Liebe Liese!
Heute sind einige Leute zu uns gekommen um nach dem Rechten zu sehen, und sie sagten ich kann einen Brief mitgeben nach Hause, daher schreibe ich dir schon wieder!
Hast du meinen ersten Brief erhalten?
Auf dem Sommerfest habe ich Marena und Sheryna gesprochen, und beide erzählten von der Reise in die Zentaurenlande, in denen es gerade wegen dem schlimmen Wetter besonders schlecht aussieht. Ganz kurzfristig habe ich mich entschieden mitzureisen, und da die Kutsche noch am selben Abend ging musste ich schnell packen. Ich habe dir natürlich einen Brief geschrieben, aber so spät Nachts und auf die Schnelle habe ich keinen Boten gefunden und habe ihn daher einem Mann in der Lampe gegeben, der sagte, er würde den Brief gegen ein paar Münzen für mich abgeben bei dir.
Gestern am frühen Abend kam ein Sturm auf hier im Hinterland und viele Blitze sind eingeschlagen – Manche leider in Bäume, die dann begannen zu brennen. Aber wir waren ja viele Hilfskräfte, und alle zusammen konnten wir das ganze Desasatier etwas eindämmen.
Weißt du, was ich gelernt habe?
Zivilisten sind wie ein Sack Flöhe!
Jeder macht was er will, die Hälfte hört nicht und wenn man denkt man hat alle zusammen sind schon die nächsten wieder weg. Ganz schön anstrengend. Ich habe mich sogar geärgert darüber, das ist doch nun wirklich gefährlich!
Ich bin ja auch ein Zivilist, aber ich bin kein Floh. Ich bin eine Maus!
Das hat zumindest der Tribun gesagt. Weißt du noch? Der dicke, schwer gerüstete Riesencharr.
Ich bin mir nicht sicher, ob das ein Kosename, eine Beleidigung oder sogar eine mehr oder weniger versteckte Drohung ist, aber da er auf mich aufgepasst hat glaube ich, er kann das nicht so böse gemeint haben.
Du musst dir nämlich GAR KEINE Sorgen um mich machen, Liese!
Mir geht’s gut und ich bin quietschfidel und ich komme auch gar nicht in Gefahr.
Als wir nämlich gerade dabei waren die Bäume zu löschen und wir so was wie eingekesselt waren und viele husten mussten und Angst hatten und zurück zum Lager wollten, da hat mich der Tribun geschnappt und unter den Arm geklemmt und mich zu den anderen gebracht. Einfach so! Er hat entschieden, das ist zu gefährlich für mich und ich solle auch mit zurück.
Ich musste gar nicht husten, ich hatte nämlich eine Sonnenbrille vor den Augen und meinen großen, in Wasser getränkten Schlapphut auf dem Kopf und ein nasses Tuch vorm Mund. Ich konnte auch noch Wassereimer schleppen, so eine Diarmai wird nicht so schnell müde! - Aber ich hab mich nicht getraut, ihm zu widersprechen, also bin ich mit zurück gegangen.
Niemand sollte einem bereits angespannten und gereizten Charr widersprechen, glaube ich.
Gerade eben haben sie gefragt, wer gut mit Tieren umgehen kann, denn wir haben einige ausgebüxte Tierchen aufgelesen und bringen sie wohl später am Tag irgendwo hin, wo sie hingehören. Drei Kühe sinds, ein paar Pferde, ein Schafi und ein Huhn.
Das Hühnchen hat mich an den Hahn im Blutstromküstenlager erinnert, und ich wollte es so gern Leon nennen – Aber die anderen haben es schon Huhnibert getauft und sich stur geweigert, es Leon zu nennen. Wie unverschämt!
Für heute Abend bin ich außerdem zum Kochen eingeteilt. Ich konnte noch nicht gucken, was überhaupt an Zutaten vorhanden ist, aber irgendwie werde ich die Leute schon satt bekommen. Und morgen oder übermorgen geht’s dann auch schon wieder nach Hause.
Ich freue mich schon sehr, deine kleine Liesenfamilie wieder zu sehen! Das ist seltsam, nicht? Ich bin ja gar nicht lange fort, aber wo ich hier so weit weg von euch hocke, da habe ich Sehnsucht nach euch.
Seid ihr alle auch brav gesund und munter? Sobald ich wieder zurück bin werde ich euch besuchen, ich muss doch den kleinen Andrelieserich wieder sehen... In dem Alter wachsen sie so schnell, die Kinderchen, da verpasse ich sonst alles wichtige!
Ich denke ganz viel an dich, Lieschen.
Gib den Kleinen einen Kuss von Tante Dia, ja? Lük nicht, der ist zu groß und alt.
Deine Diarmai
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