Jenko - Gefangen

Legionär Goldhenker sagte immer, dass man sein „verflammtes Maul zu halten hat, wenn man in Gefangenschaft gerät“. Man solle sich solchen dummen Fanatikern, solch Speichelleckern eines toten „Gottes“ nicht beugen.
Jenko dachte oft über die Worte nach. Und wie dumm sein eigener Legionär war, zu glauben, dass man dies dauerhaft durchhalten könne.
Nichts sagen. Sein Maul halten. Früher oder später knickt selbst der stärkste Verstand, der trainierteste Körper ein. Sein Legionär war nun ohnehin tot und Jenko fragte sich, wie weit er selbst schon eingeknickt war.
Ketten klirrten leise, als er seine rechte Pfote hob, um sich Ruß und Staub von der Stirn zu wischen.
Diese Hitze machte ihn verrückt…


Er zuckte zusammen, als er ein Geräusch vernahm, welches er lange nicht gehört hatte. Ein Kriegshorn? Das konnte nicht sein. Seit einem halben Jahr hatte hier noch niemand angegriffen.
Doch es erklang wieder. Er hörte Stimmen vor seiner Zelle. Waffengeklirre. Rufe.
Sollte es wirklich passieren?
Jenko schob seinen Körper soweit vor, wie es ihm seine schmerzenden Muskeln und die Ketten erlaubten. Er spähte durch die Gitterstäbe hindurch. Der Vorplatz des Castrum, welches in einer Höhle lag, war wie immer dumpf von einigen Feuern erhellt. Lange Schatten spielten seinen Sinnen noch immer Streiche. Entfernungen waren schwer auszumachen. Geräusche durch das Knistern der Flammen immer etwas verzerrt. Er sah einige Fanatiker an seiner Zelle vorbei laufen. Mit Waffen.


Der Gefangene schnaufte langgezogen, versuchte durch anhaltendes Drehen des Kopfes mehr zu sehen. Zu erblicken, was genau vor sich ging. Der Eingang zur Höhle lag zu seiner Rechten in den Schatten, die der Schein der Feuer nicht mehr vertreiben konnte. Ihm Gegenüber eröffnete sich in der Höhle ein Gang, der scheinbar zu den Unterkünften der Flammler führte. Links von Jenkos Zelle eröffnete sich ein großer Platz hinter der Höhle. Dort wurden Flammensoldaten ausgebildet. Unter den Blicken der Gefangenen wurden neue Krieger und Fernkämpfer der Flamme herangezüchtet, um irgendwann gegen die Legionen zu marschieren. Man ging wohl davon aus, dass die Gefangenen ohnehin das Castrum nie lebendig verlassen werden würden. Jenko hatte damit bereits nach dem ersten Monat hier abgeschlossen.


Besagte ausgebildete Soldaten oder zumindest die, die gerade zum Training da waren, sammelten sich auf dem Vorplatz, welcher kreisförmig unter der gewölbten Steindecke der Höhle angelegt worden war. Er war nicht sehr groß, bot aber ohne Mühe für eine Reihe von 10 gerüsteten Soldaten Platz. Jenko merkte, wie sein Herz schneller schlug. Die trockene Kehle zog sich etwas zu.
Sollte es wirklich ein Angriff sein? Ein Angriff der Legionen? Er hob seine verbrannten Pranken so hoch es ging, entfernte sich vom Zellengitter und mühte sich auf die Beine in den Stand hoch.
Er würde bereit sein, wenn seine Leute hier eintrafen. Er würde sich nicht von den scheiß Fanatikern nun niedermetzeln lassen. Er würde befreit werden. Er würde leben!