Pallasch

Das blonde Mädchen verspürte eine Mischung aus Ekel und
Mitleid, als es ihren Blick durch das Fenster hindurch auf das weite Tor des
Anwesens ihres Vaters lenkte. Normalerweise passierten es Kutschen mit
geschmückten Pferden und Männern in edlen Stoffen als Begleitung.



An diesem Tag waren es zwei Knechte ihres Vaters, die einen
mit Schlamm verdreckten Mann, der nurnoch in seine Bruche gekleidet war, an den
Armen über den vom Regen aufgeweichten Boden nach draußen schleiften. Sie
kannte alle drei, die das Gelände verließen. Die Knechte waren beide aus
Götterfels, Söhne von Handwerkern oder irgendwelchen Tagedieben.



Der wimmernde Mann den sie vor das Tor warfen, war ihr
Reitlehrer. Ihr ehemaliger Reitlehrer, ab diesem Zeitpunkt. Als vierter Sohn
irgendeines reichen Kaufmannes hatte man ihm erlaubt dem Juwel des
beschaulichen Anwesens Reitunterricht zu geben. Das hatte sie sich gewünscht.



Sie hatte den Mann, der sich Thomas nannte und abgesehen von
seiner krummen Nase nicht hässlich war, nie wirklich kennengelernt, aber sie
wusste, dass sie trotzdem ein wenig verknallt in ihn gewesen sein musste.



Er hatte, als sie im Hof auf ihren Gaul steigen sollte, seine
Hand an ihrem Hintern. „Aufsteighilfe“, plädierte der Reitlehrer. Dem Protest
der Dreizehnjährigen, man solle Thomas vergeben, hatte ihr Vater allerdings
schnell ein Ende bereitet. Seine Reaktion hatte sie nicht miterlebt, zuvor war
sie auf ihr Zimmer gebracht worden. Dafür aber konnte sie die Folgen nun beobachten.



Das Klicken der Tür holte sie aus ihren Gedanken zurück in ihre
Kammer.