Der Flug Zur Sonne - Eintrag 1

'Der Flug zur Sonne' ist ein Buch, das von Abtei-Novizin Chylovy Cyamusso geschrieben wird. Es wird bisher kapitelweise in Heftform gedruckt und vom Hardt&Klixx Verlag veröffentlicht. Es handelt sich um eine Abenteuergeschichte, die in einer Jahrhunderte entfernten Zukunft spielt. Das moderne Luftschiff Durmand und ihre Kru sind die ersten, die es wagen, einen Flug zur Sonne starten.



[Eine Playlist, die ich beim Schreiben des Büchleins immer höre, falls jemand sowas braucht.]

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Titelblatt einer Ausgabe des 'Flug zur Sonne' von Chylovy Cyamusso .




Der Flug zur Sonne



Das Jahr 1555 N.E. Die Alten Drachen sind lange bezwungen, unsere Kriege sind beendet. Die Welt hat viele Veränderungen durchgemacht - die Technologie hat große Sprünge getan und wir sind mehr geworden auf unserer Welt. Aber wir haben gelernt, ohne ständigen Krieg zu leben. Nun haben wir neue Ziele und Herausforderungen für uns entdeckt...


Dies ist die Geschichte der Durmand und ihrer Kru, die als erste zur Sonne flog.


Eintrag 1, Tag 1
In einer Stunde geht es los! Mein Name is Vylo Musyca, Exploratorin der Abtei Durmand.
Gestern bestieg unsere Kru die tausend Stufen des Himmlischen Turmes von Neu Kaineng, um mit unserem Luftschiff, der Durmand, zur Sonne zu fliegen.
Das hier ist mein erster Eintrag über die wohl wichtigste Expedition dieses Jahrhunderts – niemand zuvor hat so ein Unternehmen gewagt und zugleich überlebt. Ich hoffe, wir werden erfolgreich sein und ich hoffe, es werden viele weitere Einträge folgen...


Vielleicht war jemand von euch noch nicht in Kaineng, der Hauptstadt Canthas. Oder auf dem Dach des Himmlischen Turmes – dieses kunstvolle Gebilde ragt eine halbe Meile in den Himmel hinauf. Es ist sowohl Leuchtturm, als auch Ankerplatz für Luftschiffe. Er steht in Neu Kaineng, dem Gebiet, dass nie Festland war, sondern überbautes Meer nördlich eines früheren Hafens. Genau wie die riesige Stadt besteht er aus Unmengen an Stahl, Holz und Stein...und er erlaubt einen atemberaubenden Blick über Kaineng. Da es möglich ist, dass das mein letzer Anblick von der Welt sein könnte, blieb ich lange am Geländer stehen und schaute hinunter auf die Hauptstadt Canthas: Hunderte von Gebäuden, die sich im Dunst am Horizont verloren, wo die gewaltigen Gebirge aufragten. Verteilt dazwischen ragten die traditionellen Türme der Menschen mit ihren spitzen, geschwungenen Dächern hervor. Das dichte, vielstöckige Gedränge der einfachen Holzhäuser. Die vereinzelten, bläulich leuchtenden Würfelhäuser der Asura und die rauchenden Schlote der Charrfabriken, wo Stahl und Maschinen gemacht wurden. Gedämpft drangen Geräusche nach oben - Maschinen, Musik, Gespräche.
Auch wenn man beim Völkerrat einen Antrag gestellt hatte – der heutige Tag war kein Feiertag, für die Bewohner Kainengs begann der 'normale' Arbeitstag.
Die Sonne ging gerade auf und tauchte den Dunst über der Stadt in ein leuchtendes, trübes Orange, die Stahlflächen der Fabriken blitzten hell auf. Ich kniff die Augen zusammen, als es mich blendete. Meine Haut, eben noch vom kühlen Wind umweht, wärmte sich durch diese tausende Meilen entfernte, rätselhafte Lichtquelle. Das war unser Ziel. Mir fiel die Brille ein, von der jedes Krumitglied eine erhalten hatte: Dunkle Gläser, die einem erlaubten, ohne Schaden direkt in die Sonne zu starren. Das tat ich dann auch, vielleicht eine halbe Stunde lang. Wir hatten alle im Schiff übernachtet, doch ich war bei weitem zu aufgeregt, um jetzt noch im Bett zu liegen!


Bald hörte ich schwere Schritte hinter mir, die zwischen den hohen Kränen und Planken durch die Morgenruhe hallten: Explorator Rikken Kaltatem, der Norn, kam über den metallenen Steg zu mir auf die Aussichtsplattform gestiefelt. Er hat trotz seines Namens aber ein recht hitziges Gemüt. Was vielleicht gar nicht so schlecht ist wenn man bedenkt, dass wir zur Sonne fliegen. Er war früher Rabenschamane, jetzt ist er Waffenexperte, Harpunier, Jäger... er trägt moderne Eisstrahler, die in Zusammenarbeit mit Asura und Charr entstanden sind. Die will er gegen 'Feuerbären' einsetzen, oder was er sonst noch an Bestien auf der Sonne vermutet. Er stellte sich neben mich und starrte mit seinen beängstigenden, kleinen Pupillen in die Sonne, allerdings ohne Sonnenglas. Die Augen waren wie immer weit aufgerissen, was ihn nicht weniger beängstigend wirken liess. Schließlich blickte er ebenfalls hinunter in die Stadt.
„Wir sind jetzt schon fast eine Legende.“, verkündete er trocken und strich sich über seinen eckigen, blonden Kinnbart.
„Guten Morgen, Rikk.“, entgegnete ich und schaute zu ihm hoch. Er drehte sich aber um und lehnte sich mit dem Rücken an das Geländer, das gerade hoch genug war, um ihn zu stützen. Seine Augen schimmerten, er sah hoch auf unser riesiges Gefährt, dass wie ein See in der Sonne glänzte.
Die Durmand. Ich folgte seinem Blick...sie sah aus wie eine über dreihundert Meter langer, stählerner Wal. Die Hülle war voller korrekt gearbeiteter Nieten, Verstrebungen und Ausbuchtungen. Die fächerartigen Segel, die jeweils aus der Mitte jeder Seite und aus dem Heck ragten, waren eingeholt. Die Propeller am Heck waren still. Alles glänzte in bräunlichem, kupferartigen Ton. Die Durmand bestand aus dem einzigen Material, was nicht in der Nähe der Sonne schmelzen würde: Aanicarium. Nur komplizierte Magie war fähig gewesen, es zu formen.
Geschmiedet von Norn und Asura, zusammengesetzt von Charr. Die Gondel schmiegte sich vom zweiten Drittel derDurmand bis zu ihrem Heck an, sie war massiv und hielt sechzehn Wohnwürfel. Die steilen, getönten Fenster der Gondel waren aus Glas, doch waren sie alle von asurischen Kraftfeldern verstärkt, die jeder Bedrohung standhalten konnten.
Bei diesem Anblick wirkte das Dutzend anderer Luftschiffe, die an kleineren Masten vertäut waren, mickrig. Für die Durmand war die massive Spitze des Himmlischen Turmes reserviert, dem höchsten Punkt Kainengs.


Im ehemaligen Kaiserpalast läuteten nun die mächtigen Gongs und verkündeten mit sieben Schlägen, dass die siebte Stunde angebrochen war. Ich sah hinunter. Jetzt begriff ich, was Rikken mit der 'Legende' gemeint hatte: Seine scharfen Augen hatten erkannt, wie der Platz des Palastes sich mit einer Menge an Wesen füllen, die uns zuriefen und uns verabschieden würden. Einzelne würde man kaum sehen können, aber in ihrer Masse wirkten sie wie ein Meer aus bunten Blumen oder rieselndem Sand. Die Wesen strömten aus allen Städten der Welt durch die Asuraportale am himmlischen Platz, genauestens im Blick der Wachsamen. Ich war so von dem Anblick gefesselt, dass ich erschrocken zusammenzuckte, als Magisterin und Kapitänin Nizpi vom Kolleg für Synergetik hinter uns ihre Durchsage machte, verstärkt von einem großen Horn.


„Kru derDurmand! Es ist Sieben Uhr! Unsere Stunde ist gekommen! Wer möchte, kann sich noch eine halbe Stunde winkend auf die Aussichtsplattform stellen, doch danach hat jeder auf seinem Posten zu sein!!“ Die kleine, braune Asura mit den geknoteten schwarzen Haaren hatte eine kräftige Stimme. Sie war ein Held und Vorbild für jeden Asura, das Genie dieses Jahrhunderts. Sie sah von ihrem höher gelegenen Steg zu Rikk und mir hinunter, die Sonne spiegelte sich in ihren orangen Augen und den roten Kraftsteinen ihres modernen Anzuges. Schließlich setzte sie ihre Sonnengläser auf und machte auf dem Absatz kehrt, es sollte das letzte mal sein, dass sie heute außerhalb des Luftschiffes war. Sie hatte die Antriebe und Energiewurzel, sowie die Idee zur Sonnenreise mit ihrer Kru entworfen und Wirklichkeit werden lassen. Außerdem hatte sie jeden, der mitfliegen sollte, persönlich ausgewählt. Sie war eindeutig die beste Wahl als Anführerin dieser Mission.
Zurück auf dem Steg blieb unsere Steuerfrau, Garzza Stahlsegel von der Eisenlegion. Ihr Fell war orange, auch ohne die Sonne. Sie trug dünne, stählerne Kleidung und ihren Helm, dessen viele Sichtlinsen längst verdunkelt waren. Sie starrte gedankenverloren hinunter auf die stählerne Stadt. Ein weiteres Genie, sie hatte mit ihren Forschern zusammen die Durmand entwickelt und gebaut. Sogar Schaufler hatte sie beim Bau eingespannt.


Rikk und ich waren bereits auf der Aussichtsplattform, bald stießen die anderen Krumitglieder sowie das Batallion der Wachsamen hinzu, das uns begleiten sollte. Insgesamt waren wir 36. Bis auf die Kapitänin erschienen alle auf der Aussichtsplattform und winkten dem Volk zu, auch wenn es uns wahrscheinlich gar nicht sehen konnte.


Zur Kru gehörten:
-vier Asura,
-vier Charr,
-vier Menschen,
-drei Sylvari,
-drei Norn,
-zwei Hylek,
-zwei Quaggan,
-zwei Tengus.


Dazu kamen die zwölf Wachsamen unterschiedlicher Völker. Am ausgiebigsten ließ sich unser winkender erster Maat feiern, ein blasser, blonder Mensch namens Rugo von Sternling. Zwar hat er noch die alte Bezeichnung 'von' im Namen, was vor hundert Jahren 'Adel' und somit etwas wichtiges bei den Menschen bedeutet hatte. Doch seinesgleichen hatte kaum noch den Einfluss, den einst seine Ahnen und die anderen Adeligen hatten. 'Das Volk' brachte ihm nicht der Verehrung entgegen wir noch vor einigen hundert Jahren. Vielleicht fehlte ihm das, weshalb er jetzt so ausgiebig sich selbst feierte...


Es geht gleich los, gleich werde ich am Sichtfenster mit den anderen sein. Ich schreibe diese eiligen Zeilen kurz vor der zehnten Stunde. Meine Position war beim Start nicht wichtig, ich ging also in die Koje, nach dem ich die letzte halbe Stunde im Freien voll ausgekostet hatte. Meine Aufgabe bei dieser Mission begann – den ersten Eintrag für das Reisetagebuch zu schreiben und mit der Kru in Kontakt zu sein, die Stimmung zu beurteilen und zu dokumentieren.


Willkommen auf dem Flug zur Sonne.


-Vylo Musyca