Ihre Entscheidung



„Vielleicht seid ihr noch nicht bereit dafür?“

Diese Frage, die Mister Vitel ihr beim Abendessen gestellt hatte, hing in ihren Gedanken fest. Zusammengekauert saß sie im Dunkeln ihres Salons, nur mit dem Morgenmantel bekleidet. Die sündhaft teuren Zartbitter-Pralinen hatten den perfekten Schmelz, doch der Cognac schmeckte trotzdem bitter. Eigentlich waren sie nicht für sie gedacht, trotzdem hatte sie die Packung geöffnet.


Sie sah zur Kommode hinüber und seufzte leise. Ein leichtes wäre es, das ganze Vorhaben einfach über Bord zu werfen und ihr Leben so zu leben, wie sie es bisher getan hatte.


Der Glockenschlag der Standuhr im oberen Stockwerk verriet die späte Stunde. Langsam sank ihr nackter Fuß auf den Boden und sie wanderte samt Cognacglas und Pralinen zur Kommode hinüber. Sie hatte sich entschieden. Ihr Blick fing sich sofort auf dem kleinen Singvogel aus Papier als sie die oberste Schublade aufzog, mit einem müden Lächeln stellte sie ihr Glas ab.



Als sie wieder nach oben in ihr Schlafgemach schlich, lächelte sie befreiter und wischte sich das bisschen dunkle Schokolade aus dem Mundwinkel. Es war die richtige Entscheidung loszulassen. Im halbvollen Kristallglas sogen sich die letzten, wenigen Glimmstängel die sie noch besaß mit Alkohol voll.

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