Eine kleine Geschichte zu vergangenem RP.
Danke Ayu für die ganze Zeit und diese riesen Entwicklung die wir teilen
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Hätte er ein Herz, so hätte es ihm wohl bis zum Hals geschlagen und jegliches Sprechen nicht mehr ermöglicht.
So jedoch, strich die eigene Hand ins Blattwerk hinab um etwas hervor zu holen, was er bis jetzt gut verborgen und behütet hatte.
Ayu blickte ihm entgegen und in ihren goldgelben Augen lag Unsicherheit und eine winzige Spur Überforderung.
Orr hatte inzwischen viele Gespräche gefordert. Sehr viele Gespräche, auch über das was sie Beide verband. Für manch einem Geschwister war es klar, schlug es entgegen wie ein Flächenbrand und dennoch war es ein Trugschluss, dass sie mehr waren als enge Vertraute. Der Weg dahin, für dieses vollkommene Verständnis zu und füreinander war steinig und schmerzhaft gewesen und doch war er nun frei von jeglicher Eifersucht, oder dem Wunsch dem anderen etwas zu sein, was man einfach nicht sein konnte.
Glyzavo hielt das kleine, in Harz verzierte Etwas nach oben. Warm schimmerte das wenige Sonnenlicht Orrs durch das Schmuckstück. Wahrlich, es war ein Schmuckstück. Das Harz war geschliffen worden, in eine ovale Form und der Anhänger, den es vielleicht geziert hätte, wäre ein Hingucker gewesen. Schön war das Bernsteinstückchen, wenngleich der Inhalt verstörend war. Jedenfalls für Ayu. Sie blinzelte, schüttelte den Kopf und blinzelte wieder.
"Ich will das du ihn hast. Mach´damit was du willst, aber ich bin nun endgültig fertig damit. Es.. Orr hat mir gezeigt das Dinge, die man zu lange mit sich herum trägt einen untot werden lassen, selbst wenn man noch ein Lebender ist. Inzwischen weiß ich gar nicht mehr wie lang es her ist, aber ein Jahr dürfte es längst sein." Während der Hainhüter sprach und das Bernsteinstück aus der Sonne in die Handfläche legte schloss er kurz die Finger um es herum. Ganz so als würde man einem alten Freund für immer Lebe-wohl Sagen. Ganz so als würde die Erkenntnis über einen vollkommen Abschluss einem jetzt erst gewahr werden, atmete Zavo tief und langgezogen ein.
Ayu schüttelte immer noch den Kopf, als das Schmuckstück den Weg in ihre Finger fand und sie den kleinen Polenstengel, im Inneren erkannte.
Unglaube, Ablehnung, Unverständnis, Traurigkeit, Mitgefühl und der dunkle Hauch von Hass schwirrten um die blaue Schwester herum, wie ein umgerührter Regenbogen. "Es ist nicht das was ich jetzt denke?" Ayus Stimme war so leise, als befürchte sie gehört zu werden. Ganz einem Geheimnis gleich senkte sie die Stimme noch leise und wisperte ihren Unglauben hinaus. "Du hast wirklich.. Zavo.. warum jetzt? Was soll ich damit?!" Wieder schüttelt die Blaue das Haupt und ihre Kopfblätter wippten in unwirklicher Verzückung über diesen seltsamen Moment, welcher sich zwischen Ihnen ausbreitete.
"Ich vertraue dir. Es gab mal einen Moment, da hätte ich mich fast an ihn verloren. Es ist nicht so das ich Mutter entsagen wollte. Es ist nicht so das ich auch sonst den Glauben an Ventari verloren hätte. Es ist einfach so das er.. das sein Worte... irgendwie...ksch, Eretheyn, ruhig", der Hüter strich über den Pflanzenbogen, welcher auf seinen Beinen lag und auf glimmte. Das Gewächs, welches einen Teil des Hüters und Zinderhang in sich trug, konnte die Erinnerungen seines Herren an den kleinen Höfling wohl ebenso wenig ertragen und nachvollziehen, wie die Schwester die neben ihm saß. Das seine Waffengebilde den Namen seines verstorbenen Zwillings trugen und er darüber nicht diskutieren wollte war ein völlig anderes Thema, was Orr sicherlich auch noch hervor locken würde.
"Ayu, zerstör es. Versenke es in den Wassern vor uns, verfütter es an einen Untoten, nehme es mit zurück und steck es in deine Kapsel. Es ist mir gleich. Mach damit was du willst. Er hat keine Macht mehr über mich. Er hatte sie nie ganz." "Ich hätte niemals zugelassen das er dich bekommt! Jeden Stängel hätte ich herausgerissen und.. !", die Blaue brach im Satz ab, als sie das eigene Erheben der Stimme merkte und auch einige Helfer Orrs in der Nähe ihnen die Gesichter zudrehten.
"Warum bürdest du dir immer wieder solche Aufgaben auf? Ich weiß das du all das getan hast... für deinen Zwilling, um ihm zu widerstehen und zu besiegen. Doch als es vorbei war hättest du dich lösen können. Du hättest es sofort machen sollen." Ärger war nicht im Klang der Blauen zu finden, welche nun die Hand auf den Arm des Hüters legte und wieder einmal bewies warum genau sie mit eine der engsten Vertrauten war. Sie verurteilte ihn nicht. Sie hinterfragte ihn nicht und hatte gelernt das all das was er tat am Ende einem Ziel gerichtet war - dem Wohle der Mutter und des Hains.
"Er war anders und ich hatte das erste Mal wirklich die Vermutung, dass es eine Heilung für die Höflinge gibt. Er war einfach anders." Zavo schloss erneut die Augen, um die Erinnerungen zu vertreiben.
"Er war anders genug, wodurch er dir aufgefallen musste. Sie hätten sonst wen schicken können und du wärst dennoch über ihn gestolpert. Zavo.. du musst deinen Blick auf die einfachen Dinge des Lebens richten, sonst gehst du uns noch irgendwann verloren." Die sanfte Mahnung in Ayus Worten war ihm durchaus nicht entgangen und dennoch musste er nun lächeln. Ein seltenes Lächeln, was das Gesicht des Hüters merkwürdig kleidete. Vor allem auch darum, weil er sein Gesicht am vollständigen Heilprozess hinderte. "Dafür habe ich doch dich. Du bist mein Licht, mein Leitstern. Und somit hat jeder seine Aufgabe. Ich stell die Hindernisse und ihr wachst daran. Wenn ich dann selbst vor lauter Hindernissen nichts mehr sehe, führst du mich zurück zum Hain."
Ayu schüttelte den Kopf und während die Sonne Orr für heute den Rücken kehrte, trieb kalte Meeresluft eine Brise Fäulnis mit ins Landesinnere.
"Die Arbeit ruft. Es ist bestimmt wieder ein Schiff angespült worden dessen Mannschaft erlöst werden möchte...."
Und noch während Ayu über das kleine Bernsteinstück brütete drückte sich der Hainhüter in den Stand hinauf.
Er war nie geschwankt. Er hatte nie gezweifelt. Er hätte sich bewusst und frei entschieden und wäre doch manipulierter gewesen, als jedes Geschwister was er kannte. Als seine Schritte durch das nachwachsende Gras strichen und Eretheyn kampfeslustig auf glimmte, wogen in der Ferne kleine Pollenstengel hin und her - als würden sie zum Abschied winken.
Pollenstengel, adé.
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