Zum Inhalt
Mein erster und hoffentlich letzter Versuch, auch mal eine Adeligengeschichte zu Papier zu bringen! :O Warnung: Gewalt.
Adel vernichtet
Seit etlichen Jahren führte sie ihre Aufgaben zu vollster Zufriedenheit ihrer Herren aus. Auch wenn die Herren mit den Jahren wechselten – und ihr derzeitiger Herr war der beste, den sie je hatte - ihre Aufgaben blieben stets die selben. Das Beet, dass die Eingangstreppe zum Anwesen einrahmte, musste in Schuss gehalten werden – sie harkte gerade, schon seit geraumer Weile. Und kein Ungeziefer in die Nähe lassen! Sie hatte dabei wohl ein wenig die Zeit vergessen, vorhin hatte die Sonne noch blitzlichttartig geblendet, nun war es schon wieder fast dunkel. Die steten Schwünge mit der Harke...es war eine monotone Arbeit, aber so einnehmend, dass die alte Gärtnerin nicht die anrückenden Gestalten hinter sich bemerkte. Erst als der Stiefel ihr in den Rücken trat und sie knackend gegen die Hauswand knallte, ihre Harke fallen ließ war klar, dass Gefahr drohte. Sie sank in das Beet, packte das Werkzeug, um gegen das Ungeziefer vorzugehen. Pflichtbewusst, wie der Herr es wünschte...doch sobald sie den Griff des treuen Gerätes umklammert hatte, wurde ihre gebrechliche Hand von eine riesigen Ferse zerquetscht. Ein heftiger Tritt gegen den Schädel und es war vorbei.
Der Butler merkte, wie es grollend an die Pforten des Herrenhauses schlug. Pflichtbewusst, die Laterne in der Rechten, stieg er die linke der beiden Treppen herab zur Eingangshalle. Der Wachhund schoss an ihm vorbei und legte bellend die Pfoten an die Tore. Eine gewaltige Axt brach hindurch, ließ das Holz in alle Richtungen davon splittern. Die Holzpforten krachten unter einem Tritt auf, zwei mächtige Riesen stampften herein. Einer teilte den treuen Wachhund mit einem Hieb in der Hälfte, sein Bellen erstarb in einem Wimmern. Und die Riesen waren nicht die einzigen Monster, die in das Heim des Herren eindrangen – es war eine ganze Horde.
Ein Kobold hob etwas längliches, richtete es auf den Butler. „Wer-“ , begann der Butler zu sprechen – und ein knallender Lichtblitz aus dem Stock des Koboldes folgte. Des Butlers Bein gab nach, zerplitterte. Er purzelte, knallte die sechsunddreißig verbleibenen Stufen der Treppe hinunter. Als er mit verdrehten Gliedern unten aufgeschlagen war, hob er langsam den Kopf, stemmte die gebrochenen Hände auf den mit Laternensplittern übersähten Boden, um sich aufzurichten. Doch vor ihm hockte ein Tiefseemonster. Es fletschte die Zähne, hob seinen Speer über seinen Kopf...dann war es vorbei.
Die Hauswachen strömten aus den Quartieren im Erdgeschoss. Stacheln, Klauen und Zähne wuchsen aus dem Tiefseemonster und es stürzte ihnen entgegen. Sie gaben keinen Fuß breit nach, doch wurden sie alle vernichtet, von den beiden Riesen und ihren Äxten in Stücke geschlagen, vom Kobold und einem Schattenmann niedergeschossen, von dem Pflanzenungeheuer mit Blitzen geröstet, niedergeprügelt von einer wilden Frau und durchbohrt vom Speer des Meeresmonsters.
Die Komtess war auf den Krach aufmerksam geworden. Die Finger in ihr Nachtkleid gekrallt, konnte sie nicht anders. Gefolgt von drei Zofen eilten sie zur linken Treppe. Es knallte und blitzte, die Mädchen purzelten dem Butler entgegen, die Komtess blieb auf halber Strecke liegen, ächzte. Sie dachten sie war erledigt. Die Horde stürmte die Treppe hinauf, die an vielen Stellen knirschend nachgab und brach. Zunächst stiegen die kleineren Füße über ihren Rücken, dann kamen die Riesen und es war vorbei.
Im linken Korridor huschten die Diener aus ihren Quartieren. Bewaffnet mit Kerzenleuchtern, Schürhaken und Holzscheiten traten sie der Horde entschlossen entgegen. Für ihren Herren würden sie alles geben. Und das taten sie.
Der dunkle Schattenmann hob zwei Revolver, ließ die Diener kommen – unter knallenden, rauchspeiendem Höllenfeuer platzten ihre Schädel, zersprangen ihre Kiefer, fielen ihre Leiber übereinander, bis alle Waffen auf dem Boden lagen, bis keiner mehr zuckte. Die Horde stieg über die qualmenden Körper hinweg, auf direktem Weg zum Quartier des Herren.
Dem Baron war das Chaos nicht unbemerkt geblieben. Es setzte sich in seinem Himmelbett auf. Seine Frau lag noch ruhig neben ihm. Er erhob sich, nur in seinen Bademantel gehüllt. Er griff sein Schwert über dem verloschenen Kamin, eilig rannte er auf die rechte geschlossene Zimmertür zu. Dumpf prallte er davon ab, taumelte zurück. Einen Fluch rufend trat er sie ein und stürmte in den rechten Korridor, die Horde um Meter verpassend.
Die Baroness war derweil nicht vom Bett aufgestanden, nachdem ihr Gatte gegangen war, um nach dem Rechten zu sehen. Die Klinke der linken, intakten Tür senkte sich nun, öffnete sich langsam und quietschend.
Der Schattenmann trat an sie heran. Er legte die Hand auf ihre Stirn, drückte sie im Bett nieder. Den heißgeschossenen Revolver schob er ihr in den Rachen. Dann war es vorbei.
Ein Knall aus dem Gemach. Der Baron hob sein Schwert, als er im Korridor einen Feind entdeckte – die wilde Frau knallte ihm den riesigen Schild entgegen, als er losstach, er verlor die Erbwaffe. Sie packte ihn grob am Hals, presste ihn gegen die Wand. Als er einen Schritt vortreten wollte, zerquetsche sie ihm die Zehen mit ihren Eisenstiefeln. Die Eisenhandschuhe griffen ihm in den Rachen, packten seine Goldkronen – sie riss daran und es war vorbei. Sein Haus war gefallen. Doch sein Herr würde weiterherrschen.
Jaroyesh hatte dem Kerl das halbe Gesicht ausgerissen. Es war ziemlich zerfasert, und verrottetes Meeresgetier sammelte sich darin, außerdem nicht sehr schön gebrochen. Nichts, dass man reinigen und behalten wollte. Vor allem nachdem sie diese ganze Villa hier eingenommen hatten. Sie pflückte die drei goldenen Backenzähne aus dem Oberkiefer und legte die Gesichtshälfte wieder zurück. Zwei mal verrutschte sie, doch dann blieb sie an ihrem Platz...so ungefähr. Der krytanische Agent trat an sie heran, holsterte seine Revolver und schob die Kapuze zurück, löste seine Maske. Der Alte deutete auf den Hausherren.
„Wir sollten ihn zu seiner Frau bringen, bevor wir sie anzünden.“, empfahl er mit seiner Kettenraucherstimme.
Roy seufzte. „Dein Ernst? Ich finde hier liegt er ganz gut.“
„Die paar Meter, Roy. Die Treppen von Arah waren anstrengender.“
Oh ja, die Treppen, Arah. Nur eine Frage der Zeit, bis sich genug Truppen gesammelt hatten um Zhaitan zu besuchen.
Bis dahin war das Aufräumen in der Umgebung ein guter Zeitvertreib. Sie zuckte mit den Schultern und packte den Kerl an den Füßen, der Agent nahm das andere Ende. Sie sah ihm in seine trüben Augen.
„Wenn du adlige Leichen so nett behandelst, dann sortier' auch gleich die ganzen Bücklinge auf der Treppe und so.“, sprach sie, ehe sie den Körper anhob.
„Klar.“, versichterte er, ging rückwärts los zum Schlafgemach.
„Du bist nicht in deinem Götterfelsen hier. Denen ihre ganzen Titel sind hier ungültig.“, fügte sie an.
„Ich...weiss ich doch.“, versicherte er erneut.
Und sie schleuderten den Baron ins Bett zu seiner ergrauten Angetrauten. Sein Gesicht war wieder abgefallen, aber das war nicht ihr Problem. Nach einer Runde durch das Haus, in denen sie einige mehr oder weniger wertvolle Artefakte eingesackt hatten – Farlif, nun zum Explorator befördert, war dabei wirklich eine Hilfe - stiefelte sie die faulige, leichenübersäte Treppe herunter. Sie stieg über den Butler, den Tzup abgeknallt hatte. Shlompuboo hatte sich wieder in einen lieben, glatten Quaggan verwandelt und untersuchte die Laterne des Butlers. Der Agent drapierte derweil die gefallenen Hauswachen mehr oder weniger würdevoll.
Roy schritt durch die Pfortenreste, die Hugi und Marni so effizient und rückstandsfrei geknackt hatten.
Beim Austreten wäre Roy beinahe über den Stock auf der Eingangstreppe gestolpert. Das völlig abgearbeitete, rostige Stück Metall am Ende mochte eine Schaufel oder eine Harke gewesen sein.
Sie gönnte sich einen Schluck aus dem Flachmann und setzte sich.
„Es geht schon auf die Knochen.“, bemerkte sie ächzend, mit Blick auf die zertrümmerte Gärtnerin.
Sie schob den geschundenen alten Untotenkörper mit dem Stiefel in das metertiefe Loch, das nach Jahren des pflichtbewussten Harkens bis zum Fundament reichte.
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