Gestrandet

Vorwort:





Gestrandet


Träge öffnete ich meine vom Schlaf noch verhangenen Augen und blinzelte in das helle Licht der Sonne. Ich war eingeschlafen. Nicht lange, doch lange genug das ich die Hitze der Sonne nun auf meiner dunklen Haut brannte, aufgeheizt wie ein Stein, der zu lange am Strand gelegen hatte. Nur langsam begriff ich wieder wo ich war, im Traum war ich an einem ganz anderen Ort gewesen und so fiel es mir schwer zurück zur Gegenwart zu finden. Hinter mir auf den sandigen Dünen raschelte leise das hoch gewachsene Schilfmeer in der Briese. Endlich erinnerte ich mich daran wo ich eigentlich war. In der Südlichtbucht, den Nachmittag genießend, direkt am Strand. Um mich herum war kein sonderlich lautes Treiben, die Bucht nur gefüllt vom Rauschen des Meeres und dem seltenen Klang von Gelächter und Stimmen die die Briese nun zu mir herübertrug. Viele Leute waren nicht hier, doch genau das war es was mich diese Bucht hat aufsuchen lassen, auch wenn der Weg hier her ein Stück weiter war. Genau deswegen war sie ja weniger besucht als die erste und direkt am Ressort gelegene Bucht.


Das Gewicht welches auf meiner Brust ruhte drang genauso langsam in meinen Verstand wie mein Umfeld. Nur langsam hob ich den Kopf ein wenig und um aus dem Augenwinkel hinab zu schielen. Gleich als ich den vom Wind zerwühlten roten Haarschopf sah schlich sich ein Lächeln in meine Mundwinkel. Bethany. Auch sie war eingeschlafen und dabei hatte sie sich auf den Bauch gerollt. Halb neben und halb auf meiner Brust lag die Frau, aus der ich immer noch nicht recht schlau geworden war. Ihr Gesicht lag auf meiner Brust, gestützt von einer Hand, die andere hatte sie über meinen Bauch geworfen. Im Schlaf ließ sie mich nur selten los, stattdessen suchte sie nachts beständig meine Nähe und es war nicht selten das ich am Morgen aufwachte und mich fragen musste, wie das Weib in dieser Position überhaupt schlafen konnte. Wie eine Katze. Das war eine der weichen Seiten die niemand an ihr zu sehen bekam außer mir. Es entlockte mir ein leises, zufriedenes Brummen, wenn ich nur daran dachte. Mit der Hand strich ich sanft über die kupferroten Strähnen, die von der Sonne aufgeheizt waren und noch intensiver zu schimmern schienen als sonst. Ihr Gesicht sah im Schlaf so friedlich aus, vollkommen entspannt und ruhig.


Eben die roten Haare waren es jedoch die mich nun antrieben. Nach kurzem Umsehen erspähte ich das begehrte Stück und griff vorsichtig danach, um Bethany nicht zu wecken. Das leise Knistern des Strohhutes erinnerte mich an die Szene als ich ihn zum ersten Mal auf die roten Locken setzte. Ihre Worte hallten in meinem Kopf wider und unweigerlich musste ich grinsen. „Ich brauche keinen blöden Hut Bels! Ich habe schon schlimmere Sachen ertragen als einen blöden Sonnenbrand!“ Auf Bitten und ruhiges Zureden hatte sie den Hut nicht genommen. „Das sieht doch albern aus, ich mit meinen Narben und dann so ein Hut!“ grummelnd hatte sie das Stück zurechtgerückt und damit in meinen Augen schlicht wunderschön ausgesehen. Die roten Locken fielen unter der breiten Krempe hervor und das waldgrüne Band mit der Schleife spiegelte den Ton ihrer Augen wider. „Nein, du siehst wundervoll aus.“


Akzeptanz erreichte ich schließlich nur mit meiner Drohung. „Kein Sex mehr.“, hatte ich eisern gesagt, das Gesicht dabei beherrscht, um nicht zu grinsen oder zu verraten wie verzückend sie mit den roten Wangen war, die auf diese Worte folgten. Wie verführerisch. Das Weib machte mich fertig. Wirklich und wahrhaftig fertig. Ich konnte noch immer nicht ganz fassen das sie mein war. Mein allein. Meine Fingerkuppen strichen behutsam über die zarte Kurve ihres Rückens und sie schmiegte sich noch dichter an mich heran. Ein kleines Geräusch drang dabei aus ihrer Brust und ich seufzte wohlig auf. Mein. Bethany Anne Harper, mein letzter Gedanke am Abend gehörte ihr, wenn ich meine Augen schloss und der erste am Morgen wenn ich sie wieder öffnete. Wie genau sie sich in mein Herz geschlichen hatte wusste ich selbst nicht, doch es tat gut zu wissen das ich bei ihr ebenso erfolgreich gewesen war. Mit Verlaub kann ich behaupten, dass ich sie über alles liebe. Und sie erwiderte das Gefühl mit der gleichen Hingabe, etwas das mich mit viel Wärme und Freude erfüllte. Es fühlte sich noch immer wie ein Rausch an, wenn ich sie berührte, hielt, wenn sie mich anlächelte. Wenn sie jemals herausfinden sollte wie sehr sie mich um ihren Finger gewickelt hatte, wäre ich wohl ein verlorener Mann. Allein ihr Lächeln warf mich jedes Mal an die Wand und das elektrisierende Kribbeln, wenn ich nur ihre Hand in meiner hielt war fast schon lächerlich, wenn es nicht so unbeschreiblich intensiv gewesen wäre.


Ich, ein gestandener Mann, einem so jungen Ding Hals über Kopf verfallen, aus einem verrückten Impuls heraus wegen dem ich sie fast in die Flucht getrieben hätte. Ein schweres Seufzten löste sich aus meiner Brust und ich strich zärtlich mit dem Daumen über die Kuhle oberhalb ihres Hosenbundes. Wieder regte sie sich und nun lag sie mehr auf mir als dem Handtuch. Ein Lächeln spielte um meine Lippen und ich brummte leise auf. Flatternd öffneten sich ihre Augenlieder und sie gähnte leise bevor sie mich in ihren Blick fasste.
„Na, ausgeschlafen?“ fragte ich, doch Beth hatte mich schon dabei ertappt wie ich sie beobachtet hatte. Mit einem frechen Grinsen legte ich meinen freien Arm, der nicht um ihren Leib geschlungen war nach hinten, und bettete meinen Kopf so etwas höher, um sie noch besser ansehen zu können. Beths Lächeln war siegesgewiss und verschmitzt gleichermaßen als sie mit den Fingern träge Kreise über meine Brust zog. „Woran hast du gedacht?“, die Frage war unschuldig genug, doch das Aufblitzen in ihren Augen kannte ich nur zu gut. Der kleine Wildfang roch Beute und würde nicht locker lassen bis ich es ihr verraten hatte. Daher sagte ich ihr ganz offen: „Wie schön es ist dich an meiner Seite zu wissen.“


Damit hatte sie wohl nicht gerechnet, denn für einen Liedschlag sagte sie gar nichts, nur ihre Lippen öffneten sich ein wenig. Mein Blick glitt hinab und alles an was ich denken konnte war, wie sich diese wunderschönen, geschwungenen, vollen, weichen, göttlichen Lippen auf meinen anfühlen würden. „Nur?“, murmelte sie dann leise zurück und auch ihr Blick rutschte zu meinem Mund hinab. Nun war ich es der wissend grinste. Ich nickte bestätigend und beließ es dabei. Wenn ich ihr auch nur einen der Gedanken verraten würde, die mir durch den Kopf schossen sobald ich sie ansah, würde sie mich für einen hoffnungslosen Romantiker halten. Und das war ich noch nie. Das sanfte Lächeln auf ihren Lippen kam näher und näher, sie schob sich an meinem Leib hinauf und küsste mich doch noch nicht. „Danke.“ Die Wärme und zarte Berührung ihrer Lippen an meinen bei diesem einen Wort schossen mir durch Mark und Bein. Der Strohhut wurde angehoben als ich meine Hand rasch unter meinem Kopf hervorbrachte, um ihren Nacken zu fassen und sie näher zu ziehen. Ich wusste wofür sie sich bedankte und statt Worte zu verlieren küsste ich sie innig und lange auf den schönen Mund, der mich so in den Wahnsinn trieb, egal ob sie sprach oder nicht.

Kommentare 1

  • Dankeschön mein Lieb, ich freue mich immer noch so sehr, dass der Text dir gefällt und danke dir noch einmal für die schöne Idee <3