Eine unerwartete Reise

Der 17. Tag infolge und noch immer kein geeignetes Subjekt. Wir sind Tage von meiner so liebgewonnenen Einrichtung entfernt. Meine letzte Gleichung die ich im Labor zusammensetzte kommt mir wie eine halbe Ewigkeit vor. Leider hat Kru Leiter Kroll die Geduld verloren. Und nicht nur das. Anstatt dass wir uns in einem geordnetem Sechseck bewegen, also an strategisch wichtigen Punkten unsere Suche konzentrieren, laufen wir zu dritt in einem Zickzack voran ohne dass ich an dieser Fortbewegung auch nur ansatzweise einen Sinn erkennen kann. Der Irrsinn wurde dadurch komplettiert als Otoo unserem Kru Leiter vorschlug weiter in den Caledon Wald zu gehen und dieser auch noch zustimmte. Ein Fiasko seltenster Güteklasse. Man sucht kein halbwegs intelligentes Wesen welches zudem auch sehr Magie empfänglich sein sollte im Wald der nie geistig reifenden Baumkinder. Das ist als würde man einen schwarzen Knopf auf einer schwarzen Armatur suchen der gerade schwarz aufblinkt. Auf so eine Idee könnte bestenfalls nur ein Synergetikstudent im Fachbereich Naturwissenschaften kommen.
Nunja. Wenigstens spielt das Wetter mit. Die Sonne scheint seit Tagen, zeitweise unterbrochen von einzelnen Wolkenclustern. Genug Schatten um nicht unter dem roten Laborkittel einzugehen wie ein Zitronenachtel welches mit Mikrowellen bestrahlt wird. Und da es die letzten Tage auch trocken blieb sind mir auch lehmige Fußsohlen erspart. Wir kommen also gut voran, nur liegt die Anzahl der infrage kommenden Testsubjekte bei Null.
Wir sind noch nicht lange im Caledon-Wald, da passiert das nächste Unglück.
"Halt. Kroll. Ich hab hier etwas." spricht Otoo hektisch und bleibt urplötzlich stehen während sie auf das Magimeter schaut. Das führt unweigerlich dazu, dass ich mit der Assistentin des Kru-Leiters Kroll kollidiere, da die Worte der inkompetenten Asura zu spät mein Großhirn erreichen.
"Passt besser auf." blaffe ich die Inkompetenz in Person zischend unfreundlich an.
Dafür werde ich murrend mit einem bösem Blick seitens Otoo bedacht.
"Was hast du denn auf dem Schirm?" fragt unser Kru-Leiter. "Und bist du dir sicher dass es sich nicht um eine Störung oder Interferenz handelt?"
Zurecht wird seine Assistentin dies gefragt, denn es kam bereits vor das wir mehrere Wegstunden einem Subjekt hinterher eilten welches nicht existierte. Hier muss angemerkt werden, dass ich nicht in der Erforschung, Planung oder Umsetzung des Gerätes involviert bin. Zu keiner Zeit.
"Ich bin mir sicher, Kru-Leiter." beteuert Otoo, doch Kroll zeigt nur auf den Magimeter.
"Nimm es auseinander und prüfe das genau. Ich will eine hundertprozentige Sicherheit."
Ich kann erkennen, dass Otoo etwas widerwillig nickt. Während ich also den Zappstrahler senkrecht auf dem Boden abstelle und ihn als Lehne benutze, kramt die Assistentin des Kru-Leiters ihr Werkzeug hervor und beginnt damit den Magimeter in Einzelteile zu zerlegen. Kroll schaut der Asura dabei unentwegt über die Schulter. Daher nehme ich mir die Freiheit meine Aufmerksamkeit auf die Umgebung zu lenken. Unweit von unserer Position scheinen im Nordosten einige Sylvari ihre Behausungen erwachsen zu haben. Doch lebende Exemplare befinden sich aktuell nicht in meiner Sichtweite. Es dauert eine Weile bis Otoo den Magimeter wieder zusammengesetzt hat und mit Krolls Einverständnis eingeschaltet wird. Tatsächlich zeigt die Gerätschaft wieder diese Signatur an.
"Seht ihr! Da ist die Signatur wieder!" gellt Otoo auf. Aufgeregt zeigt sie auf die Anzeige des Magimeter.
Ich enthalte mich und sehe zu Kroll. Er wird entscheiden wie wir weiter vorgehen.
"Gut, dann gehen wir dem nach. Ich gehe voraus. Otoo bleibt direkt bei mir während Grrot mit dem Zappstrahler die Nachhut bildet." bestimmt der Kru-Leiter.
Und genau so wird es auch umgesetzt. Während meine Kru-Mitglieder das Magimeter nicht aus den Augen lassen, kümmere ich mich um eventuelle Gefahren. Früher hätte ich dabei nach der Inquestur Ausschau gehalten, doch das ist nun weniger unser Problem. Wobei es auf die Abteilung ankommt. Doch mein Augenmerk liegt hauptsächlich bei wilden Tieren und dem Albtraumhof. Auch die Untoten sind mittlerweile ein zu vermeidendes Übel geworden. Hier und dort gelangen sie über UNSERE Portale nach Kryta oder eben hier in den Wald. Ganz ohne Vorwarnung und überfallen alles was ihnen in den Weg kommt. Untote Bookah sind in keinster Weise sinniger als lebende Bookah. So eine Vergeudung von Potential.
Wir sind schon eine Weile unterwegs. Otoo ist derweil aufgefallen, dass es zwei Signaturen sind die sich nah beieinander befinden. Natürlich verfolgen wir das Ziel welches mehr Ressourcen aufweist. Ich hätte protestiert wäre die Entscheidung anders gefällt worden.
"Nicht mehr weit." wispert Otoo und bedeutet uns mit einer Geste leise weiter zu gehen.
Wir schleichen uns näher an das Testsubjekt heran. Dabei erreichen wir alte und mit Moos überwucherte Ruinen welche nahezu komplett zerfallen sind. Übrig geblieben ist eine Art Viadukt doch sicher nicht zum Transport von Wasser, denn dieser Gedanke wäre zu logisch für den menschlichen Verstand. Doch genug davon. Unser Testsubjekt zeigt sich kurz darauf und kaum dass ich es erblicke werde ich schon dazu abgemahnt leise zu sein, denn ich kann mir ein enttäuschtes Seufzen nicht verkneifen.
"Ruhe." sagt er zwar leise aber sehr eindringlich.
"Die rötliche Sylvari da wird es sein. Los Grott. Leg an und Ziel auf sie." spricht Kroll wispernd.
Es hat den Anschein als verstecke sich die Sylvari vor Jemandem. So liegt ihr Fokus gänzlich in der entgegengesetzten Richtung. Wir müssen schnell wieder verschwinden um nicht entdeckt zu werden. Wir wissen nicht wann diese andere Person kommt. Oder ob es mehrere Personen sind. Eine Variable die mir weniger zuspricht. Also lege ich den Zappstrahler an und Ziele genau, während sich die anderen Beiden bereit machen die Sylvari gleich frachtfertig zu machen.
Otoo bemerkt nicht, dass sie mit einem Zeh in einer lockerern Schlinge steckt. Läuft der Nichtsnutz los stolpert sie und verrät uns. Da kann ich der Sylvari gleich zurufen: 'Hey du, wir fangen dich jetzt.' Ich kann nicht anders als die Augen zu verdrehen und sehr deutlich auf ihren Fuß schauen. Es dauert eine Weile bis sie versteht was ich meine. Und es dauert einen weiteren Moment bis Otoo ihren Fuß befreit.
Ich lege wieder an. Ganz ruhig. Ich habe noch nie mit einem Gewehr geschossen, doch es ist ganz logisch was zu tun ist. Einmal atmen. Zweimal atmen. Und beim ausatmen geht es los. Ich konzentriere mich wie bei allen Dingen die ich gut machen muss. Es macht einmal ZAPP … dann liegt die Sylvari bewusstlos am Boden.