Inhaltswarnung
Gewalt, Wahnsinn, Mord
Geschichte
Tiefer war ich selten in den Jahren im Sumpf der Gendarran-Felder gewesen, doch ich hatte von Holz gehört, dass vom sumpfigen Grund geformt in seiner Härte Stein gleichen sollte und dieses wollte ich an mich bringen um es in Löwenstein zu verkaufen. Was würde man mir für Holz geben, welches beinahe unzerstörbar war und doch nicht schwer wie Stein selbst ist? So drang ich tiefer ein, dorthin wo kaum ein Leben je gelebt worden ist. Doch statt Holz wie Stein zu finden, fand ich eine seltsame Ruine, in sich verfallen und zusammengerückt. Nun mag man meinen, was interessiert eine Ruine? Doch es war nicht einfach jene, sondern viel mehr ein Kinderreim von feinster, junger Stimme die mich lockte.
>Eckstein, Eckstein alles muss versteckt sein. Ene, Mene, Muh und raus bist...<
Immer wieder in gespenstischer Wiederholung, hallte es durch die Ruine und ihre verfallenen Gänge und ich folgte dieser im guten Willen zu helfen. Denn ich bin ein guter Mann, ich komme einer guten Arbeit nach, ich habe drei Kinder und eine Frau, die ich bei bester Gesundheit wissen will und vielleicht sind es meine Kinder selbst, die mich anhielten in Gedanken der jungen Stimme zu folgen.
>Eckstein, Eckstein alles muss versteckt sein. Ene, Mene, Muh und raus bist...<
Mein Atem stockte als ich mich durch einen letzten Spalt drückte und Stufen herab in ein vom Moos besetztes Kellergewölbe sich vor mir auftaten, welchen ich folgte. Dann sah ich sie. Zart gebaut, das Haar wirr, schwarz und teilweise ausgerissen oder verbrannt, die Augen verbunden, altes Blut auf den entstellten, vernarbten Teilen ihres Gesichtes, die man erkennen konnte. Neben ihr die Werkzeuge des Grauens, darunter Zahnzugzangen, Nagelzieher, Skalpelle, überall auf dem Boden verteilt, welche zur Folter verwendet worden waren. Mir lief ein Schauer kalt und eisig über den Rücken. Wer tat einem Kind derartig an?
>Eckstein, Eckstein alles muss versteckt sein. Ene, Mene, Muh und raus bist...<
Hastig trat ich näher, es roch nach Exkrementen, verbranntem Fleisch, der widerwärtige Duft von Tod und Verderben lag schwer in der Luft und ich glaubte an ein Wunder der Sechs selbst, dass diese Zierlichkeit vor mir noch am Leben war. In Ketten an blutig aufgescheuerten Fuß- und Handgelenken an die Wand gebunden, zum Verhungern allein gelassen als das Haus über dem Keller sich selbst nicht mehr tragen konnte, oder brachte man sie hernach hierher? Ich weiß es nicht, ich werde sie fragen, doch einzige Antwort immer dar von ihren Lippen war.
>Eckstein, Eckstein alles muss versteckt sein. Ene, Mene, Muh und raus bist...<
Rasch und unvermittelt zog ich meine Axt vom Gurt am Rücken, Holz wie Stein sollte sie schlagen und nun durchtrennte sie Ketten des unsäglichen Leides um ein Leben zu retten, welches Dwayna einstmals der Welt schenkte und möge Grenth wohl richten, wer ihr dies hier angetan hatte. Ketten scharren abgeschlagen über den Boden, auf Händen und Füßen krabbelt das Wesen, welches ein Mädchen war, davon und spricht immer wieder in gleichbleibender Melodie.
>Eckstein, Eckstein alles muss versteckt sein. Ene, Mene, Muh und raus bist...<
Ich beuge mich, folge ihr unter warmen, weichen Worten und einem Lächeln an meinem Lippen. Zaghafter Blick aus eben noch verbundenen gelben Augen trifft mich und langsam, ganz langsam nähert sich das Mädchen mir. Ich öffne meine Arme, wie ich sie für meine Tochter geöffnet hätte und empfange sie sacht, spreche ihr zu kein Leid wird sie mehr erreichen. Dann durchzuckt es mich, ein nicht gekannter Schmerz mit der Gewissheit Hand in Hand gehend, dass ich sterbe. Doch warum?
Langsam glitt mein Leib zu Boden, meine Augen sahen verschwommen einen blutige Text auf dem Boden neben mir, darauf sehe ich es im fahlen Mondschein an den Wänden, auf Holz geschrieben oder auf blanker Wand im ganzen Raum und kalte Gewissheit erfasste mich bei jeder Silbe.
~Des Wahnsinns Kind verrecke in diesen Mauern~ ~Kehrt um, bevor es nicht mehr geht~ ~Täuscht euch nicht in ihrer Gestalt~ ~Tausend Schatten in Gestalt eines Kindes~ ~Wahnsinn, Wahnsinn, Wahnsinn~
Mein Name ist, nein war, William Shatterfield und ich starb als ich helfen wollte, durch die Hand des Opfers und während sie sich an mir labte höre ich ein letztes Mal vor Grenthsgericht ihre Stimme, schmatzend und von blutigen Lippen:
>Eckstein, Eckstein alles muss versteckt sein. Ene, Mene, Muh und raus bist.......< die Stimme wurde für einen Augenblick gesenkt, dann kam sie unvermittelt schrill als letztes an mein Ohr >-DU-!! <
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