Kummer

„Wie ist es geendet?“

„Ich habe ihn vermutlich umgebracht.“

„Dann sitzen wir im selben Boot: Ich habe sie beide auf dem Gewissen - ich hätte es verhindern können.“

„Nein, das hättest du nicht. Wenn ihre letzte Reise bevorstand, dann wäre es vielleicht ein anderer Pfad geworden, aber es wäre trotzdem passiert.“

„Letzte Reise?! Meine Tochter war noch nicht einmal geboren, Maya! Wenn DAS der Willen der Götter war, bin ich froh, dass sie fort sind.“

„Es gibt keine passende Antwort auf deinen Kummer. Niemand kann ihn dir nehmen.“ Ich verstand den Groll den er gegen die Götter hegte und lehnte mein Kinn auf seinen Kopf, ließ ihn weinen solange ihm danach war.

„Wäre es in Ordnung, wenn ich heute etwas hier bleibe?“

„Ich glaube kaum, dass dich irgendjemand heute Nacht sucht - vor allem nicht hier. Bleib, solange du willst, solange es nötig ist.“

„Danke.“


Irgendwas in seiner Stimmlage ließ mich unvermittelt die Schultern anziehen und auch alles andere was er tat, war mehr als befremdlich. In den letzten Jahren flüchtete ich immer zur Leidenschaft, so war es für alle einfacher - viel einfacher als irgendwelche zärtlichen Gesten zu deuten.


„Du siehst müde aus. Vielleicht solltest du etwas schlafen.“

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