„Hase, sie kann unmöglich reisen. Das geht nicht.“ „Dann mach es möglich.“ „Ich bin Feldscherin, kein beschissener Magier!“ „Das ist mir gleich. Strick sie zusammen, verknote sie oder halt von mir aus auch deinen Finger drauf, aber wenn sie nicht reisen kann, dann wird sie hier verrecken. Wir haben etwa einen halben Tag noch, eher weniger. Bis dahin müssen wir von hier verschwunden sein. Wenn sie nicht reisen kann, dann bleibt sie hier.“ „Scheiße. Das kann doch jetzt nicht dein Ernst sein, oder ? HASE!“ „Hör zu, Cloud“, bis eben waren sie beide einfach nur laut gewesen, aber jetzt veränderte sich seine Stimme und es geschah auf eine Weise, die dem dürren Weib mit dem blonden Haar und den wässrigen Augen nicht gefiel. „Ich habe die Verantwortung für diese Leute und ich werde nicht das Leben vieler gefährden, nur um zu versuchen dieses eine zu retten. Wenn sie nicht laufen kann und auch nicht in der Lage ist auf einem Karren zu fahren, dann ist sie ein Ballast, den wir uns nicht erlauben können. Du kennst die Regeln.“ „Das sind verdammt beschissene Regeln.“ „Du kannst ja mit ihr hier bleiben. Nein? Dann hör auf dich zu beschweren. Und jetzt sieh zu, dass du dein Zeug zusammen gepackt bekommst. In spätestens, aller spätestens einer Stunde sind wir von hier verschwunden.“ Sie schwieg, auch wenn sie noch so viel zu sagen gehabt hätte. Es war nicht die Zeit und ganz bestimmt nicht der Ort dafür. Außerdem waren ihre Gedanken schon drei Schritte weiter. Ein letzter Blick von Seiten ihres Vorgesetzten reichte aus sie aus dem Zelt zu treiben. Unterwegs kam ihr Chamäleon entgegen. Sie war eine schöne Frau mit langem, braunem Haar, das immer sauber, immer gepflegt schien. Ihre freundlichen Braunaugen lagen voller Sorge. Sie trug einen Säugling in ihrem Arm und führte einen schwarzhaarigen Knaben an der Hand mit sich, der mit großen Augen dabei zu sah, wie die Erwachsenen um ihn herum Zelte einrissen, Wagen beluden und Pferde sattelten. „Cloud, hast du mit Hase gesprochen?“ Chamäleon rief die Worte noch ehe sie die Feldscherin erreicht hatte. Es reichte aus deren Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. „Lyssa sei Dank! Elster! Wo bist du gewesen?“ Der Junge zuckte zusammen und die Frau an seiner Hand tat es auch. „Cloud.“, versuchte sie die Aufmerksamkeit der Blonden auf sich zu ziehen. Die aber hatte nur Augen für den Burschen, dessen Schopf sie küsste. „Lauf und pack deine Sachen. Los und jetzt stell mir keine Fragen. Wir müssen aufbrechen. Hilf deinem Onkel.“ Sie kannte ihn gut genug um zu wissen, dass sich längst ein Protest in seinem kleinen Hals zusammen gefunden hatte. Und sie wusste was sie sagen musste, damit er seinen Widerstand herunter schluckte und tat was man ihm befahl. Kaum dass das Kind fort war, verlagerte sich das Augenmerk auf die Frau mit dem Säugling. Sie trat näher und legte dem Knilch eine Hand auf den blonden Flaum. „Du bist jetzt für ihn verantwortlich.“ Es brauchte nicht mehr Worte zwischen diesen beiden Genossen, die gleichsam erschrocken, ebenso resigniert für einen Moment einfach nur da standen und sich anstarrten. Dann, es war eine Bewegung, die sich an einen erschlagenen Seufzer anschloss, nickte Chamäleon langsam.
„Hamster? Hamster, wach auf.“ Cloud hatte sich auf die Bettkante gesetzt und strich mit einer Hand eine helle Locke aus dem verschwitzten Gesicht der Liegenden, während sie versuchte sie mit gestrenger Stimme zu wecken. „Hamster...Hamster, hör mir zu.“ Sie versuchte noch einmal die Aufmerksamkeit der Frau auf ihrer Krankenstatt zu erlangen. Als die Lider flatterten, setzte sie bereits wieder zu sprechen an. Sie hatte nun wirklich keine Zeit darauf zu warten, dass die Kumpanin erst einmal wieder richtig zu sich kam. „Hamster, wir müssen hier weg. Wir brechen das Lager ab, aber dich können wir nicht mit nehmen. Es tut mir leid, hörst du, aber du kennst die Regeln. Dein Junge ist bei uns. Chamäleon kümmert sich um ihn. Mach dir keine Sorgen. Ich gebe dir jetzt etwas. Du weißt was damit zu tun ist. Mögen die Götter dir beistehen. Mach Schluss. Lass dich nicht von ihnen kriegen. Bereite uns keine Schande. Ich bin du. Du bist wir. Wir sind viele. Ehre dem wahren Blut.“ Dann ging sie.
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