OOC Anmerkung: Der nachfolgende Text ist bewusst sehr provokant geschrieben. Ich möchte aber erwähnen (was eigentlich klar sein sollte), dass es sich dabei um die Meinung und die Stimme des Charakters Beatrix Drobovik und -nicht- um meine persönliche Meinung oder Einstellung zu den Dingen handelt. Ich bitte dich, du interessierter Leser, das zu berücksichtigen und auch zum Ende hin nicht zu vergessen.
Die Geschichte entstand vor der Grundlage der neusten Ausgabe vom Volkshelden. Es ist sinnig sie zu lesen, ehe man sich dieser Geschichte zuwendet. Danke an dieser Stelle an wen auch immer...Es war eine grandiose Vorlage für den Charakter.
Spoilergrund
Aufgrund verbaler Brachialität aufgebrachten Gänsegeschnatters mal im Spoiler.
Geschichte
„Eine Rattenplage hat die Stadt befallen! Kleintier kriecht hier und dort aus Öffnungen, Ritzen und altem Gemäuer, kaum aufhaltbar.“ Papier raschelte, als sie mit ihren langen Fingern die Zeitung ausschlug. Vergnügt glucksend steckte sie ihre Nase gleich wieder zwischen die beschriebenen Seiten, um noch einmal in den Artikel zu tauchen, den sie bereits mehrere Male durchgelesen hatte. „Von unzähligen Scharen soll die Rede sein!...Ist es Futtermangel? Oder doch vielleicht die Verzweiflung?“ Sie hörte sich mit verstellter Stimme diese Fragen stellen. Amüsiert über den Text, der ihr Frühstück so unerwartet aufgewertet hatte, schlug sie ihre Beine übereinander, kratzte sich kurz am Knie und schob den halblangen Rock dann wieder darüber. Ein bisschen Zeit blieb ihr noch und während sie einen prüfenden Blick auf die rot lackierten Fingernägel warf, versuchte sie sich an einem Schluck Milchkaffee, ohne die Tasse dabei von ihrem Platz auf dem Tisch zu heben. Sie hatte nur zwei Hände und auch wenn sie es zuweilen bedauerte, hatte sie doch gelernt sich mit diesem Umstand abzufinden.
...
„Ich schwöre es euch! Ungelogen! Diese Zeitung ist ein Schund! Ein Schund sage ich euch! Solche Hirnverbrannten! Rattenplage nennen sie es....Rassistische Schweine!“ Trixie schlug mit der Faust auf den Tresen und warf ihren Kopf so arg zurück, dass die hellen Korkenzieherlocken nur so flogen. Sie schwangen in einer energischen Geste um ihr gepudertes Antlitz herum, als die dralle Maidenswirtin sich voller Elan halb über die Theke beugte. „Sylvari und Charr, Asura und Norn! Das sind die Ratten, von denen der Volksheld spricht. Ich habe Kontakte, ich sage es euch...Und die haben es mir aus erster Hand verraten! Hinter diesen Zeilen verbirgt sich Caudecus zurückgeschlagene Brut von Verrätern und Halunken! Banditen und Separatisten! Sympathisanten des weißen Mantels! Es ist die Wahrheit. Da...lest das doch. Schaut es euch an! Da steht es schwarz auf weiß.“ Mit Wucht knallte sie die bereits recht verlebt wirkende Ausgabe des neusten Volkshelden auf das blank polierte Holz der Maidensbar. Die Stimme der Drobovik schnellte in ungeahnte Höhen, als sie sich zürnend über Blatt und Artikel beschwerte.
„Das sieht doch ein Blinder mit Krückstock. Was die da versuchen, meine ich. Den armen Grafen Caldwell machen sie zur Witzfigur. Ehrenbürger von Götterfels...Mit welchem Recht verleihen sie so einen Titel? Erst der Iorga, jetzt der Graf. Das hat doch System! System hat das. Ich sage es euch...Da ist die nächste Verschwörung im Gange. Der Graf, dem die Herzen zufliegen...gleich neben die Rattenplage gesetzt. Ratten...Wo sind hier Ratten? Ich sehe keine! Aber sie waren da....In der letzten Woche, als die Stadt Tür und Tore öffnete. Ratten...das ist ein Synonym. Ich wette der Markt hat nicht nur die Guten angelockt, sondern auch die finstren Gestalten und bösen Gesellen. Dass noch keiner eingeschritten ist! Wo sind die feinen Ministerialen denn in dieser Stunde?! Erst lassen sie zu, dass gute Bürger auf offener Straße erschossen werden und jetzt das. Öffentliche Aufrufe von Separatisten innerhalb der Tageszeitungen! Wenn ich das erkenne, wieso sie denn nicht? Und wieso tun sie nichts dagegen?!“ Ihre Augen sprangen durch die Menge ihrer Zuhörer. Sie fand sie immer, die willigen Lauscher, die sich ihre Tiraden anhörten. Ging es stets um den neusten Klatsch und Tratsch, wirkte die gute Beatrix heute deutlich ernster.
„Vor zwei Jahren kamen sie in meinen Laden und haben mir die Küche verwüstet. Dieses dreckige Lumpenpack mit dem weißen Hammer auf der Brust! Haben die arme Sheila geschlagen. Den braven Holger geprügelt und den hübschen Harry in Ketten gelegt. Mit dem Schwert bedroht haben sie mich! Der elende Melandrin, der selber paktiert hat, es wissen doch alle! Und jetzt, nachdem die faulen Zähne ausgerissen sind, quillt neues Gift nach! Es steht doch hier schwarz auf weiß! Das ist ein Aufruf, liebe Freunde. Ein Aufruf an die Feinde unserer guten Königin! Kommt dahin wo das unwerte Fleisch sich versammelt. Wo sie feiern und essen und fett werden vor Freude und Gemeinschaftssinn und blind sind für die Gefahr, die lange unter ihnen weilt! Das glaubt ihr nicht?! Und was ist mit Balthasars Anhängern, die wieder durch die Straßen unserer wundervollen Stadt wandern? Mit den Dirnen des Klerus, die sich ihnen mit gespreizten Schenkeln lüsternd vor die verräterischen Fratzen werfen?! ES WIRD DOCH GEDULDET!“ Grantig riss sie das Papier von der Theke und schleuderte es in die Menge hinein. Sie schnaufte und schwitzte und rot waren ihre Wangen, so ungestüm loderte der Unglaube in ihrer Brust.
„Erinnert euch an den Kriegshetzer Dronon! Leute hat der verbrannt...vor den Augen des Ministeriums! Erinnert euch an den Löwenstolz, der unbescholtene Bürger schlachtete, bis man ihn selber auf den Richtblock führte, nachdem ein paar Mutige ihn an den Pranger gestellt! Erinnert euch an den Wolsey, der vom Mantel gemordet wurde! Der liebe Baron! Und jetzt schaut wer seinen Platz eingenommen hat! Halbnackte Bratzen, mit Juwelen behangen, die lieber ihre Brüste in die Gesichter des stumpfen Adels drücken und ihre Tore schließen, wenn Not am Manne ist! Die sich dadurch profilieren, dass sie ihre schiefen Fratzen in Zeitungen abdrucken lassen, um der Welt zu verkünden wie gut und edel und brav und rein sie sind, während sie in ihren Häusern Unzucht miteinander treiben und die in ihrem Tun behindern, die wirklich Gutes tun wollen. Erinnert euch an den Wintertag, wenn plötzlich jeder Hinz und Kunz von Nächstenliebe spricht und sie miteinander wetten, wer wohl den fettesten Braten in die Gosse wirft, damit die armen, klapperigen Ratten ihre Wänste damit füllen können...wenigstens für eine Woche im Jahr, ehe sie ihnen wieder am Arsch vorbei gehen! In so einer Stadt leben wir....In einer Stadt, die von blinden Narren geleitet wird, die lieber Kekse fressen, als sich um das Wohl des Volkes zu kümmern! Die arme Jennah muss sich damit herum schlagen und am Ende sind wir die, die darunter leiden! Und dann kommt so ein Schundblatt daher...so eine Gazette und spottet und ätzt und niemand...NIEMAND tut etwas dagegen.“ Voller Fassungslosigkeit warf sie ihre Arme in die Luft, als könne sie damit Hilfe aus dem Himmel erflehen. Aber es kam nichts. Niemand kam, dafür sah sie die Meute nicken. Nicht alle, so ehrlich war sie mit sich, aber jene, die nicht auf ihren gut gefüllten Ausschnitt starrten, schienen doch hingerissen...und das obgleich sie die Hälfte vermutlich nicht verstanden hatten.
Trixie schwang sich auf den Tresen. Sie trat so feste auf, dass einer ihrer Absätze eine Kerbe in das dunkle Holz riss. Mit ausgebreiteten Armen und feurigen Augen spie sie aus. „Ein Rattenbiss ist nicht tödlich, aber es werden damit die verschiedensten Krankheiten übertragen. Ich sage es euch...Sie kommen! Sie sind schon mitten unter uns! Banditen und Mörder, Verräter...SEPARATISTEN! Morgen bin ich vermutlich tot! Erschossen von einem Ashvane oder einem Weißenstein....einem Santari oder dem nächsten Melandrin, der ums Eck biegt. Man kann denen doch allen nicht trauen! Denn wie sollen wir jemandem trauen, der -DAS- nicht sieht?! Wieso tut denn niemand etwas gegen diesen Wahnsinn! Seht doch wie sie den armen Grafen verspotten. Mit jeder Silbe dieser Posse! Jemand sollte aufstehen und etwas dagegen unternehmen! Aber wer tut es denn...wer denn? Sobald man den Mund aufmacht kommen sie ja schon angerannt, diese Rotröcke und sperren einen ein! Für Wochen! Erinnert euch an den armen Iorga...Und dann lassen sie dich frei, nur um dich zu erschießen! Einfach so! SO regelt das Ministerium seine Probleme....SO und nicht anders....Und morgen bin ich tot. Ich sage es euch...“ Sie nickte und war ohne Atem, reckte das burschikose Kinn aber dennoch stolz in die Höhe. Schweiß glänzte auf ihrer Stirn und ihrem Hals, in ihrem Dekolletee, in dem eine kleine, buntglasige Meerjungfrau an einer Silberkette schwamm. Sie holte zum letzten Schlag aus.
„Der Volksheld, gute Leute....der ist ein Spiegel unserer Gesellschaft. Der zeigt uns auf was schlecht ist, was falsch läuft....Der sagt uns...ach quatsch! Der -schreit- uns mitten ins Gesicht was passieren wird! Sie werden uns überrennen, das sage ich euch. Sie werden es tun und unsere Mauern stürmen. Sie kommen durch die Kanalisation gekrochen, platzen aus den Gullydeckeln und Latrinen und werden alles verschlingen, was ihnen in die Quere kommt...Und was tun die fein gepuderten Herren dagegen? Nichts...Nichts, denn sie sind die fettesten Ratten von allen.“
...
Es war viel zu warm für ein Kaminfeuer, also warf die Blonde die völlig zerfledderte Zeitung am Ende des Tages in den Ofen, auf dem noch die letzten Eier für die späten Besucher des Wirtshauses in guter Butter brieten. Am Vormittag kamen die Handwerker her, am Nachmittag die Geschäftsleute. Am Mittag und am frühen Abend waren es die Seraphen, vor denen sie sich große Reden sparte und lieber mit einem herzlichen Lächeln und dümmlich dreinblickenden Schafsaugen bestach. Vergnügt band die Blonde sich ihre vollen Locken zurück. Sie drehte sie zu einem Knoten, den sie mit einem Haarband fixierte, ehe sie sich einen schlichten Dreispitz darüber setzte. Leichter Sommermantel, flache Stiefel, grüner Seidenschal. Sie wartete noch eine Weile, lauschte auf das Treiben im Schankraum und als sie Holgers Zeichen sah, machte sie sich auf in die Nacht. Die Gans watschelte los ein paar Ratten zu treffen.
Kommentare 13