Verbrannte Hoffnung 15

Tag 27; fallende Erinnerungen und der Tod


Der Schritt durchs Portal war wie ein Schlag ins Gesicht, von der klaren kalten Luft am Pass traten wir in den Gestank nach verbranntem Fleisch, Verwesung, den Resten des Miasma und dem beißenden Gestank wenn Häuser mit Stumpf und Stiel verbrannt wurden. Ich lies diese Gerüche vorerst auf mich wirken, meine Hände waren angespannt, ich hielt Ragnos und Baal fest, es war fast ein Monat vergangen seit ich das letzte Mal hier gewesen war und doch fühlte es sich an als wäre es gar erst gestern gewesen. Langsam öffnete ich die Augen die sofort zu tränen anfingen, sei es nun aus Schmerz heraus von dem was ich sehen konnte oder an den Ausdünstungen die meine Augen reizten ich wusste es nicht. Ich stand auf dieser Klippe, nicht weit vom Schatten, besser dem was davon übrig geblieben war und sah durch das Fernglas, ich sah es, ich sah das nichts übrig geblieben war, ich konnte sogar bis zum schwer belagerten Fort Mariner sehen. Meine Kehle schnürte sich zu, es fühlte sich an wie eine Leere, eine gegen die ich nicht ankämpfen konnte, die Vermutungen, die Ängste, es war grausige Realität geworden.
Ich hatte alles verloren, ich war bei Null angekommen, wut kochte hoch, wut das alles verloren war was ich mir so mühevoll erschaffen hatte und ich Schrie, ich wollte die ganze Welt zusammen schreien!


Mit einem heftigen Zusammenzucken wurde ich geweckt, Tzosh seine großen Augen guckten mich ernst an, die Kälte hatte mich wieder, es war früher Morgen ich wusste es, das Licht passte dazu und das mein Steuermann schon wach war... ein Traum. Ein Traum mit einem realen Kern wie ich mich gut erinnern konnte, waren wir nicht erst gestern...oder vorgestern dort gewesen?
Zittrig fuhr ich über meine verschwitzte Stirn, versicherte ihm das alles in Ordnung war auch wenn ich immer noch mehr als aufgewühlt war, alltag musste her, Frühstück machen, das Lager aufräumen irgendwas in diese Richtung. Arbeit vertrieb die Erinnerungen, die frischen aus Löwenstein wie auch die Älteren, es gab keine Hoffnung mehr darauf das es noch einmal so werden könnte wie früher, es konnte nur neu voran gehen, wir hatten keine Wahl. Ich machte mich daran von einem der kleinen Waldplätze an denen die gefällten Bäume verarbeitet wurden, gemeinsam mit einer jüngeren Norn zog ich den mit Holz befüllten Schlitten nach oben ins Lager, wobei mein Part eher das Schieben hinten am Schlitten war und die Norn gemütlich den Schlitten zog.
Viele Feuer mussten wir nicht mehr versorgen, die abgereisten Flüchtlinge hatten auch ihre Zelte abgebaut und im großen Lager bei uns verstaut. Merkwürdig
still war es geworden, unser Weg führte uns auch vorbei an den vielen Gräbern.
Der Tod, hatte sich zu einem Mitläufer hier entwickelt, aber wie es schon richtig gesagt worden war, keiner von jenen die hier lagen durften vergessen werden,
sie waren es für die wir kämpften, für die wir Löwenstein einfach wieder zurück bekommen mussten. Damit sie nicht vergebens gestorben waren, das dies alles, die Zeit hier im Lager die Entbehrung, die Kräfte die aufgewandt werden uns alle hier am Leben zu halten, das dies nicht umsonst war. Wir waren es ihnen schuldig.


Es liegt an uns diese Geschichte weiter zu erzählen, zu erzählen warum es am Fuße der Abtei dieses Feld voll Hügelgräbern gibt, auch wenn es mich jedes mal tief bedrückte all diese Gräber zu sehen so versuchte ich dieses schmerzliche Gefühl nicht mehr so nah an mich heran zu lassen. Trauer nahm mir nur die Kräfte, lähmte mich und entfernte mich von meinen Zielen, stark zu bleiben für all jene die sich auf mich verlassen wollten. Der Tag floss dahin wie auch der darauf folgende, ich hatte einfach schon aufgehört mich über das vergehen der Tage zu wundern als viel mehr einfach auf Neuigkeiten zu warten, die nun täglich bei uns eintrafen von der
Front am Löwenschatten welchen die Abtei nun hielt. Ich hatte es gar nicht so sehr mitbekommen, war beschäftigt gewesen die Kräuterbestände im Lager zu sortieren und zählen hörte nur das langsam Leben in das Lager kam und nahm einfach an das die inzwischen ansässigen Charr der Eisenlegion es sich gemütlicher gemacht
hatten, doch ich wurde eines besseren belehrt, ein verhüllter Mann hatte uns knappe 130 Flüchtlinge aus dem Südlager mitgebracht, sie wollten weiter in die Gendarran Felder und hier nur eine Rast einlegen. Nun damit konnten wir dienen, Zelte waren ja genug da auch wenn wir wohl wieder ein paar aufbauen mussten dafür.
Erst als er ging, die Hand zum Gruß ob und sagte das eine Asura welche an die Geister glaubt, interessant sei erkannte ich ihn. Das war Defiann, ihn hatte ich das letzte mal vor einigen Wochen gesehen, auch hatte das Löwensteiner Inferno harten Tribut verlangt, krumm ging er. Aber er war am Leben woran man noch nicht so geglaubt hatte damals direkt nach dem Angriff. Aber damals waren wir alle mehr tot als lebendig gewesen. Fast schon wie im Traum erinnerte ich mich daran während ich anfing mich um die Neuankömmlinge zu kümmern, das Feuerholz nun doch wieder auf mehr der Lagerstätten verteilend damit zumindest erst einmal Wärme
geschaffen werden konnte für die Reisenden und anschließend machten wir uns daran die Zelte zu verteilen.
Kirschchen, Tzosh und ich kamen zu dem Schluss das es leichter sein würde ein paar der Flüchtlinge aufzuscheuchen und sie die Zeltmaterialien selbst abholen zu lassen und aufbauen zu lassen immerhin war es ja kein
Schauflerwerk was da aufgebaut werden musste.


Also koordinierten der Steuermann und ich einfach die Abholungen oben an unserem kleinen Lager und kletterten dafür manchen Kistenberg hinauf den bestimmt
ein Norn hochgestapelt hatte. Die Arbeit war nicht schwer aber aufwendig, ständig zusehen das jeder das richtige mitnahm und nicht zu viel und nicht zu wenig, die Planen zuzuordnen all das fiel uns zu auch das wir genau aufschrieben welches Werkzeug heraus gegeben worden war doch umso beruhigender war es als die
Arbeit geschafft war. Für einen winzigen Moment war ich abgelenkt, ich achtete nicht penibel auf meine Füße, ein schwerer Fehler, noch ehe ich wirklich wusste wie mir geschah verlor ich den Halt und sah den Boden auf mich zu rasen. In den Augenwinkeln meinte ich Feuer zu sehen, roch auch den verbrannten Geruch und dann
kam der aufprall ich streckte die Hände aus doch es war kein Wasser, der Aufprall war hart.
Der Schmerz bohrte sich von den Handgelenken hinauf in den Nacken und weil meine Muskeln die Wucht des Falls nicht abbremsen konnten spürte ich auch meinen
Schädel hart aufprallen.
Dann für Momente gab es nur noch, atmen, atmen, atmen du lebst noch, ja alles noch fühlbar, Beine, Rücken, vor allem die Hände machten sich bemerkbar.


„ Captain!“
Tzosh war wie aus dem nichts neben mir aufgetaucht, ich erkannte ihn nur an der Stimme, sehen konnte ich nichts. Alles war irgendwie verschwommen und wurde erst nach und nach wieder klarer, ich sah auf meine Hände, bewegte jeden Finger, betete das sie sich auch bewegten, was wenn der alte Einschuss an der Schulter den Nerv nun doch zerlegt hatte. Meine Hand ich durfte meine Hand nicht verlieren, doch zu meiner Beruhigung ließen sich alle sechs Finger und die beiden Daumen einwandfrei bewegen. „ Was ist denn passiert?“ Erst langsam sickerte die Erkenntnis in meine Gedanken ein das da Schnodder vor mir stand, aber den Kopf bewegen war keine gute Idee, mein Nacken tat höllisch weh.
Um mich herum waren so viele Stimmen, ich hielt mich an der vom Steuermann fest, koordination und Wegfindung, seine Aufgabe vertrauen lag darin das er dafür sorgen würde das mir nichts weiter passieren würde.
Ich saß am Feuer, Schnodder war in meinen festen Blick gewandert und ich sah auch nur sie an, es waren so viele Stimmen und in meinem Kopf drehte sich
alles, ich war so durcheinander, mir war das zu viel und zu allem übel wurde mir auch noch schlecht.
Dabei hatte ich mich vor ein paar Sekunden noch wirklich auf das Abendessen gefreut, inzwischen war ich nur froh mich endlich hinlegen zu können, ein bisschen ruhe, Zeit meine Gedanken zu sortieren. Wie konnte man auch nur so doof sein, von einem Kistenstapel herunter segeln, das war mir bis her noch nie, na gut es war schon mal passiert aber nicht so. Ich schloss die Augen, lauschte einfach den Stimmen draußen und dabei aber immer nur einer folgend, ab und an versuchte ich sogar das Kratzen der Kreide auf Nhiimas Tafel zu hören aber das war wirklich sehr schwer seit dem die Charr im Lager herum liefen und nach verlorenen Frischlingen suchten von sich.
Zwei standen im Lager, ich hörte ihre Rüstungen, den schweren Atem, das Grollen wenn sie miteinander sprachen.


Der Abend zog irgendwie dahin, zwischendurch ein wenig Tee zu trinken war eine Erlösung, Durst hatte sich breit gemacht, auch Kali war noch einmal gekommen. Das unbestimmte Gefühl das ich die Charr zum letzten Mal gesehen hatte machte sich in mir breit, sie wollte zurück ins Inferno, ich würde unsere Feuerwerkerin nicht abhalten, sie war eine Charr ich wollte ihr nicht vorschreiben was sie zu tun oder zu lassen hatte, sie wusste um ihre Kräfte sie würde es schon schaffen. Ob es Zufall war oder Geisterhafte Fügung das mein Schutzgeist in Miniaturform irgendwann an meiner Hängematte wild fiepend aufgetaucht war lies mich nur schmunzeln, es musste sich um einen der kleinen Welpen von Cho handeln. Willkommene Gesellschaft, niemand war so bereit dir Vertrauen zu schenken und Respekt wie ein Tier, sie fragten nicht nach deinem Glauben, deinem Intellekt oder ähnlichem, sie wollten nur Respekt, Vertrauen und eine leitende Hand.
Und dieses kleine Exemplar wollte offenbar unbedingt bei mir bleiben, was gut war, im Gegensatz zu mir war der kleine Racker nämlich warm und ich konnte mir die Hände an ihm aufwärmen.
Es wurde immer ruhiger draußen offenbar waren Högger und ein paar andere Kämpfer wieder zurück auf ihre Posten oder in den Schlaf gefallen, Tzosh und
Caait leisteten mir noch eine Weile Gesellschaft, inzwischen war auch Reffinja zurück gekehrt.
Wolf und Rabe, ich lächelte, auch wenn es traurig war das Gefühl in mir drin, die beiden Totems erinnerten mich an eine andere Zeit, einen anderen Ort Als ich ihm seinen kleinen aus Holz geschnitzten Ragen geschenkt hatte, meinen Silberwolf um den Hals tragend. Ich sandte ein stilles Gebet an Großvater Rabe das er meinen Freund beschützen und auf sicheren Wegen leiten würde, Sokkarr fehlte noch immer, ich hatte Angst aber langsam verlor ich die Hoffnung, das ich ihn je
wiedersehen würde.
Aber es gab andere Hoffnung, es gab auch anderes Vertrauen zwei davon saßen hier in meinem Zelt. Und wenn ich aus der Dunkelheit meiner Gedanken keinen
Weg fand, dann fand ihn mein Steuermann, Wegfinder und Schätzometriemeister für mich, auf ihn war verlass wie auf kaum jemand.


Mit diesen Gedanken und einem sachten Lächeln auf den Lippen schloss ich die Augen wissend darum das alles was ich brauchte für die Zukunft um mich
herum war. Was waren schon all die Sachen wert die man verloren hatte in Löwenstein, was waren die Verluste von Seelen wert wenn man selbst aufgab.
Ich durfte nicht aufgeben, ich musste meinen Weg weitergehen, selbst wenn meine Schädel dröhnte wie ein Hornissenest, musste ich mich vorbereiten.
Wie der sagen umwobene Feuervogel aus der Asche mussten wir wohl unser Gabel&Kelle wieder auferstehen lassen, doch der Steuermann und ich hatten darüber
gesprochen, eine Idee begann zu reifen in meinem Herzen und ich wusste, es würde bald die Zeit reif sein die Segel zu setzen.