Beiträge von Rilifane

    Am frühen Morgen des Tages ward schon viel Betrieb im Hause Kyratisk. Mit vom Schlaf zerzausten Haaren und nur in ein hauchdünnes Kleid gehüllt, huschte sie durch ihr Haus, um die allerletzten Vorbereitungen für die heutige Abreise zu treffen.

    Nachdem sie sich dann sicher war, alles zusammengetragen zu haben, kochte sie sich eine Tasse Kaffee und ging alles, was sie zusammengepackt hatte für die Reise noch einmal ganz in Ruhe durch. Sie widmete sich zunächst dem mittelgroßen Rucksack und überprüfte seinen Inhalt penibelst genau :

    Arzneien, die man zur Wundversorgung und zur Desinfektion benötigte, verpackt in unzerbrechliche, beschichtete Holztigelchen, Arzneien gegen Fieber, Angst, Unterkühlung, Arzneien gegen die wichtigsten Infektionen an Organen, auch wieder gelagert in beschichteten Holztigelchen. Verschiedene, heilsame Teemischungen und Pulverchen, und, zu guter Letzt, Runas Medikamente, hiervon ein sehr großzügiger Vorrat, diese hatte sie in kleinere Trinkschläuche abgefüllt. Zudem fand sich hier und da noch ein Beutel mit losen Kräutern oder Wurzeln, und natürlich Scheren, Pinzetten, Skalpelle, Nahtmaterial, Verbände, Wundauflagen, wie auch ein kleiner Mörser mit Stößel.

    Zufrieden mit der Überprüfung des Rucksacks, verschloss sie ihn dann endgültig und widmete sich ihrem großen Rucksack. In diesem befanden sich zwei komplette Garnituren an Wechselbekleidung aus Stoff wie leichtem, weichen Leder, allesamt hier und da mit Fell besetzt. Mehrfach hatte sie die Garnituren zuvor probegetragen, um zu testen, ob sie sie in ihrer Beweglichkeit oder aber beim Zaubern hindern könnten, bevor sie sich dann entschied, diese einzupacken. Ein kleiner Topf kam dann zum Vorschein, eingewickelt in eine sehr dicke Wolldecke. Felle zum Schlafen, ein Wind- und Kälteschutz unter welchem man schlafen konnte, war sie doch nicht im Besitz eines Zeltes, eine Laterne, Utensilien zum Entfachen von Feuer, Schreibmaterial, ein langes Seil, einige Kletterhaken. Zufrieden mit dieser Auswahl, verschloss sie sodann auch diesen Rucksack.

    Mitsamt ihrer Kaffeetasse huschte sie in ihren Arbeitsbereich, wo noch ihr Phiolengürtel und ihre Gürteltaschen lagen, und während sie darüber sinnierte, was sie dort noch alles unterzubringen gedachte, klopfte es ihrer Tür. Sie seufzte, hob die Brauen und wandte sich der Türe zu.

    Als sie sie öffnete, sah sie sich einem rundlichen, berobten Norn gegenüber, welcher ihr wortlos einen eingepackten, länglichen Gegenstand übergab, sie dann noch einmal kurz musterte und sofort wieder seiner Wege zog. Nachdem sie die Tür wieder verschlossen hatte, sie kam erst gar nicht dazu, irgendwelche Worte an den Norn zu verlieren, betrachtete sie sich die „Lieferung“ und begann diese an auszupacken. Ein Stab kam zum Vorschein, kürzer als ihr eigener, leichter, griffiger, gefertigt aus scheinbar sehr hochwertigem Holz und hier und da beschlagen mit einem matt schimmernden Metall. Wieder hob sie die Brauen, als sie den Stab mehrfach in ihrer linken Hand wog, wie auch die eine oder andere Bewegung mit diesem vollführte, dann jedoch, stellte sie ihn erst einmal zur Seite und widmete sich weiter ihrem Phiolengürtel und ihren Gürteltaschen.

    Nachdem auch diese zu ihrer Zufriedenheit verpackt und bestückt waren, wusch sie sich und zog sich reisefertig an. Sodann klaubte sie ihr Zeug zusammen, stellte es an der Türe ab, ging noch einmal durch ihr Haus, überprüfte alles auf seine Ordnung hin. Dabei fiel ihr Blick auf ihren alten Stab, der an seinem Platze an der Tür ruhte. Wehmütig betrachtete sie ihn sich eine Weile, war dieser doch ein Geschenk ihres Ziehvaters gewesen. Kurz überlegte sie, ob sie nicht vielleicht doch lieber diesen mitnehmen sollte, verwarf den Gedanken jedoch dann wieder.

    So schnallte sie sich dann den neuen Stab auf, ergriff ihre Rucksäcke, rief Rankhor zu sich, der sich sogleich auf ihrer Schulter platzierte, verliess ihr Haus und schloss es ab……

    Eine lustige, gesellige Runde fand sich nach ihrem Tagwerk auf ein gemütlich Bier im Heimkehrer ein. Je später der Abend wurde, umso fröhlicher wurden die Leut, und umso lauter auch ihre Stimmen :

    "Eya, was macht'n die Kyratisk-Heilerin da auf'm Fack'lweg ?", wurde irgendwann neugierig gefragt.
    "Was weiss'n ich ? Die sacht doch nie was !", kam es zur Antwort mit einem Schulterzucken.
    "Zu mei'm Weib hat'se gesagt, sie baut'n Haus.", gab einer aus der Runde wohlwissend preis und brüstete sich, eh ein Schluck Bier in seinen Schlund fand.

    Lautes Gelächter entkam der gesamten Runde daraufhin, welches munter durch die Taverne hallte.

    " 'S Prinzessch'n baut'n Haus ? S'schafft die nie !"
    "Warum'n das ? Die hat doch schon eins ?"

    Jene Fragen und manch so ungläubiges Kopfschütteln fanden sich im Anschluss auf die Aussage in der Runde ein.

    Doch in der Tat scheint etwas Wahres dran zu sein. Begibt man sich in den Fackelweg des kleinen Viertels, so wird man beobachten können, dass die Heilerin dort täglich bei Tage auf einem noch leeren Grundstück zugegen ist und mit Schaufel und Spitzhacke den Boden aushebt und ebnet....