Ich bin das nicht gewesen.
War ich nicht.
Ehrlich nicht.
Das ist ein Irrtum.
Das letzte Mal schon.
Ich bin kein solcher Mensch.
Kontrolle.
Selbstbeherrschung.
Ressourcennutzung.
Ich weiß doch wie das geht.
Es war nicht einmal ein Unfall.
Ich war es einfach nicht.
Jedwede Logik fehlt.
Beweist mir das erst einmal.
Ich bin unschuldig.
Niemand ist unschuldig.
Nicht einmal Vater.
Sorcia buk Apfelstrudel mit Zimt. Es war die Zeit dafür. Man konnte nicht das ganze Jahr über Apfelstrudel mit Zimt, Rosinen und süßer Sahne backen. Wenn jemand im Hochsommer damit um die Ecke bog, dann jagte man ihn für gewöhnlich mit dem Rohrstock wieder vom Hof herunter, hieß ihn irre und vom Wahnsinn befallen und sorgte dafür, dass es niemanden mehr gab, für den es sich noch lohnte Strudel zu backen. Zumindest in geordneten Kreisen verfuhr man auf diese Weise.
Der Herbst aber war die Zeit der Ernte. Birnen, Äpfel, pralle Pflaumen und diese merkwürdigen, apfelähnlichen Dinger, die es in Gelb und Grün gab und deren Namen so ähnlich war wie Quintus Quittinus Quant, der Held eines alten, krytanischen Heldenepos.
All diese Dinge stapelten sich in der geräumigen Küche der Iorga (mit Ausnahme von Quintus, der hier nicht froh geworden wäre), die gerade einen maßlosen Scheffel Mehl in die große Rührschüssel warf und mit einem Liter Milch aufstockte. Es galt in Dimensionen zu backen, die nichts mehr mit familiärer Gemütlichkeit zu tun hatten. Im Ofen güldeten die ersten drei Strudel aus. Auf dem Fensterbrett standen bereits zwei weitere Bleche zum kühlen. Die Hunde hatte sie in den Keller gesperrt.
Damit hat doch niemand gerechnet.
Es gab Warnungen.
Wir waren darauf vorbereitet.
Alle notwendigen Personen waren informiert.
Wir haben nur darauf gewartet.
Es kann also gar nichts passiert sein.
Wie denn auch?
Ich muss mir keine Sorgen machen.
Er hat es getan.
Hat er ja gesagt.
Er hat gelogen.
Es liegt in seiner Natur.
Pavel reckte das schmale Kinn in die kalte Abendbrise. Er trank den Herbst in all seiner wundervollen Fülle und schloss darüber hinweg die Augen. Der Geruch von feuchter Erde, nassem Moos und vergilbtem Gras lag in der Umarmung der jungen Neumondnacht. Die Idee von morscher Rinde setzt dem alten Farmer einen verträumten Kuss auf die Wange. Das Scharren der Pferde im duftenden Stroh liebkoste seine Ohrmuschel und der träge Takt des Donners, der in weiter Ferne lag und doch so unendlich nahe war, erregte sein Herz.
Als er seine Lungen mit der liebgewonnenen Erinnerung der Wirklichkeit füllte, riss ein stechender Schmerz ihn aus seiner Trance. Jetzt schämte er sich dafür nicht mehr getan zu haben. Am Ende nahm er es einfach hin. Man nannte das Leben und er war gut darinnen.
Niemand hat in diesem jungen Alter so morsche Knochen.
Das ist doch alles ein riesen großer Witz.
Ich bin vielleicht nicht immer der Schnellste, aber das lasse ich mir nicht erzählen.
Unsinn.
Quatsch.
Dummes Zeug.
Wer soll das denn glauben?
Was hatte sie eigentlich dort zu suchen?
Ich kenne nicht einmal ihren Namen.
Man tötet niemanden ohne Grund.
Ich hatte keinen.
Es gab einen Grund.
Steh dazu.
Claire hatte den Tag in der Stadt verbracht. Sie hatte Gefallen daran gefunden den feinen Damen der Gesellschaft ihren geschmacklosen aber unzweifelhaft sündhaft teuren, neuen Haarkamm zu präsentieren. Im Flug vorbei, mit einem milden Lächeln auf den Lippen und einem amüsierten Funkeln im hellen Augengrün. Es war nichts gewesen, dass sie hatte lange für sich einvernehmen können.
Das Stück Erdbeerstreusel im Rurik-Cafe rettete ihr den Tag. Sie passierte das Gasthaus Maidenwispern und begutachtete die Fassade der bekannten Wirtschaft mit halb kritischem, halb mürbem Blick. Eigentlich hatte sie Helena besuchen wollen, aber das Wetter war zu schlecht und der Sohn fieberte.
Auf dem Weg zurück zum Portal musste sie plötzlich lachen. Sie hatte viel zu lachen dieser Tage und tat doch manchmal vor sich selber so, als gäbe es nichts. Ob sie zufrieden war? Heute war sie es, denn Brego hatte es aufgegeben ihr zu folgen und wartete nun schmauchender Weise auf einem der Fässer, die ein später Händler heute hatte nicht mehr zurück in die Falkenfestung bringen können. Voller Unschuld das Lächeln, das den Mann traf. Sie hatte nichts getan und das war die Wahrheit.
Mein Gewissen ist rein.
Sie nennen es Notwehr und wenn sie damit glücklich sind...bitte.
Wer bin ich ihnen ihre Wahrheit abzusprechen?
Ich mische mich in diese Dinge nicht ein.
Ihr wenigstens ist nichts passiert.
Die ganze Sache geht mich auch eigentlich gar nichts an.
Ich habe doch sowieso nichts mehr damit zu tun.
Es ist eine Familienangelegenheit.
Ich kenne nicht einmal seinen Namen.
Er war nur ein Libanez.
Wieso musste Olaf sterben?
Was soll eigentlich diese beschissene Melancholie?
Bumms dich, Iorga!
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