Athes Tagebuch: Krieg und ein Ass im Ärmel

Athes zog die zerlumpte Decke enger um sich. Er befand sich in seinem Zimmer im Nest, hockte direkt vor dem alten abgenutzten Ofen in dem ein kleines Feuer prasselte, welches die Morgenkälte aus dem Zimmer treiben sollte. Es fühlte sich zumindest an wie morgens, auch wenn es bereits spät am Mittag war. Nachdem er das Gefühl hatte, er könnte seine Finger wieder anständig bewegen holte er den alten abgenutzten Lederfolianten hervor, indem er die Seiten seines Tagebuchs aufbewahrte, bewaffnete sich mit einem Kohlestift und altem Pergament und begann zu schreiben.


Tagebucheintrag vom 26ten Tag, Changhai, 1326 NE


Ich werde dieses mal nicht damit anfangen, über die Kälte zu meckern. Glücklicherweise sorgen meine Jungs und Mädchen immer dafür, dass es genug andere Sachen gibt über die ich mich aufregen kann. Wobei es eigentlich nur die Kerle sind und da auch nur zwei... Und ein alter Bekannter. Und das Geld. Wir haben schon länger keine großen Sachen mehr gedreht und das gesammelte Gold rinnt einem nur so durch die Finger, wenn man ein dutzend Mäuler versorgen muss und nebenbei noch Waffen und Sprengstoff, dazu komm ich später, besorgen muss. Wäre ich ein größerer Mistkerl würde ich Kadal bei den Seraphen verpfeifen.


Athes legt den Stift kurz beiseite, er schnaubt leise und holt ein kleines Flugblatt hervor, aufdem das Symbol des Neuen Morgens abgebildet war. Er betrachtete es einen ganzen Moment lang, ließ den Blick über die aufhetzenden Worte gleiten, ehe er es in den Ofen gleiten ließ. Die Flammen züngelten einen Moment um das billige Papier, ehe er sich unter ihrem verzehrenden Hunger schwärzte, krümmte und schließlich verschwand.


Ich habe manchmal das Gefühl, man sollte die nicht zu leicht abtun. Sind vor ein paar Tagen in einem kleinen Marsch durch die Stadt und haben ihre Hetzreden gehalten. Waren fast ein dutzend, aber Kadal war nicht dabei und wenn der Kerl damit beginnen kann die Füße hochzulegen und andere Leute für sich arbeiten zu lassen, wird es ohnehin gefährlich. Eigentlich müssten wir ihre Positionen ja gefallen.. Nieder mit dem Adel, den Seraphen, Reichtum für alle. Aber führt Kadal damit nicht einen Krieg, den er nicht gewinnen kann? Und selbst wenn ein Umsturz in Götterfels gelänge, würde sich doch ohnehin eine neue Führung bilden. Alles was sich ändern würde, wäre dass die Karten neu gemischt würden. Und ich bin eigentlich ganz zufrieden mit dem Blatt, dass man mir in diesem Spiel ausgeteilt hat. Nein... Ich sehe keinen Grund Kadal in seinen Umsturzplänen zu unterstützen. Glücklicherweise hat er nicht versucht uns da mit reinzuziehen. Zumindest bis jetzt.


Ich habe ohnehin meine eigenen Kriege zu führen, wie mir offenbart wurde. Vorgestern kam so ein Kerl an, natürlich 'ne Kapuze auf damit sich jedes Kleinkind beim Anblick in die Hosen scheißt, und meinte uns vor die Wahl stellen zu können, entweder Bros Leute zu verraten und zu vernichten, oder mit ihnen unterzugehen. Hab ihm gesagt er soll sich ficken, elender Penner. Da kann er ruhig 'nen Norn als Schoßhündchen haben und ein paar Leute in der Hinterhand, ich lass mir nicht von irgendwelchen Fremdlingen auf den Teller kacken.


Natürlich hab ich Bros Leuten das ganze direkt gesteckt. Schätze, ich hab jetzt was gut bei denen. Ist auch besser so, schließlich hat Ace mal wieder gehörig Scheiße gebaut. Nomja schien zumindest wirklich dankbar genau wie diese Nara... Obwohl letztere irgendwie 'nen Stock im Arsch hat. Heute kann ich mit Bro reden.. Auf seinem Markt. Ich bin gespannt, wie er sich mir gegenüber zeigt und ob die Dankbarkeit das Missfallen über Ace Aussetzer überwiegt.


Der Kleine ist so dämlich. Und das Schlimme daran ist, dass er nichtmal ein Arschloch ist, er ist einfach verängstigt und dumm. Ich habe ihm gesagt, dass er sich nicht darum sorgen muss, dass dieser Dej ihm was antut, weil ich mich darum kümmere und dann versucht er trotzdem Informationen über den Kerl zu tauschen. Und will ihn dann auch noch aufmischen lassen! Nur weil er das Gefühl hat er würde ihn bedrohen. Klar, dass Bros Leute nicht begeistert sind.


Athes legte wieder erneut den Stift beiseite, ehe er unter die Decke in eine Manteltasche greift und eine seiner Trickspielkarten hervorzieht. Die eine Hälfte zeigte ein Kreuzass, die andere einen Pikbuben. Einen Moment wirkte es so, als würde er die ganze Karte in das Feuer werfen, doch schließlich ließ er nur die Hälfte anschmorren, die den Buben zeigte, ehe er sie zu Boden warf und das Feuer mit einem Tritt seines Stiefels erstickte. Als er den Fuß wieder runternahm war die Bubenhälfte der Karte fast gänzlich weggebrannt, verzehrt vom Feuer und nur das Ass blieb zurück.


Ich muss mir eine angemessene Bestrafung überl

Das Klopfen unterbrach ihn mitten im Satz, die gewechselten Worte ließen ihn seufzend aufstehen.

Ich muss mich um was kümmern. Flam will irgendwas. Klang ernst.


Direkt unter den Eintrag ist noch ein paar wenige Worte geschmiert, enge Schrift fast wie ein Gestädnis.


Achja und Nell und ich vögeln inzwischen. Scheint was ernsteres zu sein. Ich weiß nicht, ob Shane das Gefallen würde, ich glaube er würde mir entweder die Eier abreißen, oder sich darüber freuen, dass Nell mal jemanden gefunden hat, der ihrer würdig ist.