Beiträge von Travon

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    Am frühen Morgen des 66. Stecklings sah man Jasper Caldwell in Begleitung seines Bruders zum Anwesen von Levi Iorga eilen. Die Männer tauschten nur wenige Worte an der grünen Tür miteinander aus, dann trat das Brückenoberhaupt zu ihnen nach draußen, während Fredo Borlotti in die eine, Carlo in die andere Richtung loslief. Es dauerte ungefähr anderthalb Stunden, bis sich etwa ein Dutzend Männer mit Bergungsgerät vor zwei Karren versammelt hatte und auf diese aufstieg. Ein Wächter aus der Kulikov-Garde soll ebenfalls darunter gewesen sein.

    Unter der Führung des Grafen, der von seinem Stellvertreter und dem Leibgardisten des Hauses flankiert wurde, brach der Trupp in Richtung Löwenstein auf, von wo aus man in die Gendarran-Felder weiterzog. Wohin es im Anschluss ging, ist nicht ganz gesichert, allerdings schienen die Männer nur wenig Proviant mitzuführen.

    Am Nachmittag desselben Tages wurde einer der Wägen erneut in Löwenstein gesehen. Auf ihm befanden sich neben einigen Begleitern zwei Verletzte. Einer von ihnen saß aufrecht und wirkte vor allem schmutzig, ausgezehrt und dehydriert, der andere war bewusstlos und wurde größtenteils von einer schützenden Decke verborgen, auch wenn manche Zeugen schwören, sie hätten gesehen, dass ihm ein Gliedmaß fehle. Es handelte sich aber um keinen der Caldwells. Der Karren rollte ohne Umwege gen Lazarett.

    Die beiden Brüder trafen erst am Abend wieder in der Stadt ein, passierten sie allerdings lediglich auf dem Weg nach Götterfels. Vale Caldwell, der zuvor auf seinem eigenen Reittier unterwegs gewesen war, harrte nun mit geschientem Bein auf der Ladefläche des zweiten Wagens aus. Auch Kiando Daouda, der bei ihm hockte, wirkte angeschlagen. Neben ihnen lag ein weiterer Mann, den einige als Laurence Galdur erkannt haben wollen, einen langjährigen Freund des Familenoberhauptes. Furchtbar soll er ausgesehen haben, mit verfilzten Haaren, dreckig und abgemagert. Ihn nahm man mit nach Götterfels.

    Jasper Caldwell leitete den Rest des Trupps zurück in die krytanische Hauptstadt, wo man sich voneinander trennte. Vale Caldwell wurde allerdings genauso wenig wie Laurence Galdur in ein Spital dort gebracht, sondern zum götterfelser Sitz der Familie. Einige Anwohner sagen, in der Nacht sei noch ein Heilkundiger der Melandru ins Haus gekommen. Ob dem wirklich der Fall gewesen war, blieb bis auf Weiteres hinter verschlossenen Türen verborgen.

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    Am Abend des 65. Stecklings schien der gesamte Caldwell-Haushalt auf den Beinen zu sein. Genauer gesagt: auf dem Jahrmarkt. Geschwister, Gäste, Angestellte, unter ihnen auch Celia Caldwell, die offenbar tatsächlich eine Weile in der Stadt zu bleiben plante und sich im Kreis ihrer Lieben endlich einmal wieder der Öffentlichkeit präsentierte.

    Die Gruppe schien sich ausnehmend gut zu amüsieren. Besucher des Marktes behaupteten später, sie hätten selbst den Grafen laut lachen hören, was sonst nicht unbedingt seine Art war. Vale Caldwell sah man hauptsächlich mit Zuckerwatte, Gebäck und Krapfen in den Händen. Wer dem Mann allerdings unterstellen wollte, er hätte sich lediglich den Wanst vollgeschlagen, tat ihm Unrecht, kümmerte er sich den ganzen Abend über darum, die Damen mit diesen Aufmerksamkeiten zu verwöhnen.

    Eine neugierige Rowenna Caldwell konsultierte sogar eine Wahrsagerin. Allerdings schienen ihr die Prophezeihungen der Frau nicht besonders zuzusagen. Rebecca Cameron punktete an der Wurfbude. Die arme Kiana Denar war wohl selbst während eines Ausflugs wie diesem nicht von ihren Pflichten befreit. Wie sie der Familie zwei Arme voll Rahmfladen organisierte, sah dafür sehr gekonnt aus für eine so zarte Person.

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    Am 59. Steckling begleitete Jasper Caldwell die Tulpen-Komtess, die derzeit zu Gast in seinem Haus war. Er eskortierte sie zum Magiertreff in Löwenstein, an der Veranstaltung selbst allerdings nicht teilnehmend, da er einen anderen Termin zu haben schien. Nach dem Vortrag, dem Rebecca Cameron mit viel Interesse zuhörte, holte der Mann sie wieder von dort ab und nutzte die Gelegenheit, einige Bekanntschaften aufzufrischen und sich etwas näher vor Ort über den Treff zu informieren. Es heißt, wieder in Götterfels angelangt hätte die empfindsame Cameron trotz der noch einmal angestiegenen Temperaturen in der Nacht so gefröstelt, dass sie sich wie eine Raupe in seinen Umhang gewickelt hätte. Sie wurde doch nicht etwa krank? Hatte der Graf sie nicht sogar ab Höhe Schrein stützen müssen?

    Vielleicht lag es an Erschöpfung, dass man das Oberhaupt der Caldwells am darauffolgenden Tag lediglich mit seiner jüngeren Schwester Rowenna zusammen in der Stadt unterwegs sah. Geburtstag hatte die junge Dame zwar nicht, trotzdem führte ihr ältester Bruder sie zum Essen aus. Möglicherweise gab es ja dennoch etwas zu feiern? Dafür sprach, dass am Nachmittag des 61. Stecklings Sophia Gilani zu Besuch kam, und sie brachte eine recht große Schachtel mit. Groß genug, um ein Präsent zu enthalten jedenfalls.

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    Etwas freundlicher war es einen Tag zuvor, dem 56. Steckling gewesen, als man das Oberhaupt der Familie - deutlich weniger fein als am Morgen darauf - im Rurik-Viertel unterwegs gesehen hatte. Wo genau der Mann so früh hergekommen war, ließ sich im Nachgang nicht mehr zweifelsfrei aufklären, auch wenn er offensichtlich einen Termin wahrgenommen hatte.

    Die gut Informierten wussten eigenen Aussagen nach dafür aber umso sicherer, auf wen er im Anschluss an diese Verabredung getroffen war: Lara Santari. Und er hatte sie nach Hause begleitet.

    Ach, mochte da mancher ausrufen. Interessant. Hatte man von der Frau während der Abwesenheit der Geschwister immerhin auch nicht mehr viel gehört. Vielleicht waren ihre Seidenraupenfelder während der Zerstörerübergriffe in Mitleidenschaft gezogen worden und sie brauchte Geld? Lagen die nicht nördlich von Löwenstein? Alte Bekannte halfen da doch sicher gerne aus. Oder waren es eher die Bekannten selbst, die sie wieder einmal in Götterfels hatten auftreten lassen?

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    Am 53. Steckling stand dem Caldwell-Anwesen eine Überraschung ins Haus. Zu fortgeschrittener Stunde - das Abendessen lag längst zurück und durch das geöffnete Küchenfenster sah man Kiana Denar, die neu angestellte Haushaltshilfe, wie sie mit der Köchin zusammen aufräumte - traf eine Reiterin auf dem Grundstück ein. In die Farben der Familie gekleidet, das blonde Haar hochgesteckt, verhinderte der ausladende Reisehut, dass Nachbarn sehen konnten, um wen genau es sich handelte.

    Es musste allerdings ein recht willkommener Besuch gewesen sein, denn kurz darauf war freudiges Lachen aus dem Inneren des Gebäudes zu vernehmen.

    Erst am folgenden Morgen klärte sich auf: Celia Caldwell war aus den Harathi-Hinterlanden nach Götterfels gekommen und hatte ihre Geschwister damit überrascht. Ob sie vorerst nur einige Tage oder ebenfalls länger in der Stadt bleiben würde, ließ sich noch nicht beantworten.

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    Am Nachmittag des 51. Stecklings kam noch einmal die Frau in der zerschlissenen Kleidung zum Caldwell-Anwesen. Dieses Mal wurde sie von Elizabeth Kincaid, der Assistentin des Grafen, begrüßt und herein gebeten. Sie schien bereits erwartet worden zu sein. Erst nach einer ganzen Weile verließen die beiden das Gebäude gemeinsam, um hinüber zum Gesindehaus zu gehen. Wie es aussah, erhielt die blonde Frau eine Kammer dort zugewiesen. Offenbar trat sie eine Stelle bei der Familie an.

    Am Abend desselben Tages klärten sich zumindest die Gerüchte um die Komtess Cameron auf: die Adlige war nicht bedroht worden, sondern reiste in Begleitung zweier Gardisten ihrer Familie an, um fast zeitgleich mit der Gräfin von Eichenweiler bei den Geschwistern einzutreffen. Die Komtess wurde freudig in der Stadt zurück willkommen geheißen. Ihrem Gepäck nach zu urteilen, plante sie erneut eine Weile bei den Caldwells zu Gast zu bleiben.

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    Während sein jüngerer Bruder sich einen Tag des Müßiggangs gegönnt hatte, schien Jasper Caldwell derzeit praktisch kaum noch zu Hause zu sein; außer, man erwartete Besuch am Anwesen. Häufig wurde er auf dem Grund und Boden der Gräfin von Eichenweiler gesehen. Fast noch mehr Zeit allerdings verbrachte er damit, Händler, Wachposten, Tavernenbesitzer und offizielle Stellen zu konsultieren, und allmählich verdichteten sich die Gerüchte, der Mann sei auf der Suche nach jemandem.

    Möglicherweise handelte er im Auftrag Ewelina Kulikovs, die er so regelmäßig für Rücksprachen aufzusuchen schien. Andere fragten sich, ob vielleicht Rebecca Cameron etwas zugestoßen sein konnte. Hatte es nicht unlängst eine große Lieferung von Tulpen an die Adresse der Caldwells gegeben? Die Familie Cameron begründete ihren Wohlstand auf der Vermarktung dieser Gewächse. War es am Ende kein freundlicher Gruß gewesen, sondern eine Drohung?

    Dafür sprach, dass Jasper Caldwells Nachforschungen sich allmählich auf Löwenstein auszuweiten schienen. Immerhin lebte die Cameron-Sippe in den Gendarran-Feldern. Von dort stammte allerdings auch der engste Freund des Grafen, Baron Laurence Galdur, und den hatte man tatsächlich schon auffallend lange nicht mehr in der Begleitung des Grafen gesehen. Oder überhaupt in einer größeren Stadt.

    Am 48. Steckling jedoch empfing der Caldwell zunächst einen Gast. Eine junge Frau, hübsches Gesicht, wache, blaue Augen, aber die Kleidung etwas zerschlissen für eine Besucherin eines Adelshauses. Von Stand konnte sie selbst nicht gewesen sein. Andererseits: die Zerstörerangriffe hatten auch die Landsitze der Aristokratie nicht verschont, also wer konnte es am Ende wissen?


    Am Nachmittag des 44. Stecklings traf Jasper Caldwell sich am Rand des Salma-Viertels mit einem blauborkigen Sylvari und einem sehr gut gelaunt wirkenden Norn, der im Umkreis des Iorga-Anwesens mit der grünen Tür kein ganz Unbekannter zu sein schien. Die drei ungleichen Gesprächsteilnehmer führten eine recht lebhafte Unterhaltung, bei der mehrfach der Eulenspiegel eine Erwähnung fand.

    Der Graf führte seine beiden Begleiter dann auch zu dem entsprechenden Gebäude, das von der Baroness Chevalier für die Belange der Künstler-Vereinigung erworben worden war. Im Anschluss daran trennten sich die Wege, wobei der Caldwell ins Ossa-Viertel zurückkehrte, während Sylvari und Norn in Richtung des Portals nach Löwenstein zogen.


    Was hat sich zugetragen?
    Am Abend des 42. Stecklings soll sich am Melandru-Brunnen im westlichen Marktviertel einiges ereignet haben, über das sich Patrouillen in der Gegend am darauffolgenden Morgen austauschten. Den Berichten nach habe ein recht breitschultriger Mann einem Geweihten aufgelauert, der auf dem kleinen Podest in der Mitte des Wasserbeckens ein Gebet abhielt.

    "Aufgelauert" sei vielleicht nicht ganz der richtige Ausdruck, geben ein paar Stimmen zu bedenken. Für sie sah es eher so aus, als hätte der Unbekannte schlicht abgewartet, bis der Priester sich von seinem Platz rührte; was am Ende wohl nicht ganz ohne Hilfe vonstatten ging. Der Melandru-Anhänger wirkte bereits sehr alt, sicher weit über siebzig Sommer. Möglicherweise war es allerdings doch ein Übergriff, denn der Geweihte bekam nicht einmal die Gelegenheit, seine Stiefel wieder anzuziehen, die er vor dem Brunnen abgelegt hatte, ehe der andere Mann ihn in die Gassen des Viertels dirigierte.

    Erwähnenswert auch die zweite Gestalt, die den beiden zu folgen schien und sich dabei stets in den Schatten hielt, um nicht entdeckt zu werden.

    Wer kann davon gehört haben?
    Bewohner der Marktviertel
    Besucher des Melandru-Brunnens


    Noch ehe das Tulpenmeer am Caldwell-Anwesen eintraf, am Abend des 41. Stecklings, kam Jasper Caldwell trotz des eher bedeckten Wetters auf der Terrasse eines Cafés im Rurikviertel mit der Baroness Chevalier zusammen. Anders als die Dame, die in Begleitung einer Wächterin eintraf, war das Familienoberhaupt gewohnt allein unterwegs.

    Im Gegensatz zu seinem Bruder Vale, der von Gardist Daouda flankiert wurde, als er die Gedenkfeier besuchte, die von den Seraphen am Schrein der Götter abgehalten wurde. Von Rowenna Caldwell, die ihn hatte begleiten wollen, sah man nichts. Wie Missis Hemmel sich mit einem Strauß Tulpen im Arm am nächsten Morgen beschwerte, sei das Mädchen krank geworden. Sie hätte es ja gleich gesagt: alle abgemagert und keine Substanz mehr.


    Es war bereits spät am Abend des 38. Stecklings, als zu dieser eigentlich ungewöhnlichen Zeit für derlei Lieferungen ein Karren durch das Ossa-Viertel rollte. Ratternd kam er vor dem Anwesen der Caldwell-Familie zum Stehen. Die aufgeladenen Vorräte waren allerdings nicht der Grund, warum Nachbarn sich am nächsten Morgen darüber unterhielten, sondern der Umstand, dass Kiando Ptah Lketinga Daouda - der Gardist der Familie mit dem unaussprechlichen Namen - auf dem Gefährt zurückkehrte. Und er schien in einen Kampf verwickelt gewesen zu sein.

    Der junge Mann allerdings wirkte unversehrt. Nachdem er die Ladung verstaut hatte und sein Wallach abgespannt und versorgt worden war, verschwand er eine Weile im Gesindehaus, um schließlich in Zivil ins Hauptgebäude zurückzukehren. Die Geschwister müssen recht erfreut gewesen sein, ihn wiederzusehen. Zumindest wurde behauptet, dass er den Rückweg zu seiner Kammer, den er erst weit nach Mitternacht antrat, auffällig schwankend hinter sicht brachte und dass die paar Stufen für den Mann nicht mehr allein zu bewältigen gewesen wären.


    An diesem Vormittag soll Jasper Caldwell seinen Bruder Vale zu einem sehr ernsten Gespräch gebeten haben. Möglicherweise ging es dabei um ein Schreiben, das der jüngere Caldwell unlängst abgeschickt hatte. Vielleicht auch um den Vorfall, der sich Erzählungen nach am Vortag ereignet haben soll und der sich langsam zu bestätigen schien. Stimmte es, dass man Rowenna Caldwell beleidigt hatte? Oder hatte umgekehrt ein Angehöriger der Familie einen hochrangigen ascalonischen Offizier gedemütigt?

    Eventuell steckte in beidem ein bisschen Wahrheit. So oder so, die Angelegenheit konnte allem Anschein nach nicht unkommentiert stehen gelassen werden. Am Nachmittag brachen sowohl Jasper als auch Vale Caldwell in unterschiedliche Viertel der Stadt auf. Es heißt, sie hätten verschiedene Geschäfte aufgesucht und den Eindruck erweckt, sie seien auf der Suche nach etwas - oder jemandem - gewesen. Erst zum Abend hin kehrten sie zum Anwesen zurück. Ob sie erfolgreich heimgekommen waren, konnten Beobachter nicht abschließend sagen.


    Zum Ende der Woche hin hörte man abends lautes Damengelächter aus dem Garten des caldwell'schen Anwesens. Rowenna Caldwell hatte eine Freundin der Familie zu Besuch: Komtess Sophia Gilani, mit der sie zunächst eine ganze Weile unter wolkenfreiem Himmel draußen verbrachte, ehe die Frauen sich aufgrund langsam abkühlender Temperaturen in den gläsernen Wintergarten des Stadthauses zurückzogen.

    Am nächsten Tag traf Jasper Caldwell sich mit Levi Iorga. Die beiden besuchten ein kleines, elonisches Restaurant am Rand des Rurik-Viertels, wo sie in ungezwungener Atmosphäre zusammen saßen und eine sehr freundschaftlich wirkende Unterhaltung führten. Es schien, als würden sie zwischenzeitlich auf einen besonderen Anlass anstoßen, Genaueres wurde allerdings nicht bekannt. Ob der blonde Brückenhühne im Norden eine neue Mutter für seine Kinder gefunden hatte? Vielleicht kamen ja nicht mehr nur Schreckensnachrichten aus den Zittergipfeln.

    Lange her, dass ich Screens von dir bewundert habe. Die ersten beiden finde ich besonders gelungen, auch wenn ich mir fast wünsche, du hättest den Heiligenschein weg gelassen. Von der Zahl an Effekten her ist er mir beinahe too much. ich denke, es hätte ihn nicht gebraucht. Die Wirkung beim zweiten ist klasse. Wie der Beginn oder das Ende eines guten Trailers. Deine Gedanken dahinter würden mich interessieren.

    Die desert dream Screens aus dem Post davor sind allerdings auch sehr schön geworden.


    Schon am Folgetag stellte sich neuerlicher Besuch am Anwesen ein. Dieselbe Unbekannte wie am Vorabend? Es musste Lara Santari sein, vermuteten manche. Immerhin gab es Gerüchte, sie sei mit einem der Caldwell-Brüder liiert gewesen. Renata Jakom, behaupteten andere. Zumindest habe sie durch den Grafen eine Förderung genossen. Es war doch gut möglich, dass sie wieder in der Stadt war? Berenice Darcy, die Gräfin von Seebach vielleicht?

    Irgendwann wurde es der guten Missis Hemmel zu viel. Sie scheuchte die schwatzenden Frauen fort und verbarikadierte sich in der Küche. Es galt, ein größeres Essen für das Wochenende vorzubereiten. Gäste wurden erwartet, und sie hatte vor, üppig aufzukochen. An den ganzen Herrschaften war überhaupt nichts mehr dran, wenn man sie fragte, seien es nun die "kleine Rowenna" oder der junge Herr Vale. Schrecklich, wie diese ganze Sache mit den Drachendienern alle abgemagert hätte. Hannah, das Hausmädchen, konnte sich über solche Aussagen nur wundern. Sie fand, dass die genannten Geschwister hervorragend aussahen. Besonders "Herr Vale" in seiner Militäruniform...


    Mit großer Freude unter Angestellten und Familie wurde am Abend des 28. Stecklings Rowenna Caldwell daheim willkommen geheißen. Gemeinsam mit ihrem ältesten Bruder traf die junge Frau am Stadtanwesen ein, wo sie von einem gigantischen Blumenstrauß Vale Caldwell offenbar schon mit Ungeduld erwartet worden war. Einige behaupten schmunzelnd, es sei erstaunlich gewesen, dass er sie nicht am Fenster stehend herbei geschaut hätte.

    Unabhängig von den Gegebenheiten im Hintergrund war das Wiedersehen in jedem Fall ein herzliches. Später sah man den männlichen Teil der Geschwister noch zusammen im Garten sitzen und sich miteinander austauschen. Offenbar war die Jüngste zu erschöpft und hatte sich zeitnah zu etwas wohl verdienter Ruhe zurückgezogen.


    Gegen Mittag des 27. Stecklings brach das Oberhaupt der Familie in Richtung Königintal auf, wo es am frühen Abend das Kloster von Eldvin erreichte. Offenbar erwartete man den Grafen bereits, denn er wurde von einem älteren Melandru-Geweihten in Empfang genommen, von dem später einige behaupteten, es hätte sich um Vasil Baranova gehandelt.

    Um den engen Vertrauten der Gräfin von Eichenweiler zu sehen, war der Caldwell allerdings offensichtlich nicht gekommen, denn er unterhielt sich kaum zwanzig Minuten mit ihm, ehe es ihn weiter auf eine der Dachterrassen des Klosters zog. Dort eilte ihm seine jüngste Schwester, Rowenna Caldwell, entgegen, die in den vergangenen Monaten auf einer Pilgerreise im Dienste der Göttin unterwegs gewesen und erst unlängst mit dem Geweihten zurückgekehrt war.

    Die Begrüßung der beiden Geschwister viel erwartungsgemäß herzlich und liebevoll aus. Der alte Melandru-Priester ließ ihnen Zeit für sich, ehe man sich später wieder zusammenfand und gemeinsam ein kleines Mahl einnahm. Der Graf blieb über Nacht, sodass am götterfelser Anwesen lediglich Vale Caldwell zu sehen war, wie er seine üblichen Runden mit seinem Jagdhund drehte.


    Ruhig lag das Stadtanwesen der Familie Caldwell in den vergangenen Monaten am Rand des Ossa-Viertels. Treuhändisch gepflegt von einem eigens von Celia Caldwell dafür eingesetzten Verwalter, der sich gewissenhaft darum gekümmert hat, dass Gebäude und Außenanlagen in Schuss gehalten werden. Üppig zeigen sich momentan Fackellilien, Astern, Silberkerzen und Anemonen zwischen den farbigen Gräsern, die den kleinen, aber liebevoll bepflanzten Garten zu einem leuchtenden Flecken inmitten der Stadtmauern machen.

    An diesem Morgen ist das Treiben rund um das Grundstück jedoch ein anderes als noch in den zurückliegenden Wochen. Fenster werden aufgerissen, Räume gelüftet, Teppiche ausgeklopft, und aus der Küche dringt ein gut gelaunter, wenn auch nicht immer ganz tonsicherer Gesang; begleitet von geschäftigem Geklapper.

    Graf Jasper Warren Cedric Caldwell, das Oberhaupt des krytanischen Adelshauses, ist zurück in Götterfels, erzählen sich Dienstboten des nachmittags untereinander. Und angeblich bildet er nur die Vorhut für den Rest seiner Familie, die ihm in den nächsten Tagen folgen soll. Es heißt, er überzeuge sich vom Zustand seiner Besitztümer und lasse diese insbesondere für die Bedürfnisse der Damen vorbereiten. Missis Hemmel, die Köchin, und Hannah, das Dienstmädchen, schleppen vom Markt Vorräte zurück, die eher darauf hindeuten, dass eine Kompanie erwartet wird. Aber so war sie ja schon immer.

    Tatsächlich sah man den Caldwell das Haus nach dem Essen verlassen, um in Richtung der Geschäftsviertel aufzubrechen.