Vorsichtshalber die Warnung
Nachwehen von Gewalt, keine explizite Beschreibung
Geschichte
Ich sitze im lauwarmen Seifenwasser. Wie ein Schleier wabert es um mich herum. Gut sichtbar, da es bereits das Blut von mir gewaschen hat. Es trägt die Schlieren von Blut um meinen Körper. Heiß brennt mein Gesicht. Dort, wo er mich getroffen hat. Die blauen Flecken zeichnen sich auf meiner Haut ab. Ich ziehe den Handspiegel vom Hocker. Meine Fingerknöchel sind aufgeschürft. Ein Blick in den Spiegel. Ich erkenne mich nicht. All die Tränen, die Blutspritzer, der Dreck und darunter das leuchtende Veilchen. Die aufgeplatzte Lippe. Mein Blick im Spiegel geht tiefer. An meinen Hals. Ich glaube seinen Handabdruck dort zu erkennen.
Wer ist das da im Spiegel?
Ich bin es.
Sicher?
Ja.
Der Griff des Spiegels fühlt sich beinahe an wie der Schürhaken. Er lag gut in meiner Hand. Ich spüre meine Muskeln, wie sie sich verkrampfen. Als würde ich erneut ausholen und mich wehren. Doch fühlt sich der Griff auch an wie das Messer. Es lag gut in meiner Hand. Wieder kommt es mir so vor, als wären meine Hände in seinem Blut getränkt. Aber es klebt nicht mehr daran. Das Seifenwasser lässt nichts davon zurück. Es trägt das Blut und den Schmutz von mir. Reinigt mich. Meinen Körper.
Ich lasse den Spiegel zurück auf den Hocker gleiten. Schließe meine Augen. Öffne sie sofort. Sein Gesicht hat sich innen auf meine Lider gebrannt. Ich will ihn nicht mehr sehen. Will ihn vergessen. Er hat es nicht verdient, dass man sich erinnert. Aber ich kann nicht vergessen. Noch nicht. Zu deutlich sehe ich den Kampf an mir. Nach und nach wasche ich einen Teil davon ab. Blut, Erde, Tränen und Schweiß. Späne aus der Werkstatt, in der ich mich versteckt hielt. Die blauen Flecken, Schrammen und Platzwunden kann ich nicht wegwaschen. Meinen Geist kann ich nicht waschen.
Ich höre einen Laut aus meinem Mund dringen. So bekannt und doch so fremd. Ein Schluchzen. Schwäche.
Doch ich habe überlebt.
Ich habe triumphiert. Jahre hat es gedauert. Und nun ist es vollbracht.
Nach so vielen Jahren fange ich nun endlich an, richtig frei zu sein.
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