
Eine Kurzgeschichte, entsprungen aus dem RP mit Kit. TRIGGERWARNUNG: Blut, Gewalt, Grausamkeit
Königintal, 1338
Kalter, substanzartiger Nebel hing über dem Sumpf. Gespenstisches Knacken, Rascheln und vereinzelte Kreischlaute sich jagender Skelke teilten sich die Geräuschkulisse mit dem gelegentlichen Plätschern und Gurgeln des Morastes. Abseits der hölzernen Planken, die den Pfad zur nächsten Freistatt markierten, lagen die Ruinen des einst so stattlichen Tempels der Zeitalter. Poröse Fragmente von Stein und verblichenem Prunk ragten aus dem moderigen Feucht hinauf. Gekrönt von einer halb umgestürzten Statue der Göttin Melandru, deren Schönheit im Laufe der Jahrhunderte verwittert war. Beinahe mit diesem Ort verwachsen, erstreckten sich die knorrigen Äste eines alten Baumes zwischen Statue und Ruine. Und zwischen dessen massivem Wurzelwerk lag ein Körper.
Genau genommen lehnte die Gestalt halb am Baum, war halb hinunter gerutscht. Die Rüstung schien teilweise merkwürdig verdreht und verbeult, der linke Arm stand in unnatürlichem Winkel, in der falschen Richtung vom Körper ab. Vom Nebel bereits verschluckt, lagen Holzsplitter, verbogene, metallene Einfassungen von etwas, das einmal ein Schild gewesen sein mochte. Je länger man hinsah, umso mehr Details offenbarten sich dem Betrachter. Spuren von brachialer Gewalt und Zerstörung.
Lediglich das schlüsselförmige Zepter zu Füßen der Gestalt glomm noch schwach im Nebel - Sonst regte sich nichts mehr.
Oder?
Zähne bohrten sich in die weiche Haut der Lippen. Unter großer Anstrengung wurde der unversehrte Arm bewegt. Alles schmerzte. So sehr, dass der Körper beinahe betäubt schien. Schmerzbetäubt.
Das Zepter lag zu weit entfernt. Dort, wo der eisige Griff sich fest und erbarmungslos um ihren Hals geschlossen hatte, das beklemmende Gefühl war geblieben. Dort hatten die eigenen Finger jegliche Kraft verloren und ihren Dienst versagt. Einige, wenige Schritte nur - und doch zu viele. Ein leises Plätschern ertönte, als sich weitere Blutstropfen mit dem Sumpf vereinten.
Es bedurfte keines kundigen Blickes, um zu erkennen, dass sich der linke Arm aufgrund eines offenen Bruchs so abnormal verhielt. Der riesige Streitkolben hatte den Schild zerschmettert - und den Arm darunter. Nur der Rüstung war es zu verdanken, dass keine Holzsplitter ins Fleisch getrieben worden waren.
Dumpfer Schmerz pochte an ihrem Rücken.
Der Aufprall - rücklings hatte er sie gegen den knorrigen Baum geschleudert, welcher mit der gekippten Statue verwachsen war.
Einhändig.
Aus dem Stand und doch mehrere Schritt an Höhe und Weite. Kaum verwunderlich bei einem monströsen Hünen seiner Gestalt und Macht.
Die mühsam erhobene Hand hatte endlich den zertrümmerten Arm erreicht.
Bei Dwayna - sie hatte es in dem Augenblick gewusst, als sie die Leiche des Magisters hinter sich gelassen und sich den Ring geschnappt hatte. Weg von den noch lebenden Kameraden, tiefer hinein in den Sumpf. Sich einem Kampf zu stellen, den man wissentlich nicht gewinnen konnte - tugendhafter Wahnsinn.
Endlich glomm die unversehrte Hand auf, bläuliches Licht waberte um die offene Wunde und schloss diese langsam. Viel, viel langsamer als sonst. Eigentlich müsste der Knochen gerichtet werden - doch an den Rändern ihres Sichtfeldes drückte bereits drängend die Schwärze heran. Kompromisslos.
Der letzte dahingleitende Gedanke war ein Stoßgebet an Dwayna.
Mögen die Anderen überlebt haben.
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