Gedanken der Drei: Zuhause (Thalaniel)

Es war früher Abend und der Himmel schien düster. Durch die Strassen wandelte die kleine Gestalt, den Mantel eng um sich geschlungen und die Kapuze in der abendlichen Düsternis weit ins Gesicht gezogen. Das Leder war von der dauernden Nässe mehr als feucht geworden und ein gängiges Platschen liess sich von den Stiefeln vernehmen, wenn diese wieder durch eine Regenlache wateten. Ihre Schritte führten sie vom Grenth-Schrein fort.


„Dunkelheit umgibt Euer Herz... Emotionslose Kälte Euer Sein… Und der Tod folgt auf Eurem Fuss…“


Das Flüstern verfolgte sie durch die Strassen. Schritt für Schritt lief es ihr hinterher, huschte von einer Hausecke zur nächsten, blieb in ihren Ohren hörbar, wenn auch kaum mehr als ein Hauch.


„Düsternis hüllt Euch ein, wie ein schwarzes Seidentuch… und die Krähen verraten den Hörigen Euren Standort in der nebelverhüllten Nacht.


An solchen Abenden sehnte ihr fragiler Körper nach Wärme eines trockenen Zimmers. Nach der Weichheit einer einfachen Matratze, egal ob mit Stroh gefüllt oder die Hängematte aus einem grossen Blatt. Aber ihr Zuhause lag ausserhalb der Lande Krytas. In den Tiefen des Moores der Willoweg-Haine. Dort war es trocken und warm, obwohl eine unnatürliche Kälte daran haftete wie frisches Baumharz an den Fingern. Gleichzeitig war es ihr Arbeitsplatz, befüllt mit Unmengen Alchemisten-Krempel. Es verirrte sich niemand zu ihr. Warum auch? Jeder andere ihrer Art, welche Emotionen spüren konnte, blieb vor einer grauen Wand stehen.
Kurz schlossen sich die dunkelrosanen Iriden der Gestalt, welche ihren müden, durchnässten Körper an die Wand lehnte. Einmal ein tiefer Atemschluck. Sie konnte ihre Maske nicht fallen lassen. Ein zweiter tiefer Atemschluck. Sie würde ihre Maske der gefühlsleeren Freundlichkeit nicht fallen lassen. Vor niemanden. Niemals.


„Im Schatten geboren, dem Licht weichend... trotzend dem inneren Frieden, dem Hass zugetan… Doch berührt vom unausweichlichen Gefühl des Lebens…“


Und doch tat sie es schon einmal. Nein, nicht einmal, mehrmals. Vor der einzigen Person, die gleich, aber doch so unterschiedlich zu ihr fühlte. Sie berührte sie, liebte sie, lehrte sie zu sein. Ihre Geliebte, ihr Licht im Schatten ihres Weges, der nicht freien Willens und doch mit aller aufgebrachter Entschlossenheit begangen wird. Ihre Seele gierte geradezu nach den Berührungen und Liebkosungen der feinen Hand. Den Umarmungen der Liebe und Friedens. Den Küssen aus reinigendem Feuer, sanft wie ein benetztes Lotusblatt am frühen Morgen.


Unuda… Ihr Zuhause.“


Der Windhauch verblasste im Regenrauschen.

Kommentare 10

  • Oh, ich mag diese Melancholie! Du benutzt wunderschöne Worte zum malen deiner Szene. Die Personifikation des Flüsterns hat mir auch sehr gefallen, ein interessanter Charakter! Ich freue mich, dass sie - gerade sie - die Liebe gefunden hat, denn Charaktere, die in solch einer Dunkelheit wandern brauchen sie wohl am meisten.

    • Vielen Dank für die lieben Worte. Ja, das Flüstern... Ich hab den ein oder anderen Char damit ins Verwundern bis schon ins Grausen gebracht, wann immer die Kapuzierte im Grenth-Schrein war. :D Liebe findet und gedeiht an den komischsten Ecken und Enden.

    • Oh Gott, das kann ich mir lebhaft vorstellen! Ich finde sie hat ohnehin eine dunkle mystische Ausstrahlung.

  • PS: Die Geschichte hat sicherlich schon 3-4 Jahre auf dem Buckel, wurde aber nie veröffentlicht-. Sie ist Teil einer Dreier-Reihe und diente ursprünglich, meine Chars vorzustellen, fanden aber bisher wenig Anklang bei der Aussenwelt. Sie stehen für sich alleine.
    Da eine gewisse Schreiberin und RPlerin mich zwingt im neuen Jahr mehr Geschichten zu schreiben, über meine Pflänzchen und Bäumchen, ist dies ein kleiner Vorgeschmack darauf. Du bist übrigens Schuld @Motte :P

    • Ich zwinge dich ab sofort auch!

    • Dann erkläre mir kurz, wie man Leute zitieren kann, damit aus dem @Name entsprechend auch blau wird!

    • Bin dann Mal so frei: @*'Harlem'
      Ohne * geschrieben und alles zusammen.

    • Vielen Dank <3  @Loki

    • HA! Ich war's! Dankessegnungen zu mir! *spreizt die Arme aus*


      Im Ernst, ich freue mich sehr darauf, deine Pflanzen in Geschichten näher kennen zu lernen. (Das klang komisch, aber der Don in mir ist stark.)