Von Frauen und anderen Geschäften ...

Vor einigen Jahren …


Ein Zimmer ...
„Aber ...“ der halbherzige Widerstandsversuch der jungen Adligen erlag schnell einem gierigen Kuss und wuchs zu einem zufriedenen Seufzen, als sich die Hände des Mannes der Schnürrung des engen Mieders widmeten und die Frau geschickt von ihrer störenden Kleidung befreiten.
Geflüsterte Liebesschwüre brachen die letzte Verteidigung und schon lenkten starke Hände den zierlichen Körper zu dem schmalen Bett, auf dem die blasse Haut der Frau mit dem Laken verschmolz und dem Geliebten ein Lächeln auf die Lippen zauberte.


Ein Windstoß drang durch das geöffnete Fenster und ließ die Flammen der wenigen Kerzen flackern, die den Raum in schwaches Licht tauchten. Erschrocken hob die Adlige den Kopf und starrte zur Tür, doch sogleich war eine Hand zur Stelle, die ihr beruhigend über das dunkle Haar strich und ein Mund, der seliges Vergessen versprach. Schnell schwand die kurze Unruhe und das Paar verlor sich in seinem leidenschaftlichen Tanz ...


Gerade als sie sich erschöpft an den Brustkorb ihres Geliebten drückte, immer noch zitternd unter der verklingenden Leidenschaft, donnerten Schritte durch den Flur und wandelten das innige Glück in blanke Panik. Hastig sprang der Mann auf und griff nach seiner Kleidung. Noch während er sich zu seiner Gespielin beugte, um ihr einen letzten Kuss zu stehlen, wurde die Tür aufgerissen. Kalter Stahl grüßte das Paar, gefolgt von drohenden Rufen und blinder Wut. Eilig hastete der Liebhaber zum Fenster und entging nur um Haaresbreite der Klinge, die dicht an seiner nackten Haut vorbeischrammte …





Tage zuvor ….


Eine Gasse ...
„Die?“, die behandschuhte Hand des Rothaarigen deutete fragend auf eine dunkelhaarige Adlige, die gerade mit ihrer Zofe an den Marktständen vorbeiflanierte. Seine Begleitung nickt. „Genau die.“
Ein Grinsen huschte über die Lippen des Mannes und er lehnt sich an die Hausmauer. Seine goldenen Augen ruhten auf den Frauen. „Ein hübsches Ding.“ Wieder folgte nur ein Nicken des dunkel Gewandten.
„Zwei Gold.“
Das Nicken blieb aus, stattdessen folgte ein entrüstetes Schnauben. „Du spinnst doch.“
Der Rothaarige winkte ab und zeigte ein schäbiges Grinsen: „Ein neues Leben sollte doch ein paar Münzen wert sein oder?“
Grollend strich sich der andere über die Geldkatze am Gürtel. „Ein Drittel jetzt, den Rest, wenn du Erfolg hattest.“
Schmunzelt stieß sich Aiden von der Hausmauer ab und streckte seinem Gegenüber die offene Handfläche entgegen. „Einverstanden.“
Der Blick des Geschäftspartners blieb finster, als er seine Tasche öffnete und einige Münzen abzählte. „Enttäusch' mich nicht.“
„Vergiss lieber nicht, mich zu bezahlen“, erwiderte der Mann, nahm das Geld entgegen und verschwand nach einem flapsigen Gruß in den Gassen des Viertels.



Stunden vorher …


Eine Gasse ...
„Dir ein blaues Auge schlagen?“, der grobschlächtige Mann lachte kehlig, „Richter, dafür würde ich dir sogar Geld zahlen.“
Der Rothaarige erwiderte mit einem breiten Grinsen und beschrieb eine auffordernde Geste mit der Hand. Na dann.“
Sein Gegenüber stockte kurz und klopfte Aiden gegen die Schulter. „Vergiss es. Und du bist sicher, dass die Kleine alleine sein wird?“
„Ja“, er nickte, „sie rennt immer nur mit der Zofe herum und die stellt keine Bedrohung dar.“
„Ich hoffe es für dich, Richter.“
„Jaja“, er winkte ab und schlenderte an seinem Gesprächspartner vorbei, „haltet Euch einfach an die Abmachung und alles wird gut.“



Etwas später …


Eine verwinkelte Seitenstraße ...
„Hilfe!“, der Schrei der panischen Adligen hallte durch die Straßen. Ihre Zofe hatte bereits den schnellsten Ausweg gesucht und war bewusstlos zusammengeklappt.
Die drei vermummten Gestalten kamen immer näher, zwei trugen Dolche in den Händen, der letzte, fast doppelt so breit wie seine Kameraden, schwang einen Todschläger in den Pranken. „Schrei für uns kleines Vögelchen“, brummte er amüsiert.
„Was wollt Ihr? Geht weg, die Seraphen kommen schon“, stammelte die verängstige Frau und wich weiter zurück, doch die drei Männer folgten ihr. Der erste streckte die Hand nach ihr aus und packte sie am Arm, doch obwohl sie sich in wilder Verzweiflung wehrte, gelang es ihr nicht, sich aus diesem Griff zu winden. Fast spielerisch leicht riss ihr Gegner die Wehrhafte von den Beinen.


Als sie am Boden aufschlug, nahm sie eine Bewegung war. Eine vierte Gestalt hatte sich dem Kampfplatz genähert. Dann ging alles sehr schnell. Der erste Angreifer knickte unter einem schmerzhaften Aufstöhnen ein, als ein schwerer Stiefel ihn direkt in seine Kniekehle traf. Sein Gefährte fuhr herum und stach blindlings ins Leere, denn der neue Kämpfer hatte sich flink weiterbewegt und war hinter den Messerschwinger gehastet, um jenen mit einem schnellen Stoß in den Nacken auszuschalten.
Blieb nur noch der Hüne, dessen freudiges Grunzen seine Kampfbereitschaft deutlich signalisierte. Ein Messer blitze in den Händen des anderen Mannes auf und die beiden lieferten sich einen schnellen Schlagabtausch. Immer wieder donnerte der Todschläger nur knapp an seinem Ziel vorbei. Doch auch der andere ließ seine Chancen nicht ungenutzt und so trennte ein gezielter Treffer in die Armbeuge den Straßenschläger von seiner Waffe, doch dies spornte jenen nur noch weiter an. Wildes Gebrüll ertönte und ließ die Adlige verängstigt wimmern. Immer heftiger bedrängte er den zum Schutz der Frau Herangeeilten, holte mit der geballten Faust aus, durchbrach die Deckung seines Gegners und erwischte ihn direkt im Gesicht. Der Mann kippte von den Beinen und schlug neben der jungen Frau am Boden auf. Sie erkannte noch feuerrotes Haar und ein unrasiertes Kinn, bevor die Angst ihren Tribut forderte und die Adlige bewusstlos zusammensackte …



Kurze Zeit danach …


Am Lyssa-Schrein ...
Kaltes Wasser rann ihr über die Stirn und tropfte ihr auf den schmalen Hals. Erschrocken schreckte die Dunkelhaarige hoch und blickte er hektisch um. Sie fand sich am Rand eines der einladenden Brunnen des Lyssa-Schreines wieder. Eine Hand ruhte an ihrer Schulter, ein kräftiger Griff, der sie stabilisierte und verhinderte, dass die Frau zur Seite kippen konnte, ein feuchter Lappen klatschte auf ihren Schoss. „Langsam, Schönheit“, eine dunkle Männerstimme durchbrach die Stille, „lass dir Zeit.“
Sie fuhr mit dem Kopf zur Seite und blickte in stechend goldene Augen, abgerundet durch ein schelmisches Lächeln. Lediglich eine violette Rötung um das rechte Augen herum störte das Bild. „Was, wie …?“, ihr kamen nur gestammelte Fragmente über die Lippen.
„Sssscht.“ Ein Finger legte sich über ihre Lippen und das gewinnende Lächeln des Retters wurde breiter. „Beruhig dich erstmal, Kleines ...“



Zwei Tage später …


Eine Herberge …
„Heute Nacht also?“ Der junge Adlige marschierte unruhig auf und ab. „Du denkst an alles? Das Fenster, das Blut?“
Aiden verharrte bequem in seinem Stuhl und wippte nach hinten, sein linkes Bein hatte er auf die Tischplatte gelegt. Natürlich“, erwiderte er knapp. Eine Reaktion, die der Nervosität des Adligen keine Milderung brachte.
„Es geht für dich um nicht gerade wenig Gold“, knurrte dieser. Aiden winkte ab, nutzte aber die Gelegenheit, um, entgegen der gelangweilten Miene, die er aufgesetzt hatte, seinen Geschäftspartner aufmerksam zu mustern. Nachdem er nun die Schwester näher kannte, war die Ähnlichkeit zum jüngeren Bruder unverkennbar. Sogar das nervöse Fingerspiel teilten die beiden. „Jaja, viel Gold für mich und ein schicker Titel für dich.“ Der Rothaarige verschränkte die Hände am Hinterkopf.
„Tu einfach, wofür ich dich bezahle“, fauchte der Adlige zurück.
„Sorg du dafür, dass die Gardisten ihre Wachgänge nach Plan durchführen und dein alter Herr nicht zufällig doch noch ausgeht und freu dich auf dein Erbe“, ein schäbiges Grinsen unterstützte die Worte ...



Ein Zimmer …
„Zu einfach,“ schoss es Aiden durch den Kopf, als seine Lippen und Hände den letzten Widerstand der jungen Adligen brachen und sie ihre antrainierte keusche Schüchternheit ablegte. Fast schon gierig erwiderte sie seine Küsse. „Das macht die doch nicht das erste Mal.“ Ein Grinsen huschte über seine Lippen. „Zumindest macht das die Sache interessanter.“


Routiniert entledigte er sie ihrer Kleidung, um sie dann in Richtung ihres Bettes zu dirigieren. Als sie rücklings aufs Laken fiel, stieß das schwere Bettgestell gegen die Zimmerwand. Das Geräusch war kaum zu überhören. Ein Lächeln huschte über die Lippen des Mannes. Bevor er ihr folgte, legte er selbst seine Kleider ab, griffbereit direkt auf den Nachttisch, das Fenster hatte zu bereits zuvor geöffnet. Drei Schritte trennten ihn von dem sicheren Ausstieg. Die Zimmertür war angelehnt.


Die Adlige am Bett gab ein gespielt beleidigtes Wimmern von sich, als der Geliebte sich mit dem Folgen zuviel Zeit ließ. „Das macht die sicher nicht zum ersten Mal.“
Langsam beugte er sich über sie und bedeckte ihre weiche Haut mit Küssen. „Der beste Teil daran.“ Er reizte sie weiter und sie erlag seinem Spiel. Während er ihren Blick mit wilden Küssen band, glitt der Handrücken seiner Linken über ihren Oberschenkel, als sie wie erwartet das Bein leicht anwinkelte, zerdrückte er die kleine Kapsel, die er an seinem Lederarmband fixiert hatte und ein paar Tropfen verräterisches Schweineblut befleckten das helle Bettlaken unter ihrem Schenkel.


Lärm drang durch das Fenster ins Zimmer. Wachwechsel, ungefähr eine viertel Stunde, bis der erste Soldat unter dem Fenster der Adligen vorbeikam. „Alles läuft nach Plan.“


Plötzlich schlug einer der Fensterladen gegen die Hauswand und ließ die Adlige hochfahren, doch schon war Aiden zur Stelle, um ihre Unruhe in Leidenschaft zu wandeln. „Viel zu einfach.“
Er schonte sie nicht und trieb sie immer weiter an, ein neckischer Biss, ein flehendes Flüstern und die Frau ließ ihre Hemmungen endgültig fallen. Ihre lüsternen Schreie hallten durch die Nacht.


Erschöpft fiel sie in seine Arme und säuselte ihm Liebesbekundungen ins Ohr. „Bald.“ Aiden konzentrierte sich auf die Umgebung, die Worte der Adligen erreichten ihn nicht.
Und schon war es so weit. Das Scheppern schwerer Stiefel dröhnte durch die Gänge. Erst, als die Tür aufgerissen wurde, reagierte auch die Frau und bedeckte ihren nackten Körper mit einem Pelz. Aus ihrem Blick sprach blanke Panik. Aiden war unterdessen längst aus dem Bett gehuscht und hatte seine Kleidung gepackt. Sowie der schwer gerüstete Wächter einen guten Blick auf beide erhaschen konnte, beugte er sich zu seiner Gespielin und hauchte ihr einen Kuss auf die Lippen. Um dann schnurstracks seinen Fluchtweg anzusteuern und das Zimmer gerade noch rechtzeitig durch das Fenster zu verlassen …





Am Tag danach, Gassengeflüster …


„Hast du gehört? Baron Veranum hat seine Tochter verstoßen!“ Die Marktfrauen steckten verschwörerisch die Köpfe zusammen.
Ein älteres Weib nickte eilig. „Ja, hat sie mit einem Kerl im Bett erwischt! Im eigenen Elternhaus!“
„Typisch Adelspack!“, warf die Obstverkäuferin ein, während sie ihre frische Ware einsortierte, „Verkommen vom Scheitel bis zur Sohle!“
„Sollte die Tochter nicht in wenigen Wochen heiraten?“
Wieder nickte eine der Frauen. „Ja, wird wohl nichts. Die feinen Herrschaften wollen ja keine gebrauchte Ware.“
„Der jüngere Sohn soll jetzt alles erben.“
„Gut so! Der machte ohnehin immer einen besseren Eindruck ….“