Die Beiden Hüter saßen auf einem großen Felsen, von dem aus sie Zinderhang und seine funkelenden
Lichter überblicken konnten. Der eine rot, der andere schwarz, saßen sie zusammen wie zwei
Verschwörer. Lachend und Tuschelnd sah man die beiden jungen Sylvari selten, und die meisten
Bewohner und Gäste Zinderhangs könnten sich wohl, wenn man sie fragte, nicht erinnern so einem
Ereignis je beigewohnt zu haben. Der schwarzborkige Sylvari schrieb eilig hastige Zeilen in ein großes
in leder gebundenes Buch:“ Also ein Gedicht ist das nicht“, sagte er zweifelnd. „Warum denn das
nicht?“ Erwiderte der Rote erstaunt. Etwas schulmeisterlisch erhob der dunkle Bruder daraufhin
seine Schreibfeder:“ Für ein Gedicht brauchen wir ein einheitliches Versmaß und auch ein
einheitliches Reimschemata und überhaupt ….“, er kam nicht mehr dazu seinen Vortrag zu beenden,
als der andere Bruder sich erhob und ihn unterbrach:“ Ich mess Dir gleich mal deine Verse aus, aber
gut ein Gedicht ist es nicht“, in Gedanken versunken rieb sich der rote das borkige Kinn,“… aber ..es
könnte doch ein Lied sein, in Liedern darf man doch Alles“, triumphierend wurde der Besserwisser-
Bruder hinter verschränkten Armen gemustert. Der Schreiber stand nun ebenfalls auf:“Ein Lied, aber
wir haben unterschiedlich lange Textzeilen, das wird schwer darum eine Melodie zu bauen…,“ wieder
wurde der Bruder mit einem Seufzen unterbrochen:“ Also wir halten fest: es ist kein wirkliches
Gedicht.“ Die Worte wurden mit einem Nicken quittiert. „Und ein richtiges Lied ist es auch nicht.“
Wieder ein Nicken. „Dann oh weiser unter allen schwarzmalerischen Dunkelborken, dann sage mir
doch bitte was es ist.“ Es trat ein Moment der Stille ein als beide Brüder sich ansahen und wie aus
einem Munde sagten:“ Es ist, was wir sind.“ Nachdem das fröhliche Lachen verklungen war, schallte
ein Liedergedicht oder ein Gedichtlied über Zinderhang, das trotz des Schiefen Gesangs der beiden
Hüter, dem einen oder anderen ein warmes Lächeln auf das Gesicht zauberte.
Über Wipfel, Hain und See,
schallt des Hüters Ruf.
Trägt der Mutter Liebe
Und des geist´gen Vaters Rat.
Alleine stehen wir auf der Wacht,
doch einsam sind wir nicht.
Verbunden durch der Mutter Traum,
der niemals nicht erlischt.
Ob Drachenzorn, ob Finsternis,
seis Alptraumhof, seis Borkenspliss
Wir gehen zusammen, wir fallen zusammen,
dessen nur sei dir Gewiss.
Magst doch auch nicht singen können,
der andre mag nicht Schwimmen können.
Doch so das Blatt dem Blatt nicht gleich,
so sind Du und er euch doch so gleich.
Über Wipfel, Hain und See,
schallt des Hüters Ruf.
Rein und klar, wie der Mutter Liebe,
beherzt und stark, wie des Vaters Mut.
Wache, erlebe und gedeihe,
Ob Bruder, ob Schwester.
Bist geboren in der Mutter Schoß,
Doch hier in Zinderhang, da wirst du groß.
Und magst Du auch vergessen wofür du einst gefochten,
dann schau nach links, dann schau nach rechts
Dort siehst du dann Deine Geschwister
wie ein ehernes Band aus Leid und Freundschaft, auf ewig mit dir verflochten.
Und kommt der Tag an dem Du welkst,
dann weine ich keine Träne.
Ich schau in der Trauer finstereres Gesicht
und lasse mich leiten von Deinem Licht.
Über Wipfel, Hain und See,
schallt des Hüters Ruf.
Kündet von des Freundes Liebe
weckt mit seiner Seele Stimme meinen Mut.
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