Wie die Arroganz vom Lernen abhält

Sie sitzt am Schreibtisch über den Büchern, die ihr eigentlich etwas beibringen sollen, doch die Feder kratzt nur lieblos Kreise über das Pergament. Ihre Gedanken hängen etwas nach, folgen einer inneren Ahnung und einer Spur, welche sich über Worte legt, denen sie lieber noch folgen will. Kurzentschlossen rücken die Finger die Lehrbücher zur Seite, schließen sie, legen kleine Marker ein damit sie dort weiterlesen konnte, wo sie aufhörte. Ein Stück Pergament wird in die Finger genommen und die ersten Worte finden darauf zueinander. Noch einmal liest sie den ersten Satz und kratzt mit der Federspitze mehrmals darüber um ihn weniger leserlich zu machen. "Denk nach, damit du es los wirst." spricht sich der Verstand hinter hübscher heller Stirn zu und die Feder tupft einmal mehr in dunkle Tinte, folgend auf ein Tuch und dann streicht sie über die Seite.


Da dachte die Arroganz für sich,
sie kann davon kommen mit jedwedem Urteil.
Aufbrausend, tobend und hinterlassend, einsam und allein,
geflutet und verbranntes Land wie Sandkörner zwischen den Fingern.
Denn zu Weilen machte blind, was man im Tiefen empfand.
Was das eigene Denken dir aufgeben wollte,
weil die Wahrheit dahinter tiefer schmerzte als die Lüge.


Man ignorierte und beleidigte gereichte Finger,
weil man bereits in anderen Händen vermeintlich Offenheit fand.
Doch trügte diese oftmals, sah nicht genau hin,
denn das Lachen im Rücken erkannte die Arroganz nicht.
Taub und blind für all dies und betäubt jedwede Ahnung verhasst zu sein
mit Geschenk um Geschenk, Tanz um Tanz im Zwielicht.


Die Arroganz, sie glaubte über Dingen zu sein,
sie glaubte andere klarer zu sehen.
Aber der Glaube allein vermochte nicht zu ändern,
was das kalte Spiegelbild im wachen, weißen Licht aufzeigte.
Es tummelten sich die braunen und mattgelben Flieger,
sie tanzten, summten im Licht um das Spiegelbild herum,
doch löschte man jenes unbedacht, dann waren sie fort
und wanden sich der nächsten Gestalt im Licht zu.


So fürchtete die Arroganz die Schwester Ehrlichkeit kommen,
mit der Einsicht an der Hand, die Wahrheit geleitend.


Am Ende lächelt sie um den letzten Satz, unterstreicht diesen sogar einmal mit einer liegenden Acht und Punkten als Zierde daran. Genug Zeit vergeudet mit eigenen Gedanken, die irgendwo hingeschrieben werden mussten, weil sie sonst nur vom wichtigen Lehrgut ablenkten. Die Feder bei Seite gelegt, werden die Bücher wieder herangezogen. Theorie konnte so grässlich trocken sein, wenn die Praxis einem doch viel eher noch lag. Die Seite mit dem Gedicht? Der Aneinanderreihung von Worten? Sie findet ihren Ruheort irgendwo zwischen grauer und tief schwarzer Theorie in Wort und Formeln, Berichten und Lehreinheiten. Dort wo alles landet, was die Schreiberin von wichtigen Dingen abzulenken wusste.

Kommentare 11

  • Wie ein Lineal einen wieder zum Lernen anhält! Tz.


    Ein schöner kurzer Einblick in eine verborgene Perspektive einer harmlosen Situation. <3

  • Hmm... Schön geschrieben! Macht nachdenklich und spricht an. :) Ich kam nicht umhin mir Gedanken zu machen, was wohl dahinter stecken mag...

    • Dankeschön, es hat mich auch sehr beschäftigt, die Worte zusammen zu schreiben.

  • Interessanter Text. Ich frage mich die ganze Zeit, warum ausgerechnet der Gedanke an die Arroganz sie im Hintergrund so beschäftigt, dass sie ihre Überlegungen niederschreiben muss, um sich nicht mehr selbst damit abzulenken. Ich höre das RP-Hirn meiner Frau rattern: da kann nur ein Mann dran Schuld sein. 8)

    • Aber vielleicht steckt auch eine Frau dahinter. Wer weiß.*g*

    • Ach, Blanche ist nicht engstirnig. Aber wenn eine Frau schlechte Laune schiebt oder irgendwelche negativen Gedanken loswerden muss, ging ihr garantiert ein Kerl auf die Eierstöcke, das ist so ihre Denke, weißt du? :thumbup:

    • *g* zeig mir die eine Frau, die nicht so ist.

    • Desillusionier mich ruhig. Das macht mir nichts aus.

  • Stichwort "Alternative Fakten" :p

  • Richtig so. :)