explizite Gewaltdarstellung, Darstellung von Blut, prämortale Verstümmelung
Vier Mal fuhr die Klinge einem Fallbeil gleich zu Boden und trennte mit jedem Mal eine Extremität von seinem Körper. Erst die Arme, dann die Beine. Und er selbst war unfähig, sich zu regen. Die Ketten, die sich um seinen Körper wanden, brannten zwar in blauem Feuer, doch waren nicht heiß und hielten ihn mit einer ungeheuren Kraft am Boden fest. Er, Kolfinn Drachenzunge, hatte diesen Kampf verloren. Und so funkelte er den Kerl, der sich über ihn beugte, mit hasserfüllten Augen an. Wenn Blicke töten könnten. Wenn.
"Töte mich," sprach er mit zitternder Stimme, "doch den Drachen wirst du nie besiegen. Er wird deine Freunde holen, deine Sippe und dann dich und alle Norn. Es gibt nichts, was ihr tun könnt, um ihn aufzuhalten. Ihr seid schwach. Er ist stark."
Zwei dunkelgrüne Augen schimmerten aus dem Sehschlitz des Helmes, als sich der Kerl über Kolfinn beugte. Langsam legte sich der Norn den Zeigefinger dorthin, wo der Mund unter dem Stahl verborgen war und gebot dem Svanir so zu schweigen. "Pssst. Deine Worte vergiften die Stille. Ich bin hier, um dies zu beenden." Blut rann von der Rüstung des Norn. Dieser Typ hatte es geschafft, ihn und seine Brüder zu finden, sich gegen drei zu behaupten und ihn, Kolfinn, festzuhalten und zu verstümmeln. Ein Blick nach links und einer nach rechts zeigte ihm, dass aus den Stümpfen seiner Arme Blut rann. Doch die Ketten waren mittlerweile wieder verschwunden.
"Was denkst du, wer du bist, Schwächling? Der Draff..." Weiter kam Kolfinn nicht, da sich die Hände des Norn in seinen Mund legten. "Schweig." Für einen Moment hatte Kolfinn die Idee, zuzubeißen und den Kerl so seiner Finger zu entledigen. Doch noch ehe er diesen Gedanken zu Ende spinnen konnte, wurden seine Kiefer mit bestialischer Kraft auseinandergerissen und das Gelenk mit einem Krachen zerstört. Er schmeckte nun nichts mehr als Blut im Mund. Seine Augen starrten seinen Bezwinger weiterhin an - auch als dieser Kolfinns Zunge packte und sie mit einem Messer abschnitt.
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Vafthrúdnir erhob sich und betrachtete den Muskel, den er in seiner Hand hielt. Noch immer blickte der Svanir recht böse drein. Sollte er doch, so lange er noch konnte. Ohne Arme und Beine, mit gebrochenem Kiefer und ohne Zunge war es nur eine Frage von Minuten, bis sein Lebenslicht erlosch. Er griff in eine kleine Dose, die er bei sich trug und rieb die Zunge in seiner Hand mit der Paste ein, die sich darin befand. Dann beförderte er sie in einen kleinen Stoffbeutel und blickte auf die Reste des Svanir, der in einer Blutlache schwamm. "Mögen die Geister deine Taten niemals vergessen."
Er wandte sich ab und ließ den Svanir zum Sterben zurück. Das Opfer für den Raben baumelte an seinem Gürtel. Kolfinn Drachenzunge würde die Welt keine Sekunde länger mit seinen Worten vergiften.