Der Hofmagier - Das 9. Gesetz
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Trigger: Erotik, Horror
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Es war ein rauschendes Fest, der Wein floss in Strömen. Die Kristall-Prismen brachen das Licht in allen Farben des Regenbogens. In der Luft lag ein exotisches Aroma, das die Gäste sinnlich berauschte. Auf einer langen Tischreihe türmten sich opulente Speisen, teils mit Blattgold besprenkelt. Funkelnde Juwelen glänzten auf verschwitzten Leibern, da es hier und heute Kleiderordnung war, nur Schmuck zu tragen. Initiator dieses dekadenten Spektakels war der Grafensohn Jules Cavaignac von Sturmhammer, der auf einem Canapé fläzte, in nichts gekleidet als einen Lendenschurz aus Brillanten. Im Gegensatz zu seinem Bruder Rhodvan hatte Jules stahlgraue Augen und eine aalglatte Frisur. Er blickte zufrieden über seine Gäste, die sich sinnlich berührten. Die jungen Damen waren ihm ein festliches Buffett. Die meisten von ihnen hatte er eingekauft um seine adeligen Freunde zu erfreuen; sicher er sollte sparen, Sturmhammer befand sich im Krieg. Doch der Krieg war weit weg in Ravenbrick. Was interessierten ihn schon die Soldaten an der Front?
Er zog sich eine Kurtisane auf den Schoß, die dabei überrascht auflachte. "Mein Herr," empörte sie sich und schmiegte ihre vollen Lippen dann doch genießerisch über seine Haut. Ihr Atemschlag hinterließ ein Schaudern. Sie hatte die schwarzen Locken Vaabis und war behangen mit Rubinen. Jules griff in ihr Lockenmeer und riss sich einen Kuss von ihren Lippen als gehörte sie ihm. Dann war ihm als hörte er das Brechen von Spiegelglas und als sähe er ein Licht, Spektrallinien in grün und lila, wie die Aurora des Nordens.
Das Lachen und wollüstige Stöhnen seiner Gäste hörte er nun gedämpft als befänden sie sich in einem anderen Raum, auch die Musik spielte verlangsamt und verzerrt. Doch seine Sinne waren immer noch eingenommen von der Kurtisane. Er roch ihr Sandelholz, schmeckte ihr Lippenrot und spürte die Hitze ihres Leibes dicht an seinem. Wie in Trance vereinte er sich mit ihr und ritt die lustvollen Wellen.
Dann flogen die Tore auf und ein feindliches Schwadron stürmte den Saal. Die Sünder kreischten und verglommen in Feuerwogen. Binnen von Minuten brannte alles lichterloh. Jules blickte die Kurtisane an und wo eben noch Rubintropfen ihren Hals geschmückt hatten, da sickerte nun echtes Blut. Ihr Leib sackte schwer gegen seinen und er warf ihn von sich und sprang wie von der Tarantel gestochen vom Canapé. Ein intuitiver Griff ging an seine Seite, doch da war kein Degen, trug er doch nur einen Lendenschurz aus Brillanten, in dem sich nun das Feuer spiegelte. Verzweifelt sah er mit an wie all seine Gäste verglühten und der Saal eingenommen wurde.
"Bitte, Kormir!" flehte er. "Mach, dass das aufhört."
"Gefällt es Euch nicht?" fragte die Kurtisane.
"Bitte, ich will kein Sünder mehr sein." flehte er.
"Na schön, dann eben nicht." Die Kurtisane warf ein Bein über ihn und stand auf.
Jules aber blieb dort sitzen, elendig wimmernd. Er wusste nicht mehr, was real war und was nicht, aber eines wusste er ganz genau: Die Götter hatten ihn bestraft.
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