Kapitel 4: Die Bar
Der morgige Tag gestalte sich mit viel Papierkram und Berichten ausfüllen. Das gehörte leider auch zur Polizeiarbeit mit dazu und nicht nur irgendwelchen Halunken in irgendwelchen Seitengassen hinterher zu hetzen. Sent und ich besuchten auch die Jungs von der Spurensicherung und Jayyna, die an der Leiche am herumdoktern war. Bei beiden kam fürs Erste nichts relevantes raus, deswegen mussten wir noch abwarten. Nach einem kurzen Rapport bei Captain Vulgrim zogen wir beide zu später Abendstunde in Richtung Leza's Bar aus. Die Bar war in den edlen Gegenden vom Rurik-Viertel anzutreffen. IhreBesitzerin Leza Taariq, war mal früher eine sehr bekannte und populäre Sängerin gewesen. Sie zog sich nach dem Mord ihres Bruders John Taariq vom Rampenlicht zurück. John, der ein Privatdetektv gewesen und der sich an die Fersen von der damaligen Stadtgröße Ambrosius Veramond aka „Bro“ genannt, geheftet hatte, kam diesem dabei sogar gefährlich nahe, bevor er von Bro's Leuten ausgeschaltet wurde. Captain Vulgrim und Chief Nerrik haben damals den Fall geleitet, als der Chief noch Captain des Morddezernats war. Taariq war kein dummer Mann gewesen und hatte alles was er über Bro's Machenschaften finden konnte an einem sicheren Ort verwahrt, welches von Vulgrim und dem Chief gefunden wurde. Den beiden gelangen damit Bro's Imperium auseinander zu nehmen. Aber es war letztendlich nur ein kurzfristiger Sieg gegen das organisierte Verbrechen gewesen, den wenn ein Platz mal frei war, so wurde dieser nur allzu schnell gefüllt ist. Götterfels...diese Stadt würde sich nie ändern...Cops wie Dronon und ich...wir kämpfen manchmal einen ausweglosen Krieg, wie es schien.
Wir hielten einige Meter vor dem Schuppen an. Eine lilane Neon-Schrift prangte groß über dem Haupteingang mit der Aufschrift: „Leza's Bar“, daneben ein ebenso großes Weinglas, wo sich eine Dame aufreizend auf dem Rand des Glases sitzend räkelte. Leza's Bar war im Gegensatz zu den anderen von Aussen betrachtet nicht so protzig gehalten, wie man es oft im Rurik-Viertel sah. Trotzdem strahlte das Gebäude eine fein abgestimmte Dosis Filigranität und Schönheit aus, eindeutig die Handschrift einer Frau, die wusste was sie wollte. Wir machten uns zum Haupteingang auf und zeigten dem Türsteher unsere Marke. Olaf der Türsteher war ein Riese von einem Mann, fast so groß und breit wie Sentenzar gebaut. Er hatte kurzgeschornes Haar und trug einen schwarzen maßgeschneiderten Anzug. Olaf nickte uns nur zu und ließ uns passieren, wir waren nicht zum ersten Mal hier. Leza's Bar war eines der beliebtesten Schuppen in Götterfels, ein Treff- und Angelpunkt für all die Reichen, Berühmten und für die, die gern so taten. Zum einen weil es die extravagantesten Shows bot, die besten Getränke in der Stadt besaß und zum anderen...weil Leza auch gewisse andere Sachen anbot, Dinge die hinter verschlossenen Türen passierten, sofern man die richtigen Fragen stellte. Offiziell gesehen hätten wir den Laden schon vor Jahren dicht machen können, inoffiziell drückten wir der ganzen Geschichte ein Auge zu, da sich Leza mit der Zeit als sehr wichtige Verbündete und Informantin herausgestellt hatte. Sie bekam all die dreckigen kleinen Geheimnisse mit, die die reichen Schnösel unter einander austauschen und noch vieles mehr. Lezas Informationen hatten sich mehr als einmal bei einem Fall als hilfreich erwiesen. Wenn sich also dieser Cird hier aufhielt, dann würde Leza bestimmt einiges über ihn zu erzählen haben.
Nachdem wir einen edel eingerichteten Empfangsbereich hinter uns gebracht hatten, kamen wir auch schon zum einem riesigen Saal, wo sich die versammelten Damen und Herren in ihren feinen Zwirnen versammelt hatten. Vorne an einer Bühne spielte eine Band eine langsame, traurig-klingende Jazzmelodie, während die Keller und Kellnerinnen zwischen die Menschenscharen hinweg huschten um den werten Herrschaften die Gläser zu füllen. Bei unserem erscheinen zogen wir für einen Moment lang einige Augenpaare auf uns, besonders bei Dronons hünenhaften Gestalt, staunten nicht wenige. Ein ernster Blick meines Partners reichte aber aus, dass sie sich lieber doch anderen Dingen widmeten als uns anzuglotzen, als wären wir das Mitternachtsprogramm.
Einer der Kellner kam auf uns zu, dabei hatte er ein Tablet mit kleinen Snacks und mehreren Weingläsern drauf. Er hatte einen feinen weißen Anzug an, mit einer schwarzen Weste, auf dem sich silberne Knöpfe befanden, gepaart mit einem höflichen Gesichtsausdruck, auf dem sich ein ergebungsvolles lächeln abzeichnete, als wäre er höchst erfreut uns zu sehen. Letztendlich diente dies eh nur dazu am Ende ein gutes Trinkgeld abzubekommen und nicht, weil er uns so sehr leiden konnte.
„Hätten die Herrschaften gerne einen Drink ?“ ,sprach der Kellner in einem ebenso höflich-ergiebigen Tonlage, hielt dabei das Tablett uns entgegen. „Keine Zeit, Sportsfreund. Sag uns eher, ob deine Chefin heute Abend hier ist ?“, Sentenzar hatte schon immer diese freundliche Art, Leute zu fragen, ganz besonders, wenn sie ihn nervten, was meistens der Fall war oder die Zeit drängte. So schaute auch der Kellner relativ überrascht aus, als Sent doch einen recht barschenTonfall anschlug und seine Arbeitgeberin so unformell erwähnte. „Äh...dass weiß ich nicht, Sir“, gab der Kellner wahrheitsgemäß zurück. „Dann los, mein Junge! Auf, wir sind zwei schwerbeschäftige Männer hier!“
Der Kellner düste recht verwirrt von dannen, aber er blieb nicht lange weg und brachte eine zweite Person mit. Der Mann war in der selben Aufmachung gekleidet wie der vorherige, strahlte aber eine gewisse Präsenz aus, die den anderen Bediensteten fehlten. Er musste wohl sein Vorgesetzter sein. „Ich habe von meinen Kollegen vernommen, dass sie gerne mit Miss Taariq sprechen wollen ?“, der Mann sprach sehr vornehm wie sein Kollege, nunja war das hier auch ein Edelschuppen, da wurde sowas nunmal erwartet. „Ja, ich weiß Miss Taariq ist vermutlich sehr eingespannt, aber es ist von dringender Wichtigkeit, dass wir sie sprechen.“ „Es tut mir sehr leid mein Herr, aber Miss Taariq möchte heute Abend auf keinen Fall gestör....“, weiter kam er nicht, da Dronon sich einfach den Kerl schnappte und ihn in die Luft hob. „Du wirst uns jetzt verdammt nochmal zu deiner Chefin bringen oder ich werd gleich ein paar Takte mit dir wechseln.“, knurrte Dronon ihn zähneknirschend entgegen. Der Mann bekam es mit der Angst zu tun, dass konnte man ihm ansehen und er sprach auch nicht mehr so ruhig wie vorhin. „I-ich...ich versuche es, mein Herr. Aber lassen sie mich runter.“, stotterte der Mann angsterfüllt zurück. Dronon starrte den Mann noch einen Moment zornig an, ließ den Kerl aber doch ziehen und der hatte es auf einmal sehr eilig von uns wegzukommen. Ich seufzte auf, Dronons Art zu arbeiten hatte uns schon mehr als einmal in Schwierigkeiten gebracht, auch wenn es manchmal seinen Nutzen hatte. Natürlich hatte Dronons Aktion wieder ein paar argwöhnsiche Blicke auf uns gezogen, aber bevor ich mir darüber weiter Gedanken machen konnte erschien dieser Vorgesetzte wieder und verkündete, immer noch recht nervös: „Miss Taariq erwartet die Herrschaften in ihrem Büro. Wenn sie mir folgen würden.“ „Na endlich...“, grollte Dronon noch leise, ehe er dem Mann zu folgen begann. Auch ich setzte mich in Bewegung.
Dronons aufbrausende Art hin oder her, wir kamen der Sache einen Schritt näher und hoffentlich hatte Leza ein paar Informationen, die sich als nützlich erweisen würden...
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