"Gib dir nicht ... die Schuld ..."
Wenn man denkt, man hätte schon alles verloren, dann meint man auch, dass einen nichts mehr erschüttern kann. Und wenn dann doch etwas völlig Wichtiges verloren geht, dann trifft es einen noch viel Härter.
Sera sitzt oben auf einem Felsen in Löwenstein, hinter ihr das Rauschen eines kleinen Wasserfalls, hat die Arme um ihre angewinkelten Beine geschlungen. Ihre grünen Augen starren leer in die Ferne, hinaus auf das Meer, dass sich schon golden vom Sonnenaufgang verfärbt.
Ihre Haare sind kraus, als hätte sie vergessen sich die Haare nach einem Bad ordentlich zu trocknen.
"Gib dir nicht ... die Schuld ..."
Immer wieder murmelt sie stumm diese Worte, nur schwach bewegen sich ihre Lippen zittrig dabei, während unerbittlich bittere Tränen an ihren Wangen hinab kullern.
Sie wusse nicht, wie sie genau hier her gekommen war. Es scheint ihr Insinkt zu sein, denn dieser eine abgelegene Ort war schon immer ihr Rückzugsort. Seid ihrer Kindheit.
Wann immer sie konnte, war sie hier. Zusammen mit ihrem Bruder und ... Emile.
Da schüttelt sie ein Krampf, als sie in sich zusammensackt und bitterlich aufschluchzt.
Bis vor wenigen Stunden war da noch wer, der hätte ebenfalls hier her gehört. Aber er würde nicht mehr kommen. Vor wenigen Stunden hat er seinen letzten Atemzug getan. Und das in ihren Armen.
"Gib dir nicht ... die Schuld ..."
Verzweifelt schüttelt die Rothaarige ihren Kopf. Seine letzten Worte, seine verdammten letzten Worte haben sich in ihre Gedanken gefressen. Sie haben sich dort eingenistet. So, wie der Anblick. Wie er in ihren Armen lag, und sich alles voller Blut rot verfärbte. Ihre Hände, ihre Kleidung. Seine Rüstung, der Boden und auch der Bach an dem er starb.
"Wie... soll ich deinen... letzten... Wunsch erfüllen, wenn...", spricht sie, flüstert eher, als sie weiter in ihren Gedanken versinkt, "Und... was soll ich... nur ohne mein... Gewissen machen?!"
Immer mehr sinkt sie in sich zusammen, wird immer öfter von Heulkrämpfen geschüttelt. "Wie...?!"
Auch wenn er es war, der ihr schon viel Leid im Leben angetan hatte, auch wenn sie nicht um ihn weinen müsste. Sie tut es. War er es doch, der als Einziges noch aus ihrer Kindheit am Leben war. Bei ihr war und die Rothaarige davor bewahrt hatte, viele weitere Dummheiten zu begehen. Sei es in Amnoon oder in Götterfels. Selbst in der Feste der Wachsamen.
Eine gemeinsame Kindheit konnte man nicht einfach vergessen. Nicht einfach abtun. Wie oft waren sie genau hier an diesem Ort? Zusammen mit Sahin...
Wie oft haben sie zu Dritt auf das Meer gestarrt. Gespielt oder sich später zusammen genau hier betrunken und das Leben genossen?
Jetzt war keiner der Beiden mehr da und jetzt ist dieser Ort so leer geworden.
"Gib dir nicht ... die Schuld ..."
Und wie sich Sera für all das die Schuld gab.
Kommentare 2
Ovy
Das waren alles Wachsame, ja? Und Sera ist die Coole aus der Signatur?
Als Titel hätte ich aber was anderes besser gefunden. Entweder auf deutsch oder „Gib dir nicht die Schuld.“ Oder so.
Sera Autor
Jaa das waren alles mal Wachsame. Uuuund jap, die aus der Signatur.^^
Hm... wenn ich so drüber nachdenke, könntest du recht haben. Ich muss nochmal über den Titel nachdenken!