Damals

"He, aufstehen!" Unsanft wurde das Mädchen, wortwörtlich, aus dem Bett geschmissen. Mit einem dumpfen Geräusch traf es den Boden. Das orangeblonde Haar zerzaust, hier und da ein blauer Fleck welcher sich nicht von dem hellen Nachthemd verdecken ließ. "H-huh?" war das einzige was sie hervorstammeln konnte wärend auch schon ein Haufen viel zu knapper Kleider und Schminkkram auf sie niederregnete. "Mach dich bereit! Die ersten Kunden sind schon da. Und die willst du ja wohl nicht warten lassen, oder?" sprach der Wecker. Ein großer, bulliger Mann in einem viel zu schicken Anzug wärend die schon leicht angegrauten Strähnen ins Gesicht fielen. Ein Schlucken, dann ein scheues Kopfschütteln was das lange Haar des Mädchens in Wallung brachte. Nein, warten lassen wollte sie sie wirklich nicht. Das Echo dessen, was dann passiert, konnte man an dem blau gefleckten Körper ablesen. Der Mann stapfte aus dem kleinen, spärlichen Zimmer wärend das Mädchen rasch zur Wasserschüßel huschte um sich einer Katzenwäsche mit gut duftender Seife zu unterziehen. Dann wurde sich angezogen, das Haar gerichtet und sich geschminkt, das kaum wer das junge Alter von ihren Zügen ablesen konnte. Auffällig waren die dunkelvioletten, gar traurigen Augen welche irgendwie die Freude des Lebens verloren hatten. Ebenso tiefe, blutunterlaufene Ringe unter jenen welche sie aber wegschminken konnte. Man... hatte sich abgefunden. Ein kleiner Glimmstängel landete aus einem Etui zwischen den starken, rot geschminkten Lippen welcher nach dem melodischen Geräusch von einem sich entzündenden Streichholz in Brand geriet. Ein tiefer Zug und der ungewöhnlich schwere, süße Duft des Qualms stieg auf. Rasch erweiterten sich die Pupillen, fast schwarz wirkten die Augen über welchen sich die Lider senkten. Dann hoben sich die Mundwinkel an. Das Leben sah sogleich etwas besser aus. Und so rauchte sie zuende, schenkte dem Kippenstummel einen schnellen Tod in einem gut gefüllten Aschenbecher. Dann raffte sie ihr Kleidchen und schritt hinaus.

Kommentare 1

  • Ich finde es faszinierend, auf diese Weise einen Einblick in Lucas Vergangenheit zu bekommen, die sie zumindest im Spiel in der Wunderlampe, das ich bisher von ihr mitbekommen habe, partout nicht hat durchblicken lassen. Ihre bisherige Aufmachung, dieses Unweibliche, macht auf einmal einen ganz anderen Sinn, genauso wie die Spuren von Misshandlungen, die man an ihr erkennt.


    Dass sie sich bei unserer letzten Begegnung doch (wieder?) etwas fraulicher gezeigt hat, ist wohl einem gewissen Sylvari geschuldet. :)


    Schöner Text in jedem Fall und sehr stimmungsvoll.


    Liebe Grüße,
    Britta