„Zwei Wochen Sonnenschein und das Ministerium hat nichts besseres zu tun, als gefühlt alle Magier des Landes zu mobilisieren, um den Bauern ein bisschen Regen zu bringen. Magischen Regen...Und wo kommt der her? Das sagt einem keiner! Es ist doch unfassbar...Da gibt es in dieser von den Göttern verlassenen Stadt so viele Baustellen, an denen sich ein Teil der Bevölkerung seit Jahren die Finger wund schuftet...und wenn es mal ein bisschen zu warm wird für den Geschmack der feinen Herrschaften mit ihren gepuderten Nasen, dann wird gleich Jennahs zweite Armee mobilisiert, um Otto Normalbürger einmal mehr seine nichtssagende Existenz vor Augen zu führen....Da! Seht uns an! Wir haben uns über die Götter gestellt und spielen Wettermacher! Ein bisschen Hokuspokus hier, ein wenig Hex Hex dort und schon fließt das Wasser wie Blut aus der beschissenen Nase des fetten Luden, der gerade sein neustes Mädchen einreitet! BAH!“
Sie zückte ein weißes Spitzentaschentuch und tupfte sich damit das feuchte Salz von den rotfleckigen Wangen.
„Ich meine, was soll es denn schon? Zwei Wochen Sonne und all die feinen Pinkel drehen durch. Überschlagen sich mit Hilfsleistungen, die am Ende niemandem helfen, sondern nur ihrem Ego. JA! Herzlichen Glückwunsch! Lasst es halt regnen...und dann? Kommt die Sonne raus und verbrennt die Felder gleich doppelt so gut, weil das Wasser verdunstet und die Pflanzen frisst. Großartige Idee! Das hätten euch die Bauern auch sagen können, die ihr mit eurem überschäumenden Gutmenschentum zu bezirzen versucht habt. Wahnsinn!“
Kopfschüttelnd überschlug sie ihre Beine, während sie sich mit den Spitzen ihrer Füße erst den einen, dann den anderen Pumps von den Zehen streifte. Helles Gold klebte an ihrer verschwitzten Stirn, aber die Gans lächelte unverzagt.
„Ihr lieben, guten, braven Leute. Fürchtet euch nicht...Die Magier beschützen euch. Sie wissen was gut für euch ist. Sie fassen euch bei der Hand...UND DANN FRESSEN SIE EUREN BESCHISSENEN KINDERN DAS BROT VOM TELLER! GAH! Einerlei...Einerlei...Es hört ja doch niemand. Aber wie soll das weiter gehen? Wenn man den Wetterkundlern Glauben schenkt, dann haben wir noch ein paar Tage Hitze vor uns. Sonnenglut...Wie romantisch das klingt. Ja...wenn man es in einem Groschenroman der jungen Blaublüter liest, die dann aus ganz anderen Gründen schwitzend in ihren Betten liegen...Aber mal ehrlich...Ich komme mir vor wie am Wintertag. Plötzlich geht alles ganz schnell. Zeit hat keine Bedeutung mehr. Jeder will was machen...Aber niemand, scheiße noch eins, NIEMAND plant langfristig. Naja...gut, doch. Ich will mal nicht so sein. Den ein oder anderen gibt es schon, aber das ist das mit diesem allseits beliebten und derzeit sehr modernen -Ersthelfersyndrom-. Jeder will der Erste sein. Jeder will schnell alles tun, damit der Rest am besten nichts mehr machen muss...und nach mir die Sintflut. Schön wärs. Lyssa stehe uns bei...Ein weiterer Tag in dieser von verblendeten Tölpeln geleiteten Stadt. Herzlichen Glückwunsch und ein Halleluja.“
Die Frau grunzte und griff blind hinter sich, um das Glas mit dem scharfen Kartoffelschnaps zu greifen und es sich an die rot bemalten Lippen zu heben.
„Ich bin einfach zu gut für diese Welt...Viel zu gut.“
Sie tat sich unendlich leid in diesem Moment.
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