Iyen und Rabe

Am Straßenrand liegt ein toter Hund. Das Tier war offensichtlich ein Streuner und hatte das Leben auf der Straße nicht überstanden. Über den mageren Körper gebeugt hockt der dunkelhäutige Rotschopf Iyen und wirkt recht konzentriert, die grünleuchtenden Hände über dem toten Körper ausgestreckt.
Kurz darauf sind Schritte hinter ihm zu hören. Der ebenfalls dunkelhäutige Junge dem sie gehören bleibt hinter Iyen stehen. Ein leises Lachen ist zu hören. "Versuchst du dich immernoch an Hunden? Wann gibst du endlich auf?"
Leicht erschrocken dreht Iyen sich zu ihm um und funkelt den Anderen verärgert an. Seine Hände haben bei der abrupten Störung aufgehört zu leuchten und der Junge wirkt wütend. "Was willst du hier, Rabe?"
"Das hier ist mein Viertel, schon vergessen?", kommt die höhnische Antwort des anderen Jungen. Er trägt abgetragene Straßenkleidung und auf seiner Schulter sitzt ein schwarzer Rabe. "Arbeite für mich und du kannst hier so viel Müll von den Straßen holen wie du willst. Ansonsten... ist das da mein Hund. Tot oder nicht." Böse grinsend blickt er den Rotschopf an. "Also?"
"Vergiss es!", lautet die gefauchte Antwort. "Lass mich in Frieden, sonst bekommst du Ärger. Wirst schon sehen."
"Jetzt hab ich aber Angst." Der fremde Junge lacht wieder, dreht sich aber dennoch um und macht sich auf den Weg durch die Gassen. "Überlegs dir. Es ist nicht das Schlechteste für mich zu arbeiten, Iyen."
Der Rotschopf schnauft nur leise und konzentriert sich wieder auf den Tierkadaver.