(Blick aus dem großen Saal des städtischen Anwesens)
Die Fassade ist zur Straßenseite hin hell gekalkt, entsprechend den Gebäuden auf den heimatlichen Weinbergen und passend zur darunter liegenden Rurikstadt, während die Mauerseite noch in alten, gedeckten Farben über der Stadt prangt. Die Banner in Weiß und Gold rahmen die Eingangspforte und saisonentsprechend reicher Blumenschmuck ziert die Fenster und Kübel, die einen Hauch des weiten Landes im Osten mit Sommerboten über den Doric-See tragen. Von der Straße aus gesehen linksseitig ragt noch ein etwas getrenntes Gebäude empor, vor dem ebenso ein Wachmann oder eine Wachfrau postiert ist. Die Angestelltenunterkünfte für die Rosengarde und die Dienerschaft mag ein wenig günstiger gewesen sein, doch man hegt, pflegt und schmückt die etwas niedrigeren, beziehungsweise tieferen Gemäuer ebenso. Einen Garten misst man schmerzlich. Wie schon zuvor war dies wohl nicht gewünscht oder den Aufwand nicht wert. Vielleicht darf man darin eine eigene Wertung gegenüber der Heimat erkennen.
Sobald das dunkle Holz den Weg eröffnet, wird nach einem ordentlichen standesgemäßen Gruß der Wachen der Rosengarde klar, warum es ein Leichtes gewesen sein muss das Objekt an den Fürsten zu bringen. Heller, marmorierter Stein trägt hohe Säulen in der Eingangshalle. Wandelnd auf Webteppichen mit Motiven aus dem Weinanbau und noch schmückenderen Wandbehängen halten dies genau so. Eine farblos helle Statuette eines Mannes zur Rechten, von Meisterhand in Stein gehauen, stellt auf einem hüfthohen Sockel eine Person mit frappierender Ähnlichkeit zum Fürsten dar. Bekleidet mit Weinblättern im Lendenbereich, reicht er einen Fruchtstand des Weines dar. Auf der anderen Seite reichen zwei Schönheiten, eine aufrecht, die andere ein wenig gebeugt ästhetisch tänzelnd nach den Früchten. Ein Schelm, wer Symbolik sehen will.
Geradeaus erblickt man eine fast schon mystisch anmutende Tür, die normalerweise verschlossen ist und bleibt. Das große Vorhängeschloss mit offenem Löwenmaul erwartet einzig und allein den Hausherren. Schmiedeiserne, geschwärzte Ranken umspielen den Türrahmen der Doppelflügel. Mesmerisch tänzeln kleinen Silhouetten von anmutig anziehenden Gestalten immer nur im Augenwinkel zwischen den Stahlzweigen und Blättern hin und her. Eine Schatzkammer oder eine persönliche Sammlung? Was mag dahinter verborgen sein? Zwei Feuerschalen mit Öl darin erleuchten das geheimnisvolle Tor in der Eingangshalle von beiden Seiten und der Läufer dort hin ist mit den wildesten Gestalten aus dem Sagenreich verwoben.
Rechts scheint es zu den Privaträumlichkeiten und den Aufgängen zu gehen. Ein weiter Flur mit mehreren Abzweigen lässt erahnen, dass man Wert auf die Trennung verschiedenster Annehmlichkeiten gelegt hat, damit sich auch bei mehrfach hohem Besuch jeder Bewohner zurückziehen kann, falls gewünscht. Die Fenster sind mit Buntglas blickverschleiert. Die Kunst gaukelt dem Träumer vor, den Surmiaweg durch halbtransparente Wein- Mohn- und Weizenfelder zu besehen. Am Ende warten Wendelstufen darauf erklommen zu werden.
Besucher werden zumeist linksseitig geführt und durchschreiten Bögen ohne Türen, damit der Weg frei, offen und einladend wirkt. Vorbei an einem Empfangssalon mit drei breiten Polstermöbeln und einem großen Tisch in der Mitte, streift man danach zwischen den Türen Gemälde, die nebst der Heimat auch Persönlichkeiten wie Papá Leon de Cerro, Alejandros Vater oder auch ihn selbst, Cesare und sogar die Halbschwester Leandra in eindrucksvollen und verführerischen, jedoch in jedem Falle herrschaftlichen Posen zeigen. Der weitere Gang gewährt Einblicke in das Schreibzimmer für geschäftliche Belange, in eine kleine Ausstellung oder etwas, das eine solche werden soll, sowie zu guter Letzt in den großen Saal mit Kamin zwischen leeren Bücherwänden. Gegenüber von der Feuerstelle ein halbrunder Ausblick über die Rurikstadt hin zum königlichen Garten unter Glas. Der Boden bittet schon ohne Musik zum Tanze. Das Herz des Besucherflügels. Prachtvoll, doch noch nicht wirklich eingerichtet.
Im Empfangssalon lenkt kaum etwas den Blick voneinander ab. Hohe Kerzenständer sorgen für ein lauschiges Licht und eine zweite Tür dient den Angestellten als Weg von der Küche zur Gesellschaft. In den Ecken stehen Statuetten vor dem Furnier, die so gar nicht in das Bild des restlichen Hauses passen möchten. Ein stattlicher Landarbeiter mit einem Sack in beiden Händen, diesen über die Schulter geworfen und eine hübsche Bäuerin, die der Haltung nach Saatgut ausbringt. Eine Nische bietet obendrein Platz für eine alte krytanische Vase, die hübsch restauriert für Kunstkenner interessant sein könnte. Die Polster sind weich und ohne Abrieb und der Tisch dazwischen glänzt eingelassen und poliert.