmend.


"Ja, alte Hexe - ich weiß das du Recht hast.“, kam es lasch.


Ich merkte, dass meine Worte sie irgendwo trösteten und ihr wieder Zuversicht schenkten. Ihr Atem wurde ruhiger. Jetzt richtete sich Noori wieder auf und legte ebenfalls ihre Hand auf meine Schulter. Es war die Geste einer innigen Verbundenheit. Auch wenn ich nur die alte Hexe war die sie sah, war sie eine gute Schülerin mit einer starken Persönlichkeit und einer seltsamen Weltanschauung.


"Heute haben wir einen Sieg errungen. Das ist gut.“, befand ich. Wir hatten einige Leere-Kreaturen zurückschlagen können. Sie war zu einer mächtigen Magierin herangewachsen und ich fürchte, dass sich als bald unsere Wege wieder trennen würden, sobald sie merkt das ich ihr nichts mehr lehren kann.


Noori war stärker als ich geworden, es musste nur an ihren Emotionen gefeilt werden. Sie brauchte ein Ventil, aber ich konnte ihr keines bieten - denn keines meiner Vorschläge fruchtete.


Einmal überblickte Noori das Schlachtfeld, das sie selbst hinterlassen hatte. Ein verbrannter Kreis von etwa 10 Metern Radius und gelöste Felsformationen. Sie hatte dort den Erdboden gleich gemacht und für eine Weile unfruchtbar. Der Gestank von verbranntem, teilweise faulem Fleisch war nicht zu ignorieren - bei beidem stieg Übelkeit auf. "Lass uns gehen, ich will... weg.", presste das Mädchen hervor.


Ich nickte und bewegte mich fort von hier.

Kommentare 5

  • D: Die Vorstellung, dass ein Kind sich um "Leere-Kreaturen" Gedanken macht, finde ich echt irgendwie richtig schön. <3

    Aber ihre Elementarmagie... die macht einem Angst! D:

    Ich bin gespannt wie sie sich entwickelt :) !

    • Aber! Sie ist doch schon Siebzeeeehn! *Quängel* So, oder so ähnlich würde sie das sagen. XD



      Und danke für das Feedback!

  • Ich mag das Bild der Schülerin, die ihre Meisterin übertroffen hat!