Schlagwörter.
- sanfte bis unsanfte Gewalt gegen Untote
- sehr eklige Details
- Jaroyesh
Daher wie immer klare Leseempfehlung!
Geschichte
Durchbeißen in Orr
Das waren gar keine schwarzen Aasfliegen, die da vor ihren Augen umherschwirrten. Sie erstickte langsam unter dem Gewicht der widerlichen untoten Pranke, die sich erbarmunglos in ihr Gesicht presste. Ein normaler Orrianer wäre kein Problem gewesen...aber der hier war riesig, größer als jeder Mensch. Alle Körperteile zu unheiliger Größe angewachsen. Sie lag unter ihm, ihre beide gepanzerten Hände steckten dem Biest im Rachen und spreizten ihn von innen.
Zähes Fleisch.
Und auch wenn sie nichts mehr sehen konnte, sie erinnerte sich an den kleineren Orrianer rechts neben ihr, in seinem Hals steckte der eiserne Sporn, der aus dem rechten Ellbogen ihrer Armschiene ragte. Die beiden hatten mehr oder weniger zertrümmerte Schienbeine, keine Augen und wollten sie töten. Sie waren ihrem Ziel ziemlich nahe. Was sie wohl für einen Unsinn brabbeln würde, wenn sie erst mal untot war?
Du beißt dich schon durch. Das hatte Mama immer gesagt. Wenn ihr nichts besseres einfiel.
Durchbeißen.
Ihre Zähne gruben sich in das verrottete, untote Fleisch der Handfläche – sie rissen sich durch die dünne, rosagraue Haut der knochigen Hand – sie rupfte Haut und Fleisch von den Knochen, zog es von der Skeletthand in den Mund, lagerte es in den Backen.
Ihre Nase war frei. Ragte zwischen gehäuteten, untoten Knochenfingern hindurch, aber war frei.
Sie nahm einen tiefen Atemzug - nicht die beste Luft, aber Luft.
Der Schwarm Aasfliegen verflüchtigte sich.
Es brodelte in ihr.
Sie starrte dem augenlosen Riesen in die Höhlen, mit einem mal wutglühend – der Druck ihrer Finger in seinem Rachen ließ nicht nach, weiter ging es gegen Kehle und Kiefer.
Waren es zunächst nur zähe Fasern, die langsam voneinander gelöst wurden, ließ plötzlich jeder Widerstand nach, Hals und Schädel wurden knackend und schmatzend auseinandergerupft - mit einem Mal waren ihre Hände frei. Der Sporn am Ellbogen hatte dabei die Kehle des Kleineren ruckartig aufgerissen, der Kopf klappte gekappt nach vorne. Der Widerstand des Großen brach mit seinem Kiefer und Rückgrat - er ruckte nach hinten. Der Schädel verdreht und von wenigen Hautfetzen gehalten, fiel er auf sie.
Der Kleine zuckte noch mit den Kopf. Sie griff sich einen der spitzen, gelber Riesenzähne, den sie dem Großen ausgerissen hatte. Eins, zwei, dreimal rammte sie den Knochendolch in den Schädel, bis er stecken blieb und Ruhe war.
Sie musste die beiden Körper von sich kriegen und weiterkämpfen. Erst aber mal Augen zumachen und durchatmen.
Es war eigentlich ganz bequem. Es würde sicher noch eine knappe halbe Minute dauern, bis einer von den anderen Orrianern bei ihr war. Sie hatte noch ein paar Sekunden zu genießen.
Wie die wenigen Minuten morgens, kurz bevor man aufstehen muss.
Aber so widerlich hat sich ihr Mund noch nie angefühlt...sie spuckte die Haut und die rottigen Fleischfetzen neben sich in den Matsch...sie würgte...schaffte es ihr Essen drin zu behalten.
Es half alles nichts - keuchend rollte sie den Großen von sich herunter, schüttelte den Kleineren von sich und setzte sich erst mal auf. Dann würgte sie erneut – Mit den Händen auf den Knien kotzte sie los. Es war widerlich, widerlicher als untoter Larvenschleim, widerlicher als das, was ihr unter dem Leichenhaufen an der Küste in den Mund geflossen war.
Der nächste hinkte ihr schon wieder entgegen, mit gehobenem Säbel. Erzählte irgendeine Piratengeschichte...
Sie schenkte ihm einen kurzen Blick, dann kotzte sie weiter, das bisschen was sie die letzten Tage in sich hineingestopft hatte. Zwiebelrest, Omnombeerenriegel, roher Fisch.
„Grhhm...“ Elendig ging es ihr. Am liebsten wäre sie auf der Stelle wieder tot umgefallen. Doch sie kam mühsam zum Stehen. Wiedergeburt Zwei erfolgreich. Sie wischte sich den Mund mit dem Handrücken ab – dem Handrücken, der eben noch im Rachen des Untoten gesteckt hatte. Sie hustete, der Schnaps, der Korn, was auch immer lief ihr in klebrigen Fäden aus den Mund. Hauptsache das untote Fleisch war weg. Hauptsache -
Sie packte das dünne Handgelenk des Heranstürmenden, quetschte, sein Kiefer fiel direkt in ihre geöffnete Rechte hinein. Sie fletschte die Zähne. Als Speiche und Elle brachen, als der Unterkiefer mit einem Knacken zersprang und die zerbrochenen Zähne herauskullerten, genoss sie es. Das Hochgefühl meldete sich wieder, wenn auch zaghafter, es streifte sie wie eine kühle Brise. Aber die Kampfdroge wirkte noch. Sie schnaubte. Sie war noch nicht fertig mit denen.
„Ich fang' grad erst an....!“, krächzte sie, um sich dann ein weiteres mal zu übergeben.
Eine alte Dame mit Gehstock und Hut rannte erschreckend schnell auf sie zu, so schnell, dass sie ihr nur die linke Schulter zuwenden konnte – die Alte wurde aufgespießt von ihrer Schulterplatte. Drei schöne Stacheln steckten nun in ihr, sie beschwerte sich, über die Jugend vermutlich, zappelte, wollte Roy die Nase klauen. Roy löste die Wachsamen-Platte - die Damenausführung hatte leider nur an der linken Seite eine - und rupfte sie aus der Alten. Mit beiden Händen wurde die Platte geführt, auf Kopf und Hut eingedroschen, bis sie Ruhe gab.
Und es kamen immer noch welche, wie ein Schlägertrupp kamen drei, mit Holzplanken und Rostknüppeln, breitbeinig und grinsend.
Sie erlitten ein ähnliches Schicksal wie die Alte, die Schädel von der stählernen Wucht der Schulterplatte zerprügelt, der Dritte bekam die Stacheln allesamt in den Bauch gerammt, als er auf dem Boden lag. Die Platte blieb stecken.
Sie schnaufte... und war einen Moment nicht sicher, ob sie sich den nächsten Untoten einbildete - wie die Parodie eines Fechters sah er aus. Perfekte Beinhaltung, der linke Arm auf dem Rücken, vielleicht verwachsen. In der Rechten trug er ein abgebrochenes, rostiges Metallstück, das vielleicht mal ein Degen gewesen war. Angenehmer, einen Degen ins Fleisch gestochen zu bekommen als dieses Ding.
Und wie ein Fechtmeister stieß er seinen Arm hervor, mit ausgestreckter, rostiger Klinge. Sie kämpfte ihr Grinsen nieder und wich zur Seite aus, packte ihn am Handgelenk – riss ihn zu sich heran. Sie brüllte in sein hässliches Gesicht, um dann mit der rechten Faust auf sein Ellbogengelenk draufzuhauen, bis es brach. Griff seinen Kragen, schlug ihm die Faust in die Zähne, zwei mal, drei mal, bis da keine Zähne mehr waren.
"...er siepffht-"
Vier Mal.
„...gwaaaihner-“
Immer wollten sie das letzte Wort haben.
Die Finger fanden Halt in seinen Augenhöhlen, griffen zu, rissen...und endlich, als sein Knochengesicht herausgerupft war, schwieg er.
Der Boden begann sich mit Leichen zu füllen. Oder wurde viel mehr mit Leichen gefüllt.
Sie starrte noch in das halbe, gesplitterte Knochengesicht in ihren Händen und verlor sich einen Moment darin, driftete ab...
Und dann ging es wieder wie von selbst.
Drei Orrianer.
Ohrfeige. Schlag. Ohrfeige.
Ein Hals bricht schmatzend.
Hieb, Haken.
Ein Kiefer zerplatzte.
Da flogen die Zähne – war da einer etwa Gold? Oder aus Orichalkum??
Keine Zeit, Schlag.
Rippen bersten.
Wirbel reißen.
Daumen in der Nase, Knack.
Tritt ans Schienenbein, Knack, Tritt auf den Fuß, Knirsch.
Gebrabbel, Schlag gegens Kinn, Ruhe.
Abermals hagelte es Zähne.
Daumen in den Augenhöhlen, Finger quetschten von den Seiten, ein weiterer Schädel platzt.
Das Bersten sandte Wellen der Euphorie durch ihren Körper.
Als sie sich wieder orientierten konnte, waren beide Hände schmutzdurchtränkt, die fette Orrianerin von vorhin lag ohne Kopf vor ihr, ein abgebrocher rostiger Speer ragte ihr aus dem Rücken. Daneben einer mit einer zerbrochenen Magiermaske, der Kopf sah aus wie ein zermatschtes Ei. Sie hatte eine schmutzige Schmuckkette in der Hand.
Es war warm. Direkt hinter ihr brannte der Scheiterhaufen, den der Asura gebaut hatte. Und vor sich bemerkte sie plötzlich den Großen mit dem Beil im Kopf, er trug noch immer den abgebrochenen Speer, dessen andere Hälfte in der kopflosen Dicken steckte. Er stieß nach ihr. Sie ließ die Kette fallen, mit beiden Händen packte sie den Speer, der Kerl war stärker, drückte sie dem Feuer entgegen, die rostige Waffe schabte ihr an der Brustplatte.
Sie machte einen Schritt zur Seite, noch einen, dabei den Speer von sich abhaltend, bis sie den brennenden Haufen nicht mehr im Rücken hatte. Sie ließ mit einer Hand los, rupfte an der Waffe und der Speerträger stolperte funkenstobend ins Feuer.
Zum Verschnaufen war keine Zeit – ein Hühne von zwei Metern schlurfte heran – er trug eine Rüstungsplatte und einen gehörnten Helm, mit dem sein Gesicht verwachsen war.
Er schwang sein Breitschwert einarmig. Sie blockte mit der Armschiene, die Klinge knirschte zwischen den drei großen Spornen, an denen noch Reste einer Kehle klebten. Er hatte sich verkeilt, unbeholfen rüttelte der untote Krieger daran, hielt sie mit dem Schwert aber auf Abstand.
An einer rostigen Eisenkette um seinen Hals baumelte ein Anhänger in Form zweier algenbewachsener Wolfsköpfe. Sie packte den Anhänger mit der Rechten - aber sie war mehr an der Eisenkette interessiert, mit der sie ihn zu sich heranziehen konnte. Nach einem Ruck stolperte er ihr entgegen. Die Klinge weiter mit den Spornen blockiert packte sie ihn an den Hörnern des Helmes, zog, riss, drehte ruckartig.
„...das FEUER! Seine....Flamme!“, rief er, da spürte sie schon wie sich die Kopfhaut, nein die ganze mit dem Helm verwachsene Schädeldecke begann, sich schmatzend und knackend zu lösen.
„...FEUER!“, brüllte der Untote.
„HRAAH!!“, brüllte Roy, als sie mit einer weiteren kraftvollen Drehung am Helm riss. Lautes Knacken. Ein Horn brach ab, mit dem abgerissenen Helm stürzte sie nach hinten. Der Krieger, mit verdrehtem Kopf, befreit aus seinem jahrhundertealten Gefängnis und von seiner Schädeldecke, er fiel scheppernd in sich zusammen, kniete im Schlick, den Kopf auf dem Brustkorb gesenkt. Sie sackte den Anhänger ein. Auch der Helm war beeindruckend...aber den wollte sie in dem Zustand nicht überziehen.
„War das euer Champion??!“, spottete sie dem Rest entgegen. Sie packte sein Breitschwert....unhandlich und stumpf. Sie nahm es mit beiden Händen an der Klinge und prügelte mit dem Griff auf den Kopf des Kriegers ein, bis er nach vorne umfiel.
„War da alles?!“
Hinter ihr wurde es warm. Das Feuer...
Der Speerträger mit der Axt im Kopf, er wandelte hinter ihr, lichterloh in Flammen!
„Irrenhaus...“, keuchte sie bei dem Anblick nur hervor und starrte die brennende Gestalt an. Dann wich sie dem Speerstoß aus.
Sie versenkte das Breitschwert in seiner Brust – es steckte fest und es störte ihn nicht. Ein weiterer Hieb, dem sie stolpernd auswich.
Die versengten Muskelfasern auf der Brust lagen frei. Ihre Panzerhandschuhe griffen hinein, rissen daran – wie schwarze Bratwursthaut zogen es sich von den Rippen, er kippte nach vorne und schlug mit der Fratze in den Dreck. Sie packte die erhitzte Axt, rupfte sie aus dem Schädel, hackte darauf ein, dann noch drei Stampfer mit den Eisenstiefeln...am Ende sah es aus wie ein umgefaller Aschenbecher. Oder wie ein ausgetretenes Lagerfeuer...wie nach dem Grillen am Strand von Löwenstein...
Sie würde doch nicht etwas Heimweh bekommen?
In Orr hatten sie größere Seeigel als in Löwenstein. Sie war wirklich sehr nah an den Strand gekommen, die Sohlen sanken im nassen Sand ein.
Verdammt riesige Seeigel...dunkelbraun wie ein verrottender Steg, Stacheln wie Drachenzahnstocher. Der nächste Orrianer wurde während seines Sturmangriffs an den Schulter gepackt und im Laufen in den Seeigel geschleudert. Ein Stachel durch den Mund, ein paar durch den Wanst...
Noch einer. Roy wich aus, er rannte weiter, sie trat nach, er wurde von den Stacheln aufgespießt. Aber er keuchte, schob sich langsam wieder heraus...als wären die Stacheln neben ihm ein Geländer, packte er sie und schob sich stetig zurück..
Faszinierend.
Er hatte aber nicht mitbekommen, dass die Stacheln seinen Torso von den Beinen getrennt hatten, er plumpste harmlos in den Schlick. Ein Fußtritt verwehrte ihm letzte Worte.
Wie viel waren noch übrig? Zehn? Fünf?
Jedenfalls waren zwei von den Großen dem Meer entstiegen. Hübsch waren sie. Einer der Meerjungmänner schleifte einen rostigen Anker an einer Kette hinter sich her. Ihre Oberkörper waren bis zum Bauch offen, spitze Zähne ragten aus den Rändern, verottete Meeresfrüchte steckten dort wo ihre Innereien sein sollte. Die Augen des Ankermanns begannen grellblau zu glimmen, der andere, dem riesige Korallen aus dem Rücken ragten, er streckte seinen rostigen Stab - war das eine Harpune? - aus, rot glimmte es, ließ leuchtende Blasen schwirren. Eine flog los, noch eine, streiften sie...es fühlte sich nicht gut an. Es zehrte an Willen, Geist, und Kraft, natürlich schmerzte es auch.
Roy keuchte. Weg hier, in Deckung.
Sie rannte los – Zwanzig Schritt hatte sie zurückgelegt, ein Blick nach hinten – Kratsch. Plötzlich lag sie auf dem Boden, Gesicht im steinigen Schlamm, die Nase mal wieder gebrochen. Sie war über Dwaynas Antliz gestoplert. Diese verdammte Statue, übersehen.
Dwayna, verflucht nochmal...
Auch Dwayna hatte sich die Nase gebrochen, als ihre Eisenstiefel sie zärtlich berührt hatten. Roy stemmte sich auf die Hände, rotzte Blut in den Matsch und mühte sich wieder nach oben...immerhin bot Dwaynas Taille Deckung.
Ein kleinerer Orrianer ohne Augen im Kopf flog derweil über Dwaynas Hintern. Er klatschte wie Roy mit der Fresse in den Matsch, stemmte sich hoch, wollte sie mit einem Meißel attackieren. Sie fing seinen Schlag ab, drehte ihm die Hände auf den Rücken, rammte seinen Kopf gegen Marmor.
Es knackte.
Er sagte irgendwas, das keinen interessierte.
Nochmal, Knack.
Einmal entlang an Dwaynas Taille ließ sie den Kopf schaben, er wand sich in ihrem Griff, als die Kopfhaut vom Schädel gerissen wurde.
Sie boxte den Kopf gegen Dwaynas Schulter, einmal, zwei mal,
Gurgeln und Knacken, Knacken und Gurgeln, Gurgeln zuende. Sie ließ ihn in den Dreck fallen.
Einer von Dwaynas Flügeln ragte aus dem Matsch. Sie machte einen Satz dahinter, als weitere rote Sphären flogen, als der Ankerer eiskalte, magische, modrige Gischt ausspuckte.
Die beiden schlurften heran, geduldig. Sie wussten wohl noch, das Roy eben hinter dem Engelsflügel verschwunden war. Clever die Zwei.
Doch der Harpunier ging zwei Schritte stumpf am Flügel vorbei, ohne sich nach ihr umzusehen...Sie packte die Korallenzweige in seinem Rücken und rupfte – er versuchte sich umzudrehen, den Kopf zu wenden...schwenkte ihn hin und her, überfordert. Sie zog und schob...und er lief in die vorgegebene Richtung. Das ließ er mit sich machen, wie ein Esel. Sie manövrierte ihn eradewegs wieder auf die liegende Dwayna und den Wasserspucker zu – als die Unholde zusammenprallten, geriet der Ankermann ins straucheln, stieß mit der Ferse gegen Dwaynas Seite und kippte mit dem Rücken über ihre Brüste. Der Harpunier kippte ihm entgegen, versuchte sich hochzustemmen.
Da riss ein großes Stück Korallenzweig aus seinem Rücken.
Roy prügelte auf ihn ein, als er ihr sein Gesicht zuwandte.
Der Wasserspucker spuckte derweil eisiges, blaugrünesWasser in die Luft...die Luft wurde kalt.
Der Harpunier ließ seine Waffe unter den Schlägen fallen.
Sie griff das rostige Teil, rammte sie ihm in die Seite, in die Schulter, durch die Arme und den Bauch, sie blieb stecken, er zerrte daran. Roy kletterte über Dwaynas Bauch – der Wasserspucker hatte sich mit der Kette seine Ankers verheddert. Sie kniete an seinem Kopfende, packte die rostige Kette um seinen Hals, drückte - kratzte am Nacken, an der Kehle. Zerrieb, zerfetzte den Hals, als er da zappelte.
„...Orr, es ist Orr!“, plärrte er plötzlich krächzend. „..ankert...“
Jeder Mensch, jeder Norn wäre hier nun tot gewesen. Sie verstärkte den Druck, knackend gab der Hals nach. Er würgte weiteren Schleim hoch, die Augen blitzten auf, um dann zu erlöschen.
Wie damals mit der Lichterkette, zog sie die Enden in entgegengesetzte Richtungen.
Wie damals am Wintertag...
Als wäre es gestern gewesen.
War es nicht wirklich gestern gewesen?
War gestern nicht auch immer Morgen und Heute?
Zeit war Rot und der Pudding mit dem Gelb war weg.
Es knackte wunderbar befriedigend und der Kopf sank mit einem letzten Röcheln zurück.
Der Harpunier kämpfte noch mit seiner Waffe...
Sie packte den schweren Anker des Wasserspuckers, hievte ihn ein Stück hinter sich her.
Sie schnaubte erschöpft. Sie schlang die Hände um den Stiel, hievte ihn ächzend hoch, wie eine Spitzhacke schwang sie ihn über sich – um im Schädel des Harpuniers aufzuschlagen, ihn zu zerfetzen, ihn zu durchbohren und tief in der Erde stecken zu bleiben.
Geankert in Orr.
Schnaubend, mit gehobenen Mundwinkeln betrachtete sie ihr Werk, begann zu lachen.
Dwaynas Taille war nicht unbeschädigt geblieben, aber so war das eben ab einem gewissen Alter.
Das letzte Aufgebot nahte...es war ein spärlicher Haufen.
Kurz durchschnaufen und...
Sie rupfte am intakten, halb abgetrennten Schädel des Wasserspuckers...samt einem Teil des Rückgrats löst er sich schmatzend aus der eng geschlungenen Kette. Sie wiegte ihn in den Händen, schwer und riesig.
„...wenn er ruft, wenn er Schreit...“, sagte eine Orrianerin.
„...dann kommt deine Zeit...“, beendete ein anderer.
Das kam unerwartet. Überrascht blickte sie zwischen beiden hin und her. Oder hatte sie den zweiten Satz nur im Kopf gehört? Der Kopf tat ziemlich weh und einiges war in den letzten Minuten sehr seltsam gewesen.
Zum Beispiel...wieso hatte sie dem Wassermann den Kopf aus dem Körper gerupft? Er war doch schon besiegt. Etwas verloren stand sie da, während die letzten drei sich näherten. Drei, immer drei. Eine magische Zahl.
Dann brodelte es wieder. „Was GLOTZT IHR überhaupt?!“, brüllte sie ihnen entgegen.
Die dritte aus der letzten Reihe hatte keinen Unterkiefer, konnte nicht mitreden. Ein „...wraahg...“ entfuhr ihr nur.
„...Wraaaaah!!“, äffte Roy sie nach, lachte.
Sie streckte den Untotenschädel wie einen Fetisch in die Luft und brüllte. „WRAAAAHH!!“
So laut, dass sie selbst erschrocken wäre, wäre sie nicht furchtlos.
Aber die Untoten...waren die zusammengezuckt? Die waren zusammengezuckt. Sie wollten weg hier. Und dieser widerliche Geruch...das war die Angst der Toten vor ihr. Sie hatten Angst. Angst vor ihr. Die Toten hatten Angst zu sterben.
Angst vor etwas schlimmerem als dem Tod. Vor Roy.
Keine Gefangenen...
Sie prügelte mit dem Schädel auf die Edeldame ein, bis keine Edeldame mehr übrig war. Roy fletschte die Zähne, das Gesicht voll Matsch und Nasenblut sah sie aus wie ein Dämon, kein Wunder hatten die Angst. Vom anderen blieb auch nicht viel übrig - als seine Reste knieend, kauernd zitterten, die obere Hälfte des Kopfes fort, da streckte er nur die Handfläche zur Abwehr entgegen und bekam den widerlichen Schädel auf den Leib gedonnert...
Jetzt war nur noch die ohne Unterkiefer übrig. Sie trug ein Kleid, ein Korallenzweig wuchs ihr aus dem Rücken. Ihr Schädel war auch nicht der kleinste.
Sie ließ den Kopf des Wassermanns fallen, schlug die Faust in die Handfläche und ließ den Kopf kreisen.
„Eh!....du!...Korallenluder!", rief Roy ihr zu, als sie ihr erschöpft entgegenwankte. "Na wie...willst du's haben Kleines, mhh?"
Das Korallenluder kam ebenso auf sie zugewankt. Sie zischte sie an. „....chwln....iccc....chwhln...“
„Mich holen??“
Überwuchert von Korallen...Sie hob einen Dolch.
Das Luder hatte einen klumpigen Fuß, weshalb es humpelte. Aber schnell war es.
Doch der Stoß mit dem Dolch ging daneben.
"Ohhh—hooo!" Das war ja gar nichts.
Ein Tritt gegen das Bein, Knochen knackten – sie strauchelte in ihrem Schritt, fiel.
Roy beugte sich nun über sie – kniete auf die Brust, die Rippen knackten.
Sie packte sie mit beiden Händen am Kopf, das Luder gröhlte, sie schob ihr die Daumen in die Augenhöhlen – unter dem Druck sprangen ihr die letzten Zähne aus dem Oberkiefer, dann brach ihr zarter Schädel gänzlich und Fetzen benetzten Roys Gesicht.
Zerplatzt wie ein verfaultes Ei...kein Zucken mehr, kein Klagen.
Sie starrte auf die Sauerei.
Das war's also.
Grummeliger Magen.
Hunger.
Sie konnte kaum noch aufrecht sitzen als die Ruhe zurück in den Körper flutete. Sie fiel nach hinten, neben das Luder, neben Dwayna, neben den Harpunier in Dwaynas Busen.
Endlich.
Es fühlte sich an, als hätte dieser Kampf Tage gedauert...
Irgendetwas setzte sich neben sie, flatterte. Eine Möwe? Sie sah nach rechts.
Ganz vergessen, sie war das letzte Lebewesen in Orr.
Als der untote Adler seinen Schnabel öffnete, sie ankrächzte, schnellte die gepanzerte Hand an seinen Hals und drückte zu, bis es knackte. Sie schleuderte das nackte Federvieh davon, ließ den Hinterkopf wieder in den Dreck sinken.
Das waren dann wohl alle.
Sie lachte, lachte und hustete.
Unendlicher Frieden.
Sie wollte hier für immer liegen bleiben.
Das Herz pumpte nicht mehr so heftig, wurde langsamer, langsamer...
Bald prasselte sanfter Regen auf Stahl.
Langsamer...
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