Paradox - Nefs Charaktergeschichte (Teil 2)

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Um ihn war nur Stille.
Er konnte die Flüssigkeiten in seinen Körper fließen hören, lauter als jeder rauschende Bach.
Luft und Partikel die seine Haut berührten, krachten so gewaltig für ihn, wie ein Felssturz.
Doch all das war beruhigende Stille im Vergleich zur immerwährenden Anwesenheit des Traums.


Die Stille in diesem einzigartigen Augenblick, wenn man durch ein Asura-Portal trat.
Die Stille, wo man als Sylvari genau ein einziges Mal alleine ist.
Ein Zustand - so selbstverständlich für die anderen Lebewesen in Tyria, doch für die Sylvari ein furchterregender Gedanke.
Meistens.


Nef genoss dieses Nichts in diesem Moment. Er wusste zwar, als er das Portal betrat, dass es nur wenige Augenblicke dauern würde, doch freute er sich heute besonders auf diese kurzen Sekunden. Lächelnd durchschritt er den Lila Schein dieser außergewöhnlichen Asura Technologie und trat so in den ruhigsten Ort den er sich vorstellen konnte.


Doch so schnell wie sie begann, war die Stille auch schon wieder fort. Vergangen wie die Samen einer Pusteblume an einem stürmischen Tag.
Noch bevor sein Fuß den Boden des Portalziels berühren konnte, begrüßte ihn eine sanfte, liebevolle Stimme.
"Willkommen zu Hause, mein Kind."


Nefacio blickte auf in die prächtige Krone des blassen Baumes. Und obwohl ihm nicht danach war, lächelte er und flüsterte wortlos.
"Ja, ich bin zu Hause, Mutter..."


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Als Nef in die Omphalos-Kammer kletterte, die Aufzüge im Hain interessierten ihn nie, konnte er ein aufgeregtes Gespräch mitanhören.
"Was soll ich tun, Mutter?", sprach die unbekannte Stimme aufgeregt. Erwidert von einem bekannten: "Was denkst du denn ist das Richtige, mein Kind?" Nef war inzwischen hochgenug geklettert um sehen zu können, wer sich da mit dem Avatar unterhielt. Es war ein Hainhüter. Auch wenn er ihn noch nie gesehen hatte, kannte er ihn. Das war bei fast allen seinen Geschwistern so. Ein merkwürdiges Gefühl begann Nef zu umschmeicheln als der bewaffnete Hüter antwortete: "Auf der einen Seite, wenn Löwenstein angegriffen wird, und Scarlet wirklich diese Marionette bringt, wird die Stadt fallen! Daher wäre es unsinnig einen verlorenen Kampf zu kämpfen. Aber auf der anderen Seite, kann man alles besiegen. Der Pakt hat das bei Zhaitan bewiesen! Und auch hier können wir gewinnen."
Der Avatar des blassen Baumes lächelte: "Du hast dein ganzes Leben gekämpft und verteidigt. Du hättest dir Ruhe verdient. Niemand würde dich verurteilen." Der Sylvari-Gesprächspartner schüttelte den Kopf als er ihr ins Wort fiel: "Aber das wäre nicht ich." "Aber das wärst nicht du", wiederholte die Baummutter.


Nef schwang sich zu einer Öffnung in der Kammer. Als er wieder zu den Gesprächspartner blickte, verneigte sich der Hüter bereits vor dem Avatar und verließ die Kammer auf einem Luftstrom. Nef trat durch die Öffnung, als er seine Mutter schon sprechen hören konnte: "Ah, Nefacio. Ich habe erwartet, dass du hierherkommst... Nach deinem... Streit in Rata Sum." Für sie war es gar nicht mehr erwähnenswert ihn auf den Aufzug hinzuweisen. Er würde ihn, wenn er sie alleine besucht, sowieso nie benutzen. Der Nekromant lächelte: "Ich habe mich nicht gestritten Mutter." Er ging auf den Avatar zu, "Ich habe eine Frage gestellt und wurde hochkant herausgeworfen. Nur wegen Ceara." Langsam und behutsam, als wolle sie ihn nicht zerdrückten, legte die Baummutter ihre Arme um Nefacio als er vor sie trat, liebevoll sprach sie: "Gib Ceara nicht die Schuld." Nef blickte auf: "Wem dann?" "Niemanden", antwortete sie lächelnd, "man muss nicht immer einen Schuldigen für alles suchen was in der Welt passiert." Langsam glitt ihre Hand durch Nefs Blattwerk am Kopf, dann sah sie ihn ungewöhnlich streng an "Genausowenig wie du um jeden Preis dieses Buch brauchst."


Er wand sich aus ihrer Umarmung und verärgert schmetterte er ihr entgegen: "Ich wusste, dass das wieder kommt. Ich kann damit helfen!" "Du wirst darin nichts als mehr Fragen oder Leid finden, Nefacio.", hörte er es aus allen Richtungen beruhigend auf ihn niedergehen. Wie in einem Reflex nahm Nefacio Archeron in die Hand und sah in das Licht der Laterne als er flüsternd erwiderte: "Das kannst du nicht wissen, Mutter." Der Avatar seufzte einen Moment, dann sprach die Baummutter beruhigend weiter: "Du spürst doch, dass Archeron immer schwerer wird in deinen Händen." Nefacio blickte starr und schweigend auf den Stab, als der Baum fortfuhr "Das ist nicht das was Deprea wollte."
Wütend schlug Nefacio mit dem Stabende auf den Boden der Kammer, durch seinen Zorn bildete sich eine schwarze Sichel aus Rauch an der Spitze des Stabes, die jedoch sofort wieder verpuffte: "Lass Deprea aus dem Spiel!", brüllte er dem Baum entgegen, "Du hättest ihn erwachen lassen können! Stattdessen..." Seine Hände umklammerten Fest das Holz von Archeron als er nocheinmal flüsternd wiederholte: "Stattdessen..."
Als der Avatar des Baumes einatmete, konnte man den Wind in seinen Blättern pfeifen hören: "Du weißt, dass das nicht in meiner Macht stand - Nefacio. Soetwas passiert."
Doch dieser schüttelte nur den Kopf und sprang von der Kammer. Der Baum hätte weiter mit ihm reden können, doch respektierte die Mutter die Wünsche ihers Kindes nach Stille. Auch wenn es nur eine Falsche war.


Nef saß auf einem Pilz und blickte in den Sternenhimmel als er es plötzlich kreischen hörte: "Neeeeeeeeeeef!" Und kaum war das 'f' ausgesprochen, wurde er auch schon von hinten umgesprungen und umarmt. Ein junger Schößling drückte sich fest an ihn. "Ich hab dich schon gesucht!", sprach diese, als sie ihn aus großen, weißen, leuchtenden Augen anblickte: "Alles.. Alles in Ordnung?"
Nef wischte sich mit dem Handrücken über die Augen und blickte die junge Sylvari sanft lächelnd an.
"Ja. Alles ist wie immer."