Abendgedanken



„Wie kann ich mich noch ihr Freund nennen, wenn ich im Begriff bin, zu zerstören, was sie liebt?“
Einem Schatten gleich wankte Marlene durch das Schlafzimmer. Die dunklen Locken über den Schultern und den Morgenmantel fest um ihren Körper gezwirbelt. Sie war nicht wütend, sie war nicht traurig. Da war nichts. Sie fühlte nichts mehr.


„Willst du denn schreien? Willst du dich denn retten lassen von einem Mann, der Schatten über dich bringt?“ … „Schreie ich denn?“
Langsam bettete sie ihre leere Hülle auf die dunkle Tagesdecke. Die Citrine blickten zur Decke hinauf und sie schloss für einen Augenblick die Lider.


„Doch mir, deinem zukünftigen Mann begegnest du mit solch Misstrauen? Dabei habe ich dir einen Wohnsitz geboten, meine Bediensteten, ...meine Liebe."
Sie drehte ihren Körper zur Seite und blickte auf die Bürste auf dem Frisiertisch. Langsam zog sie einen Arm unter sich um sich aufzurichten. Ihr Augenmerk wurde von dem blassen Mädchen im Spiegel gefangen genommen. Fasziniert sah sie auf das fahl wirkende Gesicht.


„Ich mag dir zuwider sein, ich mag dir keine Freundin sein. Aber ich begegne dir nicht mit Gefühlskälte, wie es das liebste Mittel der Männer zu sein scheint, die dich umgeben.“
Die langen Beine schwangen sich wieder von der Bettkante und die Komtess, fühlte die Kälte die der dunkle Dielenboden über ihre nackten Füße in ihren Körper jagte. Es waren nur wenige Schritte bis zu dem Ort an dem Sophia ihr noch vor ein paar Stunden geholfen hatte.


„Schenke mir deine Hand und lass den Schatten zurück, der dich befallen zu haben scheint.“
Ihre Hand legte sich auf das Gesicht ihres Spiegelbilds. Aufmerksam beobachtete sie wie der Spiegel durch die sich bildenden Frostblumen blind wurde.


„Sage Nein zu ihm, ist das denn so schwer?! Ich verlange nicht mal… “
Die Hand der Komtess zuckte zurück als der Spiegel in sich zusammenfiel. Zitternd drehte sich ihre Handfläche zu ihr. Die Mitte ihrer Lebenslinie war erneut durchbrochen, diesmal von einer Scherbe des Frisierspiegels.


„Solltest du also jemals schwer verwundet werden... komm zu mir.“
„Ich kam hierher mein Freund. Aber du konntest mich nicht heilen.“ Flüsterte sie in das dunkle Schlafzimmer und striff ihren Morgenmantel ab. Mit einem Ruck riss sie den Saum des edlen Stoffs auf und wickelte sich diesen um die Hand.


„Er hat niemanden sonst. Er braucht mich.“
Am Fußende des Bettes rollte sie sich in die Tagesdecke ein und schloss die Augen.


„Hast du dich wohl gefühlt?“ fragte sie Leni als diese dem Diener half, das Gepäck auf der Kutsche zu verstauen. „Habe ich Komtess. Wengenholm ist schön.“ Die Komtess blickte in die Halle des Anwesens und nickte. „Mag sein. - Wir werden nie wieder hierher kommen.“ Ihre linke Hand legte sich in die des Kutschers als er ihr half einzusteigen, die rechte hielt sie an ihren Körper gedrückt.

Kommentare 13

  • 'Ich bin schon Stunden wach, ich hab mich nur nochmal hingelegt!' -anonymer Tagesdeckennutzer


    Schattenmann hat 5 Buchstaben und fängt 'Ae' an?

    • Der Schattenmann hat tatsächlich 8 Buchstaben und ist nicht, wie man von ihm erwartet, der Herr mit den 5 Buchstaben! ;)

    • Tatsächlich ist 'Ae' in dieser Geschichte der Freund, der sie nicht heilen konnte. *nickt gewichtig*

    • "Freund" - *schickt einen bösen Blick*

  • Liest sich wunderschön =)

    • Danke. Und ähm.. Wann kommen wir mal zu dem RP Vergnügen? :D

    • Wenn ich etwas motivierter bin und nicht restlos von PUBG aufgefressen werde :D

  • Großartig. Wirklich großartig!!!

  • Da kann ich mich nur anschließen. Auch wenn ich nicht jedes Zitat zuordnen kann. Die Geschichte nimmt mich mit.

  • Das ist wunderschön gemacht mit all den fragmentierten Zitaten, die man nur zuordnen kann, wenn man die Charaktere und Verquickungen kennt und das Ende ist traurigschön. Ich liebe es. <3

    • Ich verlage ein "Heartbroken"-Smilie. Ansonsten kann ich hier nicht sinnvoll antworten. ;) - Danke! <3