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Derbe Sprache, Psychose
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„Ich hab mich dazu entschlossen, mich behandeln zu lassen.“
Ihre Reaktion war wie erwartet. Die rehbrauen Augen seiner Schwester blinzelten ihm überrascht entgegen. Überraschung. Dann die Skepsis.
„Ach ja? Woher dein Sinneswandel?“
Sie saß ihm mit überschlagenen Beinen gegenüber und trank einen Schluck von ihrem Kaffee. Das leichte Sommerkleid umschmeichelte ihren Leib wieder einmal so, dass es ihm schwer fiel, seinen Blick fokussiert auf ihrem Gesicht ruhen zu lassen. Sein Wasserglas hatte er bislang noch nicht angerührt.
„Es... haben sich Dinge ergeben.“
Mittel und Wege, dir dein Leben zur Hölle zu machen...
„Was für Dinge?“, sie schrägt den Kopf zur Seite, ganz die eigenen Art in dieser Familie. Er konnte nicht anders, als er ihr gleich zutun, ehe er sich etwas Zeit für seine Antwort nahm.
„Maeve... sie... gefällt mir... denke ich.“
Als Mittel, um meine Vorhaben in die Tat umzusetzen. Das dumme Dingchen...
Natürlich verlief sich die Skepsis der Älteren darauf nicht. Die geschwungenen Brauen hoben sich und die nippte erneut von ihrem Kaffee. Dann stellte sie ihre Tasse ab und sah ihn forschend an. Stumpf bemühte er sich um ein freundliches Lächeln, auch wenn es ihm mehr als zuwider war.
„Sie sagte, dass sie mich mag. Und ich war unmöglich zu ihr, weil ich krank bin. Deswegen...“
Nur deswegen wird sich rein gar nichts ändern. Aber irgendwie muss sich ja mein Ziel erreichen.
„Das ist überraschend. Aber wenn du es ernst meinst, freut mich das. Aber...“, ihr Blick versteinerte vor Ernst und die Augen bohren sich förmlich in sein Gesicht. „Ich will trotzdem nicht, dass du ihr in nächster Zeit irgendwie nachstellst.“
„Das ist selbst verständlich.“
Was sagt man nicht alles, um dich zufrieden zustellen...?
Sie hmmte leise, überzeugt war sie immer noch nicht gänzlich. Da war immer noch dieser verdammt gesunde Funke Misstrauen in ihrem Blick zu sehen. Sie neigte ihren Kopf zur Seite. Er sah es rattern, sah, dass sie die Richtigkeit seiner Aussagen in Frage stellte, ihm nicht vertraute.
Zurecht... absolut zurecht.
„Sie hat etwas an sich... Ich möchte sie weiter kennen lernen.“
Um sie gegen dich zu verwenden. Und gegen alle, die irgendwie Kontakt mit dir pflegen.
„Wenn... nicht wieder etwas passiert und du das wirklich willst...“, ja, sie zweifelte noch immer. „Egal wie gut du dich fühlst und wie bereit, sie wieder zu sehen... ich will nicht, dass du sie in den nächsten Wochen siehst. Ich werde weg sein, in Elona.“
Mit der Brillenschlange?
„Eine gemeinsame Reise mit deinem Liebsten?“ Sie nickte.
Natürlich mit der Brillenschlange. Damit dieser miese, hinterhältige Dreckskerl sie nach Lust und Laune vögeln kann. Und irgendwann fortwerfen kann wie einen benutzten Lappen, der unansehnlich geworden war. So wie es alle Adligen tun mit gewöhnlichen Bürgerlichen.
Ihm wurde schon ganz schlecht, wenn er nur daran dachte. Es kam ihm hoch... und doch kämpfte er es nieder. Alles für die Fassade. Alles dafür, dass er ihr Leben genau so zerstören konnte wie sie seines. Er lächelte weiter, ihm erschien es mehr als aufgesetzt... aber es schien sie milde zu stimmen. Sie lächelte ebenfalls dezent.
„Dann wünsche ich euch Beiden viel Freude an der Reise. Und hoffe, dass ich gutes zu berichten habe, wenn ihr zurück seid.“
Zum Beispiel, dass ich die Brillenschlange ruiniert habe in eurer Abwesenheit...
Mit diesem Gedanken im Hinterkopf erhob er sich. Aber waren es nun wirklich seine Absichten oder nur Spinnerei? Wünsche, die er ohnehin niemals umsetzen würde? Wer wusste das schon? Wusste er es überhaupt selbst?
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