Die kühle Nässe überzog sein Gesicht und wusch die Müdigkeit aus seinen Augen bevor sie sich einen Weg über Nase, Mund und Kinn zurück gen Boden suchte. Plätschernd ließ sie sich zurück in den Eimer fallen, doch das Geräusch der einzelnen Tropfen ging in der Geräuschkulisse des erwachenden Lagers unter.
Lenarius lies den Blick über das Feld vor sich schweifen, kurz blieb er dabei an dem verkohlten Haufen Holz hängen der wenige hundert Schritt von ihm entfernt aus dem Boden heraus zu ragen schien.
Sein Blick schweifte weiter und blieb abermals für einen Augenblick an einem bestimmten Flecken in der Umgebung hängen.
Von seiner Position aus hatte er keinen Einblick, doch genau deshalb hatte Schwarzholz das Feld zwischen diesen Abhängen als ihren Kampfplatz erwählt gehabt.
„Marschiert!“ Donnerte der Befehl von irgendwo zu seiner Linken. Einen Moment dauerte es bis sich die Formation in Bewegung setzte, doch dann donnerten die schweren Stiefel mit einer scheinbar unaufhaltsamen Einheit über die trockene Erde hinweg.
Sie hatten den Kampfplatz ausgewählt, präpariert und die Zentauren so lange gelockt und getriezt bis sie ihnen hier her gefolgt waren. Nach den ersten Gewehrsalven hatten sich die Vierbeiner soweit wieder gesammelt das sie begonnen hatten ihre Verwundeten ein zu sammeln und so etwas ähnliches wie eine Formation zu bilden und dies war der Moment wo die Liniensoldaten auf den Plan traten.
Schritt um Schritt näherten sie sich den Zentauren die sichtlich unter Druck gesetzt wurden.
„Wir sind Stahl und Stahl bricht nicht!“ Donnerte ihr Kampfschrei während eine lückenhafte Salve von Pfeilen auf ihre Schilde nieder prasselte.
„Wir sind Stahl und Stahl bricht nicht!“ Donnerte ihr Kampfschrei als ein Teil der Zentauren begann ihnen entgegen zu Stürmen, während ein anderer Teil zurück blieb, orientierungslos.
„Wir sind Stahl und Stahl bricht nicht!“ Donnerte ihr Kampfschrei als behaarte, muskelbepackte Leiber sich auf Stahlspitzen aufspießten und sich gegen gerüstete Leiber warfen.
„Hab gehört das wir Morgen hier verschwinden, uns auf gen Süden machen.“ Jarmis trat neben ihn und hielt ihm einen einfachen Holzbecher mit Wasser vor die Nase. Während Lenarius den Becher entgegen nahm folgte der Elonier seinem Blick über das verbrannte Holz und zu dem gestrigen Schlachtplatz.
„Irgend so ein Adeliger hat gute Münze springen lassen das wir bis hinab in den Funkenschwärmersumpf marschieren sollen.“ Lenarius blickte auf, der Becher ruhte bisher unangetastet in seiner Rechten. „Du bist zu Neugierig. Was sollen wir dann dort?“ Der Becher wurde an die Lippen geführt und ein Schluck genommen, dann stelle man ihn wieder ab und nahm sich der vor ihm ausgebreiteten Rüstung an.
Teil um Teil lag sie vor ihm auf einer Leinen-decke und wartete darauf kontrolliert zu werden.
Sein linker Arm schmerzte von der Wucht des Hiebes gegen seinen Schild. Seine rechte Körperhälfte fühlte sich dort seltsam taub an, wo der Zentaure gegen ihn geprallt war und er hatte den Geschmack von Eisen auf der Zunge. Aus dem Weg hatte der Zentaure Leanrius jedoch nicht schleudern können, zu viele seiner Kameraden standen um ihn herum die allein durch ihre dichte Formation stabilität boten. Der Zentaure hatte es nur geschafft sich in seinen sicheren Tod zu drängen, herbeigeführt von schweren Hämmern und begleitet vom bersten seiner Knochen.
Der unkoordinierte Ansturm der Vierbeiner war schnell vorbei und die Eisernen marschierten mit ungebrochener Entschlossenheit über die Gefallenen hinweg, auf die restlichen Zentauren zu.
Beim Vormarsch ordnete sich ihre Schlachtlinie, wie von selbst neu. Jene die dem Ansturm in erster Reihe ausgesetzt gewesen waren, so wie Lenarius verschwanden weiter nach hinten in den Kampfreihen und wurden durch frische, unlädierte Kämpfer ersetzt.
Jarmis wandte sich um und blickte gen dem zentralen Zelt, Lenarius sammelte seine Rüstungsteile wieder zusammen und folge seinem Freund zurück zu ihrem eigenen. Hier und da grüßte man einem Kameraden der damit beschäftigt war sein Zelt zusammen zu bauen, Vorräte von A nach B zu bringen oder seine Ausrüstung zu verstauen.
Das sie heute Aufbrechen würden war ihnen allen bereits mitgeteilt worden, doch wohin es geht wurde nicht preis gegeben. Jarmis hatte seine eigenen Methoden an diese Inforamtionen heran zu kommen und Lenarius hatte sich bereits sehr früh angewöhnt nicht zu Fragen auf welchen Wegen er seine Informationen immer erhielt.
Kaum eine Stunde später, die Sonne überzog gerade erst das Land mit ihren Strahlen, befanden sich die Eisernen in Reih und Glied. Ihre Stiefel trampelten das wenige Grün das sich hier im Hinterland, so nahe an der Front in ihren Weg verirrte schlichtweg nieder.
Schwarzholz marschierte an der Spitze vorweg, so wie es sich nach seiner Meinung für einen Anführer gehörte. Seine Truppe folge ihm.
Es war nur noch ein niedermetzeln der restlichen Zentauren die ihnen in die Falle gegangen waren. Gnadenlos schmetterte sich die Frontlinie der Eisernen durch die verbleibenden Vierbeiner um kurz darauf über die zerschmetterten Leiber ihrer Feinde hinweg zu marschieren.
Das dämmrige Licht der noch aufgehenden Sonne hatte die Krähenfüße vor den Zentauren verborgen, ebenso wie die langen, stabilen Speere die sie mit sich geführt hatten und nun wo das Sonnenlicht hier endlich den Boden erhellte deckte es nicht nur die aus geschwärztem Stahl gefertigten Krähenfüße auf, sondern auch die blutige Ausbeute des Morgens.
Schon bald war auch der letzte kehlige Ruf verstummt und das letzte fliehende Hufpaar in der Ferne verklungen.
Lenarius warf einen kurzen Blick zur Seite, während er neben Jarmis her marschierte. Sein Gepäck lastete auf seinen Schultern, doch war es gewohnt. Er würde gut durchkommen, genauso wie Jarmis, genauso wie der Rest seiner Kameraden die hier mit ihm zurück gen Löwenstein marschierten und von dort weiter gen Süden.