Schlagwörter
detaillierte Gewalt gegen Personen, psychische Gewalt, Exekution
"Asche zu Asche,
Staub zu Staub,
Ich nehme mir wieder, was einmal geraubt,
mein Schwert ist scharf,
mein Herz ist taub."
Die Geschichte
Blut, überall nur Blut. Celestia öffnet langsam die Augen, ein schmerzendes Piepen dröhnt in ihren Ohren. Ihre Sicht war verschwommen, es wirkte, als würde sie durch Milchglas sehen. Sie konnte in der ferne leise schreie vernehmen und es schien mehrere Detonationen zu geben. Langsam bekam sie wieder Gefühl in ihrem Körper, doch sie konnte immer noch kaum etwas hören. Plötzlich spürte sie einen stechenden Schmerz in ihrem Bein und es fühlte sich an, als würde sie in irgendeiner Flüssigkeit liegen. Celestia hielt sich langsam ihre Hand vor Augen, sie begann unregelmäßig zu Atmen, denn irgendetwas rotes bedeckte ihre komplette Handfläche, sie konnte nicht erkennen, was es war und sie wurde immer ermüdeter, jedoch etwas in ihr sagte ihr, dass sie jetzt auf keinen Fall einschlafen darf. Als ihre Augen ihr ein scharfes Bild lieferten, lief ihr ein eiskalter Schauer den Rücken herunter, es war tiefrotes Blut, ihre ganze Hand war bedeckt damit! Sie beschlich das leise Gefühl der Panik ergriffen und sie versuchte langsam aufzustehen. Mit erschrecken stellte Celestia fest, dass etwas sie am Boden hielt und erneut fuhr ein entsetzlicher Schmerz durch ihr rechtes Bein. Frustriert blieb sie liegen und sah sich etwas in ihrer Umgebung um, doch durch den Schleier konnte sie nicht allzu viel erkennen. Sie erkannte einige Tisch- und Stuhlbeine vor sich, die scheinbar willkürlich im Raum verteilt waren, einige davon waren angekokelt oder komplett umgeworfen. Der wunderschöne rote Teppich, auf dem sie lag, schien auch sehr mitgenommen zu sein, denn überall ließen sich Brandspuren erkennen und hier und da brannten kleine Glutnester. In der Mitte des großen Saals erkannte sie einen Kristallinen Kronleuchter, der zu Boden gegangen war und in tausende Splitter zerbrochen war, einige davon lagen direkt neben ihr, sie schienen sehr scharf zu sein. Sie richtete ihren Blick zu der Außenwand des kleinen Palastgebäudes, es fiel ihr nun schon sehr schwer die Augen offen zu halten. In Celestia stiegen Tränen auf, als sie sah, dass fast die komplette Außenwand des Gebäudes, scheinbar einfach wie von einem Riesen, herausgerissen wurde und nun erkannte sie auch die Trümmer die im ganzen Saal lagen. Kaum noch bei Bewusstsein hörte sie das stampfende Geräusch von Militärstiefeln in scheinbarer Ferne, doch sie konnte nicht einschätzen, ob das Geräusch weit entfernt war, da ihr Hörvermögen immer noch kaum existent war. Ihre Bewegungen wurden immer hektischer, sie griff an ihr rechtes Bein, in der Ferne donnerte ein Gewehr los, sie hörte leise eine Frau schreien. Sie Ignorierte den unglaublichen Schmerz, den ihr Bein verursachte und richtete sich etwas auf, sodass sie ihr Bein sehen konnte. Sie fühlte, wie sie langsam Ohnmächtig wurde, denn eine Metallstange steckte mitten in ihrem Oberschenkel und sie lag in einer Lache aus ihrem eigenen Blut. Langsam kehrten sämtliche ihrer Sinne wieder zurück und sofort stach ihr der widerliche Gestank von Asche und Feuer in die Nase. Der Schmerz wurde deutlich intensiver und sie konnte nun wieder die Welt ohne diesen verschwommenen Schleier sehen, doch ob sie das jemals gewollt hat ist fraglich. Alles war zerstört, auf dem Boden lagen verbrannte Leichen, die ihr bisher noch nicht aufgefallen waren und alles schien zu brennen. Sie begann bitter zu weinen, da sie nicht wusste, wie man mit einer solchen Situation umgehen sollte. Schwere Tränen rollten ihre Wangen herunter und landeten auf dem von Trümmern verdreckten Boden. Die schritte der Soldaten verstummten, sie müssten jetzt eigentlich genau vor der Tür sein, die Celestia am anderen Ende des Saals ausmachen konnte. Zum Glück schien diese Tür komplett von Trümmern blockiert zu sein, dies sollte sie etwas aufhalten. Sie wusste zwar nicht, wer diese Menschen vor der Tür waren, es könnte gewiss ein Rettungsteam sein, doch die Schreie, die Gewehrschüsse und die vielen Toten machten diese Hoffnung unwahrscheinlich. Sie betrachtete ihre Wunde, die Tränen in ihren Augen vergrößerten sich. Celestia versuchte den Schmerz so gut wie möglich zu unterdrücken, während sie ganz langsam ihr Bein befreite. Man konnte hören, wie sich die Männer gegen die Holztür warfen im versuch sie aufzubrechen. Nach einiger Zeit in beinahe unerträglichen Qualen hatte Celestia es geschafft sich zu Befreien. Zitternd versuchte sie, ihr Bein vorsichtig zu bewegen, es schien nichts gebrochen zu sein, doch der Schmerz würde gehen, ja sogar selbst stehen unerträglich machen. Sie sah sich nach etwas um, dass ihr als Gehhilfe dienen könnte und in näherer Entfernung sah sie einen Zersplitterten hölzernen Gardinenhalter, der am Boden lag. Sie versuchte dorthin zu kriechen, doch ihr Körper gehorchte nicht mehr. Verzweifelt und mit Tränen in den Augen schlug sie auf dem ausgefransten Teppich ein. Ein weiterer Stoß ließ die Tür erzittern. Würde sie hier Sterben, wie all die anderen? Ein weiterer, das holz knarzt. Sie fasste all ihren Mut zusammen und ballte ihre Faust. „Nein!“, hauchte sie leise vor sich hin „Ich werde heute nicht sterben!“. Mit all ihrer Kraft und durch eisernen Willen kroch sie wider unerträglicher Pein zu der Gardinenstange. Ein weiterer Stoß, das Holz beginnt nachzugeben. Celestia schafft es, mithilfe der Stange halbwegs aufzustehen. Sie taumelte schwerfällig zu den vielen leblosen Körpern, die am Boden lagen. Unter ihnen erkannte sie auch ihre Hofdame, sie war die Frau, die sich immer um sie gekümmert hat, als ihre Eltern gerade in fremden Ländereien waren und ihre diplomatischen Beziehungen verbesserten. Sie bewegte sich so schnell sie konnte zu ihr, doch sie wurde unachtsam und stürzte, bevor sie ankam. Celestia brach erneut in Tränen aus, sie war erst acht Jahre alt und eindeutig überfordert mit diesem grauenvollen Szenario. „Marianne!“, schluchzte sie vor sich hin, sie hielt sich das schmerzende Bein, aber das war ihr im Moment absolut unwichtig. Sie sah die leblose Marianne traurig an, ihr Körper wurde von der Explosion, welche die Wand zerfetzt hatte, völlig verstümmelt und auseinander gerissen. Sie starb also einen schnellen Tod, ein Privileg, welches sie den Menschen, die das getan haben, nicht zukommen lassen würde. Celestia’s trauriges Gesicht wurde von einer Sekunde zur anderen Wutverzerrt. Sie zog ihre Gehhilfe zu sich und richtete sich erneut schmerzerfüllt auf. Erneut donnerte es an der Tür und die Angeln begannen zu brechen, jedoch blockierten die großen Gesteinsbrocken weiterhin große Teile der Tür. Celestia taumelte langsam und beschwerlich zum gigantischen Loch in der Wand. Außerhalb war die Welt tief in Wolken gehüllt, doch es Regnete nicht. Ein weiterer Stoß. Celestia ergriff langsam die Panik, es schien keine Möglichkeit zur Flucht zu geben und zum springen war es deutlich zu hoch. Sie fühlte, wie sie langsam wieder schwächer wurde, sie hatte zu viel Blut verloren und sie zog, ohne es zu bemerken, einen roten Fluss hinter sich her. Sie merkte, wie sie langsam Ohnmächtig wurde, mit Tränen in ihren violetten Augen sah sie dem Tod entgegen, ohne schwäche zu zeigen würde sie gehen, ein Tod der einer Adelstochter würdig ist. Ihr lockiges, blondes Haar spielte mit dem Wind, als Celestia langsam zu Boden sank. Das letzte was sie hörte, war die schwere Holztür, welche gerade in tausend Stücke zerbrach und in den Raum fiel, direkt auf die Trümmer. Danach schlug sie hart auf dem Boden auf. Das nächste was Sie wahrnahm, waren laute rufe und eine harte Backpfeife. Ihre Augen öffneten sich nur beschwerlich, sie wusste nicht, wie lang sie geschlafen hatte, sie fühlte sich jedoch unglaublich schwach. Sie sah direkt in die Augen eines maskierten Mannes, der eine Militäruniform trug und trotz der scheinbar absoluten Überlegenheit, konnte sie Furcht in seinen bernsteinernden Augen erkennen. Sie versuchte aufzustehen, doch sie war gefesselt und konnte sowieso gerade so bei Bewusstsein bleiben. Celestia sah an sich herab, ihr Bein war provisorisch mit einem Stück Stoff verbunden. Sie konnte die Stimme eines Mannes vernehmen. „Ist sie endlich wach? Wir müssen hier weg!“. Der Mann vor ihr stand auf und lief zu einem anderen, beinah genauso aussehenden Mann. „Mehr oder weniger, sie ist kaum noch am Leben, aber mehr konnte ich, mit dem, was ich hatte nicht machen“, sprach der eine. Celestia sah sich etwas in dem Raum um, es war das Arbeitszimmer ihres Vaters, jedoch hatten sie es total verwüstet. Sie erkannte die Photographien an den Wänden, eine kleine, einsame Träne rollte ihr Wange herunter. Sie hatte gar nicht mehr mitbekommen, dass sich der Raum etwas gefüllt hat, eine gefesselte und geknebelte Person wurde von noch mehr maskierten Soldaten hereingeführt. Mit erschrecken stellte Celestia fest, dass es ihre Mutter war. Sie begann wie im Wahn zu schreien. „Mutter! Lasst sie sofort frei, was habt ihr mit ihr gemacht?“. Die Antwort auf ihr Geschrei kam alsbald, ein harter Schlag traf ihr Gesicht. Blut lief Celestia’s Nase herunter, doch sie verzog keine Miene. Der Mann, der sie so unglaublich freundlich geweckt hatte, begann zu sprechen. „Die Frage ist eher, was wir mit ihr machen werden“, während er das sagte, lachte er etwas und Celestia fühlte wie unendliche Wut ihr Herz erfüllte, sie fühlte Hass, abgrundtiefen Hass. Ein Soldat, der bisher geschwiegen hatte, nahm Celestia’s Mutter den Knebel aus dem Mund, die restlichen Männer im Raum richteten die ihre Gewehre auf die Adelige. Mit kalter Miene brachte der Soldat hervor. „Irgendwelche letzten Worte?“, er atmete tief aus, als würde ihm Missfallen, was er gerade tat und schlug Celestia’s Mutter mit geballter Faust ins Gesicht, sodass sie einen Zahn verlor. Celestia sah ihre Mutter wehleidig an, sie fühlte sich so schwach, so unbedeutend, sie konnte sie nicht retten. Ihre Mutter setzte mit vor Schmerz verzogenen Gesicht zum sprechen an. Ihre goldenen Augen leuchteten gutmütig, selbst im Angesicht des Todes war es ihr möglich, liebe zu fühlen und Celestia’s Herz zersprang vor Pein. „Celestia, meine Tochter, hab keine Angst, diese Männer haben ihre Befehle, du wirst heute nicht sterben, ich vermache dir alles, was ich habe, pass gut darauf auf. Dies hier hat nichts mit dir zu tun, meine Liebe Celestia.“, sie versuchte zu lächeln, doch es wirkte so künstlich, als wäre es gemalt. Einer der Soldaten unterbrach dann die drückende Stille. „Nun gut, das sollte reichen. Anlegen!“, er machte eine befehlerische Geste und die anderen Soldaten zielten erneut auf jene Adeligen. Celestia verspürte den starken drang wegzusehen, doch sie konnte nicht, ihr Blick ruhte auf ihrer Geliebten Mutter und ihr Herz wurde langsam leer. Celestia sah die Welt im Tunnelblick. „Zielten!“. Eine letzte Träne schlich ihre Wange entlang. Sie nahm fast nichts mehr wahr, sie sah nur noch ihre todgeweihte Mutter und viele alte Erinnerungen zogen an ihr vorbei. Ihr erstes Kleid, die Teeparties die sie mit ihren Eltern und anderen Besuchern feierte, es war ein wunderschöner Maisonntag, sie hatte sich ihr schönstes Kleid zu diesem Anlass angezogen, sie erinnerte sich an jedes Detail dieses wunderschönen Erlebnisses, sie hielt an diesen Bildern fest, sie wollte niemals mehr loslassen. Die laute Stimme des Kommandanten brach in ihre kleine Welt. „Feuer!“, die stählernen Gewehre der Soldaten gingen mit lautem donnern los, als würde Balthasar höchst selbst seine Faust sprechen lassen, fiel das trügerische Schicksal in Celestia’s kleiner Welt ein, die nun in Asche liegen sollte, bis sie sich wie ein glutroter Phönix zum Firmament aufschwingen würde. Celestia sah ein kleines Lächeln, auf dem Gesicht ihrer Mutter, als die bleiernen Kugeln sie in die Brust trafen, eine Träne löste sich aus ihren Augen. Sie wirkte jedoch nicht traurig, sie wirkte eher, als wäre sie stolz, stolz auf ihre tapfere Tochter, die weiterleben würde und für immer ihr Licht in sich tragen würde. Als Celestia’s Mutter tot am Boden lag, flüchteten die Soldaten sogleich und ließen die zerstörte Welt und ein weinendes Kind zurück. Nachdem die Soldaten weit weg gegangen waren, kroch Celestia beschwerlich zu ihrer toten Mutter, Blut flutete den schönen Boden, doch sie robbte weiter, ihr ohnedem schon Blutrotes Kleid, trank weiter vom Blut ihres Blutes. Weinend und voller Schmerz hatte sie ihre Mutter erreicht, sie legte sich zu ihr und unendliche Schuldgefühle fraßen sie auf sie ein weißer Hai. Sie versprach sich in diesem Augenblick absoluter tiefe lediglich eines. Sie schwor sich ewige Rache für ihre Mutter, jeder, der damit jemals zu tun hatte, sollte sterben, einen grausamen, langsamen Tod. Doch nun war sie allein, umzingelt von Furcht und Tod, sie blickte mit erhobenen Blick zum Horizont, diese grausame Welt, voller Mörder und Ganoven, sie sollte, nein, sie musste brennen, in einem Feuer, so rein, wie eben nur eine Rose so rein sein kann. Mit zitternden Händen griff Celestia nach einer kleinen Schatulle, die zerbrochen auf dem Boden lag, sie holte schluchzend das Erkennungszeichen ihrer Familie heraus, eine kleine Schwarze Rose mit einem Sichelmond aus Metall. Sie drückte das kleine Zeichen ganz fest an ihre Brust und zog leise weinend die Knie an. Langsam wurde sie ruhiger und kurz darauf ohnmächtig, sie konnte den Schmerz nicht mehr ertragen und ihr Körper zu kraftlos um zu weinen. So schlief Celestia ein, neben ihrer toten Mutter und in einer ehemals heilen Welt, die nun in Scherben lag. Seit diesem Tag war Celestia nie mehr die selbe, auf einmal hatte sie immer dieses lächeln im Gesicht, ein lächeln, dass sogar die schlimmsten der Dämonen zu erzittern bringt, ein lächeln, wie es wahnsinniger und krankhafter nicht sein konnte, ein lächeln purer Finsternis und seit jenem Tag, trieb sie ein unfassbarer Hass, und das einzige woran sie jemals dachte war. Rache.
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