Hinweis: Gegen Ende Gewaltdarstellung
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Stundenlang war sie nun schon unterwegs. Durch Pfade, verschlungene Wege und Abkürzungen nehmend, die wohl nur diejenigen kannten welche den Caledon ihre Heimat nannten.
Vorbei an Hainhüter-Außenposten und ein paar verstreuten Siedlungen ging es zu Beginn noch über befestigte Wege ehe sie sich dann ins Unterholz schlug.
Flink suchten und fanden die nackten Füße Halt auf Ranken und moosbedecktem Stein.
Allein war sie schneller.
Allein war sie Eins mit ihrer Umgebung...und daher weniger in Gefahr wie mit ihm an ihrer Seite.
Eine Wahrheit, die sie ihm so niemals ins Gesicht gesagt hätte - und doch war es so.
Deshalb zog sie ohne ihn los, um ihre Erkundigungen einzuholen. Immer nur Berichte, immer nur Informationen aus zweiter Hand...es machte sie krank.
Schneller wurden die Schritte bis sie lief, hier und da ein paar tiefhängenden Pflanzen ausweichend.
Eine Weile lief ein Hirsch in ihrer Nähe mit ihr ehe er wieder seiner Wege zog.
Sie liebte es. Sie liebte es so zu sein.
Wie konnte man nur existieren ohne dieses Gefühl der Verbundenheit zu dem, was einem umgibt?
Auf einer Anhöhe, verborgen unter den großen Blättern einiger Palmwedel verharrte sie dann flach im Gras liegend dass sich um sie herum bewegte wenn der Wind hindurchfuhr.
Ruhiger Atem. Der Geruch von Erde und Holz.
Hier würde sie warten, denn von hier wurden die meisten Übergriffe gemeldet.
Die Augen geschlossen horchte sie in sich selbst und ihre Umgebung. Nur wenige Geschwister waren in der Nähe und sie hörte ihre Schritte und Stimmen in der Ferne und unter sich.
Es schien wie Ewigkeiten. Vermutlich war es mehr als ein Tag, denn die Sonne war bereits einmal unter gegangen und wieder neigte sich der Tag dem Ende zu.
Ein dumpfer Schlag kündigte an, worauf sie bangend aber auch mit Neugier gewartet hatte.
Aufbegehren von Energie durchflutete den Ort unter ihr und die Augenlider öffneten sich mit einem Ruck.
Vorsichtig kroch sie näher an die Kante heran und tatsächlich...unter ihr öffnete sich ein Portal und der Schrecken der Sande trat hindurch.
Eine Patrouille von entstellten und verfremdet wirkenden Kreaturen die sich zischend und gebückt gehend umsahen bevor sie wie von einem unhörbaren Befehl geleitet ihre Positionen einnahmen.
Weit kamen sie nicht denn schon prasselten die Pfeile der Hainhüter auf sie nieder. Doch das Handgemenge unter sich konnte Phlonia nicht mehr wirklich beobachten, denn eine kräftige Hand packte sie im Genick und riss sie auf die Beine.
"Deine Neugier wird eines Tages dein Ende sein. Wie oft habe ich dir das schon gesagt?"
Rau und kratzig war die weibliche Stimme, die diese Worte jedoch sanft und fast hauchend an ihr Ohr sprach.
Und dann drehte sich die Welt als sie fortgestoßen wurde - auf die Klippe zu.
Sie überschlug sich einmal und stoppte den fatalen Fall als sich ihre Finger in die Erde gruben, eine Furche ziehend bis sie anhielt.
"Thea..." keuchte sie den Namen der Sylvari aus, die in ein paar Metern entfernung stand. Gebieterisch und Herablassend war ihre Haltung.
Ein langes Gespräch fand jedoch nicht statt, denn die beiden Sylvari gingen sich dann regelrecht an die Gurgel.
Mesmerisch begabt waren wohl beide denn kurz flirrten bei beiden Schutzmantras auf.
Kaum war Phlonia auf den Beinen da griff die viel größere Sylvari sie auch schon an.
Eine Illusionsaxt schwang auf ihren Körper zu. Keine Zurückhaltung, keine Eleganz. Nur ein brachialer Angriff mit der Absicht zu töten.
Zischend traf sie auf eine Illusionsklinge, die den Schlag zur Seite ablenkte. Energie entlud sich, als die magisch geschaffenen Waffen aufeinanderprallten.
Ein leichter Rückstoß schob auch die Duellanten auseinander.
"So entschlossen. Ich vermisse die Zeit, als du noch jung und formbar warst. Wie Wachs in meinen Händen."
Der Hohn in der Stimmlage triefte wie süßer Honig doch die gewählten Worte schnitten so tief wie es auch die Schneide der Axt gekonnt hätte.
Die helle Sylvari blieb auch diesmal eine Antwort schuldig und verharrte in der Defensive, die Klinge schräg vor sich gehalten.
"Ich hörte, du wärst unter Vaters Macht eingebrochen. Fast hätte er dich gewandelt. Ebenso hörte ich, deine Waffe wären nun die schönen Worte - und doch steht du vor mir wie ein verstörtes Reh, unfähig mir die Stirn zu bieten. Sprich!"
Das lange Blattkleid in tiefem Grün und Violett streifte den Boden als sie hin und herwandelte. Wie ein Raubtier, dass seine Beute taxierte.
Doch ihr Gegenüber blieb stumm.
"Warst du zu schwach, Blättchen?"
Dann kam doch Bewegung in die Helle.
"Nenn mich nie wieder so."
Die Schwester neigte sich vor, bleckte die "Zähne" als sie grinste. Herausforderung und Amusement in der Tiefe ihrer goldgelben Pupillen.
"Halte mich davon ab, wenn du es kannst."
Selbst ihr Blattkleid raschelte leise vor Vorfreude als sie sich auf den Angriff vorbereitete.
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Von unten bekam man davon nichts mit. Aber die Hainhüter feierten auch an diesem Tage einen Triumph über die Eindringlinge.
Erst als ein Schrei ertönte blickte einer der Späher nach oben.
Ein Körper schlug dumpf in ihrer Nähe auf. Das Geräusch von zerberstenden "Knochen" brachte einige von ihnen dazu, die Köpfe kurz abzuwenden.
"Holt einen Heiler!" rief einer der jüngeren Hüter, doch als einer seiner Brüder loslaufen wollte stoppte der Hainwächter ihn mit einer Hand auf der Schulter.
Der massige Hüter trat an den unnatürlich verdrehten Körper der Schwester heran. Wild umherhuschende Pupillen fixierten ihn noch einen Moment als gurgelnde Geräusche das Letzte waren, was von dieser Sylvari je zu hören sein würde.
Tiefe, geradezu hineingebrannte Schnitte und Hiebe hatten ihren Oberkörper aufgerissen. Der linke Arm schien mehrfach zerbrochen zu sein.
Er seufzte, kniete sich neben sie und beendete ihr Leiden mit einem gezielten Stich in den Wachstumsknoten.
"Nicht mehr nötig. Holt eine Bahre."
TBC
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