Blubb

Seltsames geht in dieser Welt vor sich.
Ich bin noch nicht lange in meiner neuen Unterkunft und doch dachte ich bereits alles gesehen und gehört zu haben.
Eines morgens als mir die Dienerschaft das Frühstück servierte passierte es. Ich tat mich gerade an einem Hühnerfilet gütlich da vernahm ich dieses nie zuvor gehörte Geräusch: "Blubb"
Sofort ruckte mein Kopf in die Richtung des vermeintlichen Ursprungs dieses Geräusch. Es kam aus dem Raum. 'Der Raum' weil die Dienerschaft dort öfter drin verschwindet, die Tür aber ansonsten stets verschlossen ist.
Der einzige Ort an dem ich noch nicht war seitdem ich hier bin fiel mir dann auf. Ich weiß auch nicht was dessen Zweck ist.


Ich frage also einen der Bediensteten, den Rothaarigen. Ha, das sind doch alle der Angestellten im Haus. Muss ein Faible der Hausherrin sein. Jedenfalls frage ich ihn nach dem Raum. Er lächelt mich dann an und fragt ob ich noch mehr möchte. Da wird einfach die Frage übergangen! Ich verneine die Frage nach dem Nachschlag und weise ihn freundlich darauf hin, dass seltsame Geräusche aus dem Raum kommen. Um der Sache etwas mehr Dramatik zu verleihen, habe ich eine Mehrzahl an Geräuschen genannt, auch wenn ich es nur einmal vernommen habe. Er gibt mir statt einer Antwort ein weiteres Stück Hähnchenfilet und dazu ein Zwinkern.
Hier fiel mir auf, dass ich selten dass erfahre was ich wissen will. Man erzählt warnteiel, besonders die andere rothaarige Angestellte. Oft eine herrlich einseitige Konservation bei der ich lediglich nicke und verständnisvoll dreinblicke. Man erzählt mir all seine Probleme aber nichts über diesen verfluchten Raum?!


Da! Schon wieder. Als ich mich gerade an dem zusätzlichen Stück Hühnerfilet gütlich tat war da wieder dieses "Blubb".


Ich beschloss also mir irgendwie Zutritt zu dem Raum zu verschaffen.


Während ich auf eine Möglichkeit wartete hineinzugelangen, halte ich mich unauffällig in der Nähe auf und lauschte interessiert den Problemen der Rothaarigen, das sich kein Junge für sie zu interessieren scheint. Dabei fiel mir ein, dass es den gestrigen Tag bereits in der Nähe des Raumes stank. Säuerlich und irgendwie als wäre dort etwas vergessen worden. Dies bestärkte mich in meinem Unterfangen der Sache auf den Grund zu gehen.


Schließlich wendet sich die Bedienstete ab um den geheimnisumwobenen Raum anzustreben. Ich sage, dass ich sie dann nicht länger störe und gebe vor, dass ich woanders hingege. Stattdessen warte ich um der Ecke bis sie im Raum verschwunden ist. Oh glückliche Fügung, sie hat die Tür etwas offen gelassen. Paar Augenblicke warte ich, dann husche ich hinterher, ob ich entdeckt werde oder nicht.


Recht dunkel ist der Raum, lediglich schmale verglaste Schlitze in der Wand spenden etwas Licht. Das Dienstmädchen ist bereits auf dem Weg hinaus, also Stelle ich mich lautlos hinter ein Regal. Sie hat mich nicht bemerkt, dafür aber auch die Tür wieder hinter sich zu gemacht. Egal, ich sehe mich weiter um. "Blubb". Es ruft nach mir. Säuerlich riecht es auch hier, ähnlich wie den Tag zuvor jedoch schwächer. Ich finde den Übeltäter schließlich auf einem Tisch stehen. Eine große Schüssel mit einem Tuch abgedeckt. Das Tuch wird bei der mittlerweile pochenden Neugier runter gerissen. Eine breiige Masse ist in der Schüssel. Ich blicke fasziniert hinein als würde ich den Ursprung der Welt ergründen können. Ich merke in meiner Trance gar nicht wie der Teig eine größere Blase wirft und wieder dieses markante " Blubb" ertönt. Vor Schreck stoße ich die Schüssel vom Tisch. Was steht sie auch am Rand? Laut klirrend geht die Schüssel zu bruch und der Brei verteilt sich schwerfällig und gar ächzend auf dem steinernen Boden. Ich glaubte, dass es in meine Richtung zu kriecht, wenn auch langsam. Dennoch laufe ich zur Tür zurück, kratze panisch an der Tür ehe diese auch schon geöffnet wird.


Noch bevor ich in die Freiheit stürmen kann werde ich festgehalten und zu der Hausherrin getragen. Der Unfall blieb natürlich nicht unentdeckt.
Ich wäre in die Speisekammer eingebrochen, hätte den Sauerteig runter geworfen. Seltsame Menschen mit seltsamen Kammern und sauren Teigen.
Ich werde von der Hausherrin auf den Arm genommen und gekrault. Das Dienstmädchen darf die Unordnung beseitigen. Ich solle in Zukunft vorsichtiger sein. Ich maunze also brav bei der milden Schelte und schnurre zufrieden bei diesem verflucht guten Gekraule. Der böse Teig ist auch schon wieder vergessen...





:waldi: Herr Pfote, Kater und Goldstück der Fürstin Casoria