Es verging etwas Zeit, nachdem man Feuerholz sammelte und sich im angenehmen Nass nahe des Lagers gewaschen hatte. Yorik hat es doch tatsächlich geschafft einen Fisch mit bloßen Händen zu fangen und Alrik hat zusätzlich noch welche geschossen. Im Lager hat man ein kleines gesichertes Feuer entfacht und Runa war nach kurzem Nickerchen die Einzige die sich bereit erklärt hatte, den Fisch zu zubereiten, da Johann es Dank seiner Wunden nicht konnte. Da Runa allerdings keine Ahnung davon hatte, bot es sich für den Koch also an, als Mentor zu fungieren.
Nahe am kleinen Feuer haben sich Runa und Johann niedergelassen und bedienen sich der mitgebrachten Werkzeuge aus einem Ledermäppchen. Viele Flecken unterschiedlichster Art zieren das Leder inzwischen, sowie mehrere Kratzer und Spuren des Alters. Johann entrollt das Behältnis und der Blick auf allerlei hilfreiche Küchenwerkzeuge aus hochwertigem Stahl wird frei. Ein robustes und großes Fleischmesser, ein kleines und schmales Filetiermesser, ein kleines Schälmesser und Besteck zum schärfen befindet sich darunter.
„ Mutter sagt immer, wenn du n´großen Fisch mach´n willst...musst ihn ersma ordntlich zerleg‘n.“ Zitiert Johann seine Mutter und greift mit der gesunden Hand nach dem großen Fisch mit merkwürdigen, fast durchsichtigen Schuppen am Schwanz. Er hebt diesen hoch, so dass der Kopf nach unten baumelt, wobei man deutlich die blauen und roten Adern unter der Haut erkennen kann. Auch die langen Bartfühler am Maul baumeln herunter. „ Als erst´s müssen die Schubb´n ab. S´leichter wenn die Schubb´n zu dir schau´n, so hast n´Wiederstand und rutschst nich ab.“ Johann deutet auf die Schuppen, welche nach oben zeigen. So wird es wohl richtig sein.
„Dann nimmste dir das ganz große Messer..is´n Fleischmesser. Aber du benutzt nich die scharfe Schneide, sondern den stumpf´n Rück´n, geht besser un´ man schneidet nich ausverseh´n den halb´n Fisch mit kaputt.“
Runa lauscht den Worten von Johann, nickt manchmal, betrachtet den knubbeligen Fisch immer mal wieder. Spaßig wäre anders, aber Drecksarbeit ist die schmächtige Norn inzwischen gewohnt. Sie nimmt den Fisch zögerlich an sich und zieht eine Schnute ob des Geruchs. Ihre schmalen Finger umgreifen den Griff des großen Fleischermessers, sie atmet ein Mal tief ein und aus und macht sich an die Arbeit. Der Fisch wird auf den Oberschenkel gelegt, der Messerrücken am Fisch angesetzt und nach vorne gedrückt, jedoch geht es zu Anfang nur stockend voran und es fallen nur sehr wenige Schuppen ab. Weitere Versuche fallen ebenso beschwerlich aus. Als sie bemerkt, wie zäh dies von Statten geht, brummt der Fuchs leise, hungrig und ungeduldig, und hackt einmal auf den Fisch ein, wobei mehrere Schuppen vom Fisch abspringen. Wie es der Zufall so will, lautet die Moral der Geschichte für diesen Abend: Gewalt ist manchmal eben doch eine Lösung.
Johann beobachtet das Tun von Runa genau. Witzig findet er es jedoch nicht. Mit ernstem Blick folgt er ihren Bewegungen und lässt sie machen bis der Fisch bis auf ein paar Stellen am Kopf und am Schwanzansatz entschuppt wurde. Er greift nach seiner Axt und führt die Schneide zum Kopf des Fisches und hebt nahe des Hinterkopfes, an beiden Seiten die Kiemenlappen an nachdem Runa fragt was noch gemacht werden muss. Anschließend reicht er ihr die Axt. „ Der Kopp muss ab mit den Kiem´n. Die sin´ zäh und ungeniesbar. Kannst auch mehr abhack´n wenne dir unsicher bist. Die Floss´n und den Schwanz kannste auch abschneid´n.
Runa beäugt die Axt, den Fisch und das Messer in ihrer Hand und schaut wieder zu Johann und runzelt die Stirn. „ Is´s nicht n´bisch´n übertrieb´n jetz rumzuaxt‘n ?“ Johann schüttelt daraufhin nur sein Haupt. „ Nej...mitt´m Messer schneideste..dann splitten die Gret´n..mitter Axt hackst du... un´ durchtrennst die Gret´n fein mit ein´m Hieb.“
Die Norn zuckt nur mit den Schultern und nimmt die Axt an sich, nachdem sie den Fisch auf den Boden gelegt hat. Kurz wird nach einer passenden Stelle etwas weiter vom Hinterkopf gesucht und mit beiden Händen an der Axt zugeschlagen. Der Kopf vom Fisch ist zwar noch nicht ganz ab aber zumindest wurden die Greten durchtrennt. Mit der Axt wird in der Wunde weiter gehackt, gerüttelt, die Axt zur Seite gelegt und der Kopf, von einem entnervten Schnauben begleitet, abgerissen. Da hatte Johann ja genau die richtige Waffenspezialistin gefunden. Das Fräulein mit dem Rotschopf seufzt, greift wieder zum Messer, schneidet Flossen und den Schwanz ab und vergeudet dabei leider mehr essbares Fleisch, als notwendig.
Johann nickt nur knapp als sie fertig ist. Es ist immerhin ihr erster Fisch, denkt er sich. „ Nu dreh den Fisch auf´m Rück´n, nimm dazu das schmale Messer mit der länglich´n Klinge.Damit stichst du vorsichtig nur die Spitze rein, zwei Daum´n breit vonner Stelle wo du den Kopp abgehackt hast rein und dann ziehst die Klinge
vorsichtig den Bauch entlang, mach ruhig langsam.Dann lässt den Fisch erstmal ausblut´n un´dann kannst die Eingeweide raushol´n...danach halbiere ihn..wenne
dann an den Seit´n fühlst... un´was hartes spürst..das sin´die Greten..die kannste dann vorsichtig mit der Hand abzieh´n.
So legt Runa nun das längliche dicke Fleischstück auf den Rücken und setzt die Schneide an nachdem sie sich das Filetiermesser genommen hat und schneidet dem Fisch den Wanst auf, wobei auch gleich eine Menge an Blut heraus suppt, welches den Stahl, ihre Hände und selbst den Boden befleckt. Den Fisch lässt sie dann ausbluten, ehe sie ihre Hand in die Wunde führt um die Eingeweide mit verzogenem Gesicht heraus nimmt. Das Filetiermesser legt sie beiseite und greift erneut zum Fleischmesser um die Klinge anzusetzen. Ist wie bei´m Gemüseschneiden, denkt sie sich und halbiert den Fisch, wobei leises knacksen zu vernehmen ist. Das war wohl eine Grete. Das Messer legt sie dann zur Seite und fühlt an den Seiten ehe die Fummelei und die Zupfarbeit folgt. Irgendwann blickt sie etwas unleidlich gen Johann.
Der Koch verengt die Augen und „hmmt“, doch ob es an den Schmerzen liegt kann man nicht genau sagen. Aus einer einzelnen Tasche des Rucksackes holt er dann einen kleinen Beutel heraus und reicht diesen Runa. „Mit drei Fingerspitz´n inn´n Beut´l un dann kannst alle Seiten mit Salz un´Feffa bestreun. Sei aber vorsichtig damit.“
Verstehend nickt die Norn und taucht mit Daumen, Zeige- und Mittelfinger in den Beutel und nimmt sich etwas von der Salz-Pfeffermischung um den Fisch damit zu bestreuen. Ein paar Mal stippt sie noch die Fingerspitzen in den Beutel und bestreut weiter, es scheint ihr bislang noch nicht würzig genug. So werden die Hälften gewendet, gesalzt und gepfeffert, doch Johann unterbricht sie schon bald. „ S´reicht schon.“ Meint er dann und lächelt etwas.„ Das Ganze kannst mit den andern Fisch´n nu auch noch mach´n.“