Arlassia stand in der Küche der gemeinsamen Heimstatt am Ofen. Diarmai war gerade gegangen um kurz einige Lebensmittel auf dem Ossamarkt zu besorgen und die kleine Rosalie war endlich eingeschlafen. Durchatmen. Rosalie war in letzter Zeit anstrengend, wollte nicht einschlafen und sehr auf ihre Mutter fixiert.
Der Wasserkessel durchbrach die angenehme Stille mit einem schrillen Pfeifen und die Dunkelhaarige goss den Tee auf den sie gleich mit Diarmai und einem Stück Kuchen verzehren wollte. Gerade, als sie die Teekanne auf den Küchentisch stellen wollte gab es einen heftigen Knall, eine Explosion und die Erde bebte. Zumindest fühlte es sich so an. Arlassia wusste nicht, wie sich ein Erdbeben bemerkbar machte, aber das war der erste Gedanke, der ihr in den Kopf schoss während sie instinktiv Halt am Tisch suchte und es eine erneute Welle gab. Schreie von draußen, Explosionen, bebende Erde, das erzitternde Gebäude, zerberstendes Geschirr, klirrende Scheiben verwandelten das Haus in ein wahres Chaos.. Arlassia verfiel in eine kurze Starre, dann gab es nur noch einen Gedanken. Rosalie! Und genau in diesem Augenblick gab es ein lautes Krachen im Obergeschoss, das Kind schrie auf und Arlassia rannte los. Auf nackten Füßen durch die Scherben, die den Boden der Wohnküche zierten. Den Schmerz bemerkte die Mutter nicht. Sie hastete die Treppen hinauf und nahm innerhalb von Bruchteilen einer Sekunde wahr, daß ein Regal das Gitterbettchen ihrer Tochter nur um ein Weniges verfehlt hatte. Sie riss Rosalie samt Decke aus der Schlafstatt und flüchtete die Treppen schwankend wieder nach unten. Sie hinterließ eine blutige Fußspur, doch immernoch betäubte der Schock und das Adrenalin den Schmerz. "RAUS HIER!" hämmerte es in ihrem Kopf während die Stadt immer wieder unter diesen lauten Explosionen erzitterte und auch das Haus der Herzlichfrauen erschütterte. Haustür... die kurze Treppe hinab... "WEG!" schrie ihre eigene Stimme in ihrem Kopf, das Chaos um sich herum nahm sie nur wie in einem dichten Nebel wahr. Rauchschwaden und aufgewirbelter Staub verdunkelten die Straßen, Menschen rannten panisch und um ihr Leben bangend durcheinander, Dachziegel hatten sich selbstständig gemacht, die Tiere in den Ställen schrien in Todesangst. Arlassias Gedanken waren jedoch nur bei ihrer Tochter. Sie war so sehr auf das kleine Bündel voll Leben in ihren Armen fokussiert, daß sie Diarmai die auf sie zurannte erst bemerkte, als diese mit aufgerissenen Augen bei ihr angekommen war. Die beiden Frauen blickten sich an und Arlassia schrie nur "KELLER!" und Diarmai ergänzte "LAMPE!". Zusammen rannten sie los. Rosalie schrie und schrie und die Herzlichliesen kämpften sich durch die schreiende und rennende Menschenmasse zu ihrem Ziel. Der Schankraum bot das gleiche chaotische Bild wie der Rest des Viertels. Immernoch barfuß und blutend schob sich Arlassia neben der Freundin Richtung Keller, während die Stadt weiter von den Angriffen gebeutelt wurde. Da war sie sich sicher. Kein Erdbeben. Ein Angriff.
Die beiden Frauen hatten den hoffentlich schützenden Keller erreicht und kauerten sich gemeinsam und schwer atmend in eine Ecke. Abwarten. Diarmai und Arlassia schützten das weinende Mädchen auf Arlassias Arm mit ihren Körpern und warteten...
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